Linksaufsteher: Ein Montagsroman by Matthias Sachau

Linksaufsteher: Ein Montagsroman by Matthias Sachau

Autor:Matthias Sachau [Sachau, Matthias]
Die sprache: de
Format: mobi
Tags: Roman
Herausgeber: Ullstein Buchverlage GmbH
veröffentlicht: 2011-04-15T00:00:00+00:00


Samstag

»Ich hätte gerne einmal McMenü mit Hamburger Royal TS, großer Cola und großen Pommes mit Ketchup und zusätzlich eine Portion Mayo, außerdem ein Happy Meal mit Chicken McNuggets und ebenfalls Cola sowie Pommes mit Ketchup und extra Mayo. Dazu bitte noch einen Nürnburger und zum Dessert wähle ich einen McFlurry mit Smarties-Topping und Erdbeersoße. Das wäre dann auch schon alles. Also, vorläufig.«

Niemand bringt eine McDonald’s-Bestellung so flüssig vor wie Tobi. Der Junge hinter dem Tresen zeigt die leichte Andeutung eines anerkennenden Nickens.

»Und was nehmen Sie, bitte?«

»Ähm, kann ich einfach einen Hamburger und Pommes mit Ketchup und eine mittlere Sprite …?«

»Als Happy Meal? Das wäre dann mit kleinen Pommes und nullfünfundzwanzig Sprite.«

Und schon bin ich überfordert. Tobi stößt mich mit dem Fuß an. Ich sage einfach ja. Der McDonald’s-Bestelltresen ist wirklich einer der Orte, an denen man immer wieder gnadenlos vor Augen geführt bekommt, dass Schulbildung alleine nicht reicht. Ich bezahle demütig, und kurz danach kriegen wir unsere beladenen Tabletts.

»Danke für die Einladung, Krach.«

»Keine Ursache, war ja der Deal, Hosenberatung gegen Essenseinladung. Und, mal abgesehen von Hausverbot und Schmerzen im Schritt war die Aktion doch ein Riesenerfolg. Ich hab die Hose sehr liebgewonnen, und wir beide hatten eine schöne Zeit.«

»Hatten?«

»Sie ist mir gestern kaputtgegangen.«

»Oh, wie das?«

»Lange Geschichte.«

Wir suchen uns einen Tisch in einer Nische und ich beginne Tobi über die Ereignisse der letzten Tage aufzuklären. Dazu muss ich natürlich etwas weiter ausholen und bin erst beim dritten Bissen, als Tobi den gewaltigen Essensberg vor seiner Brust bereits verschlungen hat.

»Aber viel wichtiger als die Hose ist, dass ich eine richtig gute Idee kriege, um wieder mit Lena ins Reine zu kommen. Und ich muss überlegen, was das mit Franziska überhaupt gewesen sein soll.«

»Vertrackt, aber sieh es positiv: Du musst dich zwischen zwei Frauen entscheiden. Andere träumen ihr Leben lang davon.«

»Moment, verstehst du denn gar nichts? Ich will nichts von Lena.«

»Hm.«

»Und das mit Franziska … Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich fast denken, ich hätte das nur geträumt.«

»Apropos Traum, du könntest ja auch einfach abwarten, was dir dein nächster Sonntagstraum so bringt. Vielleicht ist es ja diesmal kein Stress-Albtraum, sondern irgend so ein Typ mit weißem Bart und wallendem Gewand erscheint auf einem Hügel und ruft dir zu, was du tun sollst. Na ja, kann auch eine Schildkröte sein oder ein Otter. Kommt ganz auf deine Psyche an.«

»Ach, Tobi.«

»Das war übrigens köstlich, mjam. Danke noch mal.«

»Schon gut.«

Ich schlinge meine Mahlzeit in mich rein, während er sich zufrieden räkelt und über seinen Bauch streicht.

»Ich wünschte, Diana würde mal so fein mit mir essen gehen wie wir heute.«

»Wenn ihre Mannequin-Karriere zu Ende ist.«

»Bin skeptisch.«

Tobi und Diana. Die Schöne und das Junk-Food-Biest. Da haben sich wirklich zwei gefunden. Ich lasse die letzten Pommes stehen.

»Komm, Kaffee trinken wir lieber im Valentin.«

»Bin dabei.«

Wir schieben unsere Tabletts in den Tablettwagen und streben zur Tür.

»He, hallo, wenn das mal nicht der Herr Oliver ist.«

Ich drehe mich um.

»Oh, was für eine Überraschung. Tobi, jetzt lernst du endlich mal einen guten Freund von mir kennen.«

»Tag auch. Gero.«

»Angenehm, Tobias. Und, kennt ihr euch schon länger?«

»Nein, Anton und ich kennen uns schon länger.



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