Love Story: Roman (German Edition) by Segal Erich
Autor:Segal, Erich [Segal, Erich]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783104002866
Herausgeber: S.Fischer Verlage
veröffentlicht: 2010-07-29T22:00:00+00:00
Als wir nach Cambridge zurückfuhren, fragte ich Jenny, was sie meinte, wie alles verlaufen wäre.
«Okay», sagte sie.
10
Mr.William F. Thompson, Dekan der Jura-Fakultät von Harvard, wollte seinen Ohren nicht trauen.
«Habe ich recht gehört, Mr.Barrett?»
«Jawohl, Herr Dekan.»
Es war nicht leicht gewesen, es auszusprechen. Es war noch weniger leicht, es zu wiederholen.
«Ich brauche für nächstes Jahr ein Stipendium, Sir.»
«Wirklich?»
«Ja, deswegen bin ich hier, Sir. Sie sind doch für Fragen der Ausbildungsbeihilfe zuständig, nicht wahr, Herr Dekan?»
«Ja, aber das ist doch sehr merkwürdig, Ihr Vater …»
«Er hat mit der Angelegenheit nichts mehr zu tun, Sir.»
«Wie das?» Dekan Thompson nahm die Brille ab und begann sie sorgfältig mit seinem Schlips zu polieren.
«Wir hatten eine Meinungsverschiedenheit, er und ich.»
Der Dekan setzte die Brille wieder auf und sah mich mit dem ausdruckslosen Ausdruck an, den zu meistern man Dekan sein muß.
«Das ist sehr bedauerlich, Mr.Barrett», sagte er. Für wen? hätte ich ihn gern gefragt. Der Kerl wollte mich abwimmeln.
«Jawohl, Sir», sagte ich. «Sehr bedauerlich. Aber deswegen komme ich zu Ihnen, Sir. Ich werde nächsten Monat heiraten. Wir wollen beide den Sommer über arbeiten. Danach wird Jenny – das ist meine Frau – in einer Privatschule unterrichten. Davon kann man zwar leben, aber nicht die Studiengelder zahlen. Ihre Studiengebühren sind recht beträchtlich, Herr Dekan.»
«Äh – gewiß», erwiderte er. Dabei beließ er es. Kapierte der Kerl denn nicht, worauf ich hinauswollte? Warum, zum Kuckuck, glaubte er denn, war ich gekommen?
«Herr Dekan Thompson, ich hätte gern ein Stipendium.» Diesmal sagte ich es geradeheraus. Zum drittenmal. «Ich habe keinen roten Heller auf der Bank und bin bei der juristischen Fakultät bereits eingeschrieben.»
«Ah, ja, aha», sagte Mr.Thompson, und diesmal fiel ihm etwas Technisches ein. «Die Frist für die Anträge auf finanzielle Beihilfe ist längst abgelaufen.»
Womit war diesem Hund beizukommen? Mit den blutrünstigen Einzelheiten vielleicht? Wollte er Skandalgeschichten? War es das?
«Herr Dekan, als ich mich einschreiben ließ, wußte ich ja noch nicht, daß es so kommen würde.»
«Das stimmt durchaus, Mr.Barrett, und ich muß Ihnen sagen, Mr.Barrett, ich finde nicht, daß dieses Amt sich in Familienstreitigkeiten einmischen sollte. Noch dazu in so unerfreuliche.»
«Okay, Herr Dekan», sagte ich und erhob mich dabei. «Ich begreife, worauf Sie hinauswollen. Ich bin trotzdem nicht gewillt, meinem Vater die Stiefel abzulecken, bloß damit Sie für die juristische Fakultät ein Barrett-Auditorium bekommen.»
Als ich mich zum Gehen wandte, hörte ich Dekan Thompson murmeln: «Das ist doch unfair.»
Genau das war auch meine Meinung.
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