Liebe und Sex im Alten Rom by Alberto Angela & Elisabeth Liebl
Autor:Alberto Angela & Elisabeth Liebl [Angela, Alberto & Liebl, Elisabeth]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi, azw3
Tags: Fachbücher, Politik & Geschichte, Epochen, Klassische Antike, Allgemein
ISBN: 3442158214
Herausgeber: Goldmann Verlag
veröffentlicht: 2014-04-20T17:00:00+00:00
Die übliche Ausrede: Kopfschmerzen
Auch vor zweitausend Jahren mussten die Frauen versuchen, das ungestüme Drängen der Männer »auszubremsen«, ohne ständig nur Nein zu sagen. Doch wie? Die (immer noch aktuellen) Verhaltensregeln von damals mahnen jedenfalls zur Vorsicht. Ein Mädchen darf sich nicht gleich hingeben. Der Mann muss in gewisser Weise »an die kurze Leine« gelegt werden. Er soll sie begehren, aber nicht erreichen können. Das steigert sein Verlangen. Die Frau ihrerseits muss so geschickt sein, ihm einerseits immer wieder die unmittelbare Erfüllung vorzugaukeln, ihm andererseits jedoch im entscheidenden Augenblick den Vollzug zu verweigern … Eine höchst subtile Kunst, die noch heute zahllose »Opfer« in den Reihen des männlichen Geschlechts fordert. Eine junge Frau hat sie auf einen kurzen Nenner gebracht, der vielleicht ein bisschen frivol klingt, aber trotzdem als klare Strategie im Umgang mit Anbetern dienen kann: »Dem einen geb ich’s, dem anderen versprech ich’s!«
Die klassische Entschuldigung der Römerin, um in letzter Sekunde ein Stelldichein abzusagen, bei dem der Liebhaber sicher mit der ultimativen Eroberung rechnete, wird auch heute noch gern vorgebracht: Migräne! Wir werden wohl nie erfahren, wie viele erotische Hoffnungen im Laufe der Geschichte schon an dieser unüberwindlichen Mauer jäh zerschellt sind. Angesichts dieser von alters her gebrauchten Ausrede kann der Mann nur die Segel streichen …
Auf welche Ausflüchte verfiel die Römerin noch, wenn sie nicht wirklich »zur Sache gehen« wollte? Natürlich den Ehemann, der alle Pläne durchkreuzt, der sie mit Argusaugen überwacht oder – noch schlimmer – gar einen Verdacht hegt. Mit solchen Argumenten nimmt man dem Liebhaber jede Waffe aus der Hand, ohne jedoch seine Hoffnungen zu zerstören oder sein Verlangen. Eine durch und durch weibliche Strategie.
Doch die Römerinnen können auch Zuflucht nehmen zu einer Ausrede, die in dieser Form heute nicht mehr funktioniert: zum Gebot der sexuellen Abstinenz, das die Göttin Isis, der viele Römerinnen huldigen, an bestimmten Tagen von ihren Anhängerinnen fordert. Und wann das ist, dessen kann sich kein Mann je sicher sein. So kann man ihn leicht an der Nase herumführen … Allerdings mit Maß und Ziel. Denn wenn ein Mann zu oft zurückgewiesen wird, verliert er das Interesse, macht auf dem Absatz kehrt und wendet sich einer anderen zu, die vielleicht williger ist. Daher heißt es auch, die Frau müsse von Zeit zu Zeit seinem Begehren nachgeben. Hören wir, was Ovid dazu sagt: »Verweigere ihm oft die Nächte, bald schütze Kopfschmerzen vor, bald mag dir Isis einen Vorwand liefern. Dann aber nimm ihn wieder auf, damit er sich nicht daran gewöhnt, dulden zu müssen, und seine Liebe nicht durch häufige Zurückweisung erlahmt.«42
Er rät auch zum Einsatz einer ganz besonderen Waffe, mit der die Frau das Begehren des Mannes wachhalten kann: der Eifersucht. Ein uralter Trick, den nicht nur die Römerinnen heute noch geschickt einsetzen. Denn wenn er einen Rivalen riecht (und sei es ein eingebildeter), wird das Männchen sich sehr viel interessierter zeigen, öfter zu Hause sein und sich auch im Schlafzimmer mehr Mühe geben. Dieses Instrument spielt die Frau seit jeher mit unerreichter Meisterschaft: Sie erzählt ganz nebenbei (ebendies ist so
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