Lukkas Erbe by Petra Hammesfahr

Lukkas Erbe by Petra Hammesfahr

Autor:Petra Hammesfahr [Hammesfahr, Petra]
Die sprache: deu
Format: mobi
Tags: Spionage, Belletristik/Krimis, Thriller
Herausgeber: Rowohlt Digitalbuch
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Die Wende

Dieser Nachmittag im August 96, der alles veränderte, hatte für Miriam Wagner und Nicole Rehbach friedlich und harmonisch begonnen. Durch die kleinen Veränderungen der Einrichtung hatte sich die Atmosphäre im Bungalow in den vergangenen Wochen schon stark gewandelt.

An dem Mittwoch bot Miriam ihrer Freundin eine besondere Überraschung. Sie war aufgedreht wie ein Kind, als Nicole sie nach der Frühschicht wie schon so oft besuchte. Miriam öffnete, legte ihr die Hand vor die Augen. «Nicht blinzeln, Herzchen, erst schauen, wenn ich es sage.»

Sie führte Nicole durch die Diele, bei der Tür zum Wohnzimmer nahm sie die Hand weg. «Na, was sagst du?»

Zuerst war Nicole sprachlos. Die dunkle Ledergarnitur mit den hölzernen Armlehnen war durch helle Sitzelemente ersetzt. Der wuchtige Eichentisch hatte Platz gemacht für einen Tisch mit Glasplatte, die bisher nackten Terrassentüren waren mit einem luftigen Seidenstoff verhängt. Ein paar Topfpflanzen hauchten dem grossen Raum Leben ein, ein Schälchen hier, eine Vase dort brachten eine verspielte Note hinein.

«Es geht noch weiter», sagte Miriam und drängte sie hinaus auf die Terrasse. Dort standen Korbmöbel mit dicken Kissen unter einem Sonnenschirm. Der Tisch war schon mit dem neuen Service gedeckt. Zwei Stücke Sahnetorte standen im Kühlschrank.

«Die Landstraße bin ich inzwischen so oft gefahren, dass es anfängt, mich zu langweilen», sagte Miriam. «Jetzt können wir es uns hier gemütlich machen. Setz dich, ich hole den Kaffee und die Torte – aus dem Café Rüttgers, sie soll sehr gut sein.»

Es war ein sonniger, aber nicht zu heißer Nachmittag, Miriam aß ein Stück Torte, statt sich wie sonst üblich zuerst eine Zigarette anzuzünden. Während sie aß, nörgelte sie über den Mais: «Das Zeug macht mich nervös. Darin kann sich eine halbe Armee verstecken und man sieht nichts davon. Sprich doch mal mit deiner Schwägerin. Wenn Patrizia ihren Schwiegervater in spe lieb bittet, vielleicht ist er bereit, die Pampe unterzupflügen.»

«Da wird ein liebes Lächeln nicht viel helfen », meinte Nicole und wollte noch hinzufügen, dass auch Bruno Kleu in diesem Haus eine Tochter verloren hatte. Aber das sprach sie dann doch nicht aus.

Für einen Moment verzog Miriam frustriert das Gesicht und erkundigte sich: «Wen kann ich sonst fragen?»

«Keine Ahnung», sagte Nicole.

Miriam seufzte. Doch zwei Sekunden später lächelte sie wieder, lehnte sich im Korbsessel zurück, zündete eine Zigarette an und sagte: «Das ist heute erst die siebte. Du tust mir wirklich gut, Herzchen. Willst du nicht endlich ja sagen? Zweihundert Mark mehr und irgendwann ein Baby. Wenn Achim Lässler wirklich ein Auge auf dich geworfen hat, vielleicht haben wir Glück, und er bemüht sich mit dem Pflug hierher, um dich zu sehen. Dann wäre der Anfang gemacht und der Mais weg.»

Dass Achim Lässler nur etliche Meter von der Terrasse entfernt im Mais lag und Teile ihrer Unterhaltung verstand, ahnten sie beide nicht. Zu sehen war nichts von ihm. Hartmut Rehbach hatte sich nicht eingebildet, seine Frau wäre beim Schützenfest an der Imbissbude von Achim mit den Augen ausgezogen worden. Als Kind hatte Achim für seine Tante Maria geschwärmt, war mit sechs oder sieben Jahren fest entschlossen gewesen, sie eines Tages zu heiraten.



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