Liebe mich! - Gesamtausgabe by Kate B. Jacobson

Autor:Kate B. Jacobson
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9791025713556
Herausgeber: Addictive Publishing
veröffentlicht: 2014-07-29T16:00:00+00:00

17. Hochzeit auf der Seine

»Als Nächstes bist du dran, liebes Kind«, flüstert mir meine Großmutter leise zu.

Vor uns steht das frischgebackene Brautpaar und lässt sich fotografieren, Notre-Dame im Hintergrund. Das Boot liegt noch am Quai, die Fahrt auf der Seine wird erst später starten.

»Das würde mich doch sehr wundern, Großmutter«, antworte ich zweifelnd.

Plötzlich höre ich Bertilles Stimme hinter mir:

»Zoe, hast du etwa gar keinen Begleiter?«

»Wie du siehst, nein.«

»Wie schade! So ein schönes Kleid und kein Verehrer!«, erwidert sie mit gut einstudierter Unschuldsmiene.

Sie selbst sieht wirklich atemberaubend schön aus in ihrem schwarz-silbernen Etuikleid, den hochhackigen Schuhen, die zu ihren 1,75 m noch einige Zentimeter draufschlagen, und mit dem silberfarbenen Haarband, das ihre beeindruckende rote Mähne bändigt.

»Aber du bist doch auch alleine hier, Bertille?«, erwidere ich.

»Mein Verlobter ist in New York. Ich fliege morgen wieder zu ihm …«, antwortet sie mir hochnäsig und hält mir ihren Verlobungsring unter die Nase, auf dem in einer Platinfassung ein riesiger Diamant thront.

Wow, nicht schlecht!

»Sehr schlicht«, meine ich, ohne dass Bertille meinen ironischen Unterton zu bemerken scheint.

Unter dem Vorwand, meiner Großmutter ein Glas Champagner zu holen, beende ich die unangenehme Unterhaltung. Ich habe keine Lust darauf, mir diesen schönen Abend von Bertille verderben zu lassen. Meine Tante Helene heiratet, es ist der schönste Tag in ihrem Leben und damit ist es auch für mich ein ganz besonderer Tag, denn ich habe meine Tante schrecklich lieb. Bertille hat bekommen, was sie wollte, ich trage dieses schreckliche senfgelbe Kleid, das ich zwar ein wenig ändern ließ, aber bei Weitem nicht ausreichend, um ein schönes Brautjungfernkleid daraus zu machen. Aber Großmutter findet das Kleid bezaubernd, findet mich in dem Kleid bezaubernd und das ist das Wichtigste. Ich gehe erhobenen Hauptes … Also, nicht zu sehr, denn ich muss aufpassen, mich in diesem raschelnden Stoffhaufen nicht zu verfangen.

An der Bar treffe ich Benjamin. Meine Tante kennt ihn, seit er ein Kind war. Er hat sehr viel Zeit bei uns verbracht, daher hat ihn Helene natürlich eingeladen, als sie davon erfuhr, dass er sich gerade in Paris aufhält.

»Du liebe Güte, Zoe, was für ein Kleid! Auf dem Standesamt hatte ich nicht die Gelegenheit, dich darauf anzusprechen. Das ist … Das ist …«

»… hässlich, ich weiß. Tu dir nichts an, das habe ich Bertille zu verdanken, ich habe es nicht selbst ausgesucht!«

»Ah!«, bemerkt er erleichtert. »Ich habe mich schon gefragt, ob dir in Los Angeles die Sonne zu stark auf den Kopf geschienen hat!«

Wir müssen lachen.

»Trotzdem, du siehst sehr schön aus! Auch wenn du bestimmt in deinem Brautkleid noch tausendmal schöner aussehen wirst!«

»Na, das wird wohl noch ein wenig warten müssen …«

»Das hängt nur von dir ab.«

Hilfe! Soll das ein Antrag sein?

Erschrocken schaue ich Benjamin an, der schon fast ein wenig traurig wirkt.

»Benjamin …«, sage ich, ohne recht zu wissen, wie ich fortfahren soll.

»Verzeih mir!«, antwortet er und lächelt verlegen. »Ich hätte das nicht sagen sollen. Als ich dich mit deinem Terrence gesehen habe, habe ich kapiert, dass es für uns zu spät ist, eigentlich ja schon bevor du ihn überhaupt kennengelernt hattest.

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