Liebesfluch by Beatrix Gurian

Liebesfluch by Beatrix Gurian

Autor:Beatrix Gurian [Arena]
Die sprache: eng
Format: epub
Tags: Jugendroman
Herausgeber: Arena
veröffentlicht: 2012-09-19T22:00:00+00:00


13.

Und diese Lügen, sein Sexleben betreffend, haben mich dann darin bestätigt, dass ich für uns doch die richtige Entscheidung getroffen hatte. Allerdings musst du wissen, dass ich trotzdem immer wieder von starken Schuldgefühlen gequält ­wurde.

Es ist Ju.

Ich weiß nicht, ob ich mich freuen oder ärgern soll. Sein Auftritt neulich hat mich ziemlich verwirrt. Er ist mir auf alle Fälle eine Erklärung schuldig! Ich bin gespannt, was er hier will – und warum klingelt er nicht einfach an der Tür?

Ju grinst mich an, als wären wir alte Freunde. Weil er kurze Shorts trägt, sehe ich, dass sein Knie noch immer bandagiert ist, und nur diese Tatsache verhindert, dass ich ihm die Tür vor der Nase zuschlage. Ich bin besonders deshalb wütend auf ihn, weil er es geschafft hat, trotz seines miesen Verhaltens während der letzten Tage in meinen Gedanken herumzuspuken.

»Darf ich reinkommen?«, fragt er leise durch den Türspalt.

»Nach deinem Abgang letztes Mal habe ich nicht die geringste Lust, mit dir zu reden«, sage ich und hoffe doch, dass er bleibt. Aber er soll ruhig wissen, dass ich sauer auf ihn bin.

»Genau deshalb bin ich hier. Ich wollte mich endlich bei dir entschuldigen. Das war wirklich dumm von mir. Aber als ich neulich hörte, dass jemand kommt, habe ich gedacht, dass du in Schwierigkeiten geraten könntest, und nur deshalb bin ich auf und davon.« Er zuckt hilflos die Achseln. »Und du kannst mir glauben, ich habe bitter dafür bezahlt – das schnelle Weglaufen hat meinem Knöchel dann den Rest gegeben, deshalb konnte ich auch nicht früher herkommen.« Er zeigt auf die Gummimanschette an seinem Fuß, die mir noch gar nicht aufgefallen ist.

»Und wieso schleichst du dich hier an und klingelst nicht an der Haustür wie ein normaler Mensch?«

»Vielleicht bin ich nicht normal.« Er grinst dieses entwaffnende Lächeln und verwandelt meine Skepsis mit seinen dunklen Augen in Neugier.

»Also kannst du mir verzeihen?« Er breitet seine Hände neben sich aus wie ein Priester, der um Gottes Gnade fleht.

Ich lasse mich auf mein Bett fallen und weiß gerade nicht, was ich sagen soll.

Er kommt jetzt einfach in mein Zimmer, macht die Tür hinter sich zu und kniet ächzend vor mir nieder, sodass er zu mir hochschauen muss. Was mir die Gelegenheit gibt, sein Gesicht ausgiebig zu studieren. Es kommt mir vertraut vor, dabei sehe ich ihn erst zum zweiten Mal. Seine sehr hohen Wangenknochen, die breite Nase, die in zwei kleinen Clownsknubbeln ausläuft, die blöden Koteletten, die unter seinen dunklen wuschligen Haaren verschwinden. Unwillkürlich muss ich an Felix’ Gesicht denken, das viel breiter ist und doch klarer wirkt, weil er seine langen blonden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammennimmt.

»Lässt du die Typen immer so am ausgestreckten Arm verhungern?«, fragt er angesichts meiner Stummheit.

Ich zucke mit den Achseln. Soll er ruhig ein bisschen schmoren.

»Also erteilst du mir die Absolution?«

»Müsstest du da vorher nicht beichten?«

»Es gibt nichts zu beichten.« Seine Augen verdunkeln sich. Er steht seufzend wieder auf und reicht mir seine Hand. Als ich sie nicht nehme, lässt er sie fallen.

»Jedenfalls gehst du mir nicht mehr aus dem Kopf, seit ich dich das erste Mal gesehen habe.



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