Liebe im Grand Hotel by Marie Louise Fischer

Liebe im Grand Hotel by Marie Louise Fischer

Autor:Marie Louise Fischer [Fischer, Marie Louise]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: SAGA Egmont
veröffentlicht: 2017-09-19T00:00:00+00:00


Lona Simon zeigte lächelnd ihre schneeweißen Zähne.

'Wie wahr', sagte sie, und ihr spitziger Bleistift glitt über den Stenoblock.

10

Eva Horster hatte noch ein schweres Gespräch vor sich, das sie immer wieder hinausgeschoben und am liebsten ganz vermieden hätte. Aber das war nicht möglich. Sie mußte mit Peter Stünzli, dem Chefkoch des Grandhotel Horster ein ernstes Wort reden. Sie hatte in mühsamer Kleinarbeit festgestellt, daß die Einkäufe für das Hotel, die durch die Küche getätigt wurden, viel zu teuer waren.

Lona Simon hatte ihr auch eine Erklärung dafür gegeben.

'Das ist gar nicht so ungewöhnlich', sagte sie. 'Der Koch bekommt von den Geschäftsleuten Schmiergelder, zum Dank dafür kauft er zu überhöhten Preisen.'

'Das heißt also praktisch, dieser Zuschlag auf Kosten des Hotels wird zwischen den Geschäftsleuten und dem Koch geteilt.'

'So ungefähr.'

'Aber das ist doch kein Zustand!'

'Das schon. Fragt sich nur, ob es ein guter ist.'

'Ich werde so etwas jedenfalls nicht länger dulden!'

'Da bin ich aber mal gespannt', hatte Lona Simon gesagt, 'ich prophezeie Ihnen schon jetzt, Frau Direktor … bei dem geringsten Vorstoß in dieser Richtung wird Peter Stünzli auf und davon gehen.'

Eva wußte, daß eine Kündigung des Chefkochs gerade jetzt, zu Anfang der Saison, einer Katastrophe gleichgekommen wäre. Dennoch bestellte sie ihn zu sich.

Der Chefkoch des Grandhotel Horster war ein athletisch gebauter Mann Anfang Vierzig, mit breitem, ein wenig aufgeschwemmtem Gesicht und zwei flinken grauen, eng beieinander liegenden Augen.

Eva Horster fand ihn nicht sympathisch, aber sie hatte bei ihrer Tätigkeit als Chefin des Hotels gelernt, daß man sich den Angestellten gegenüber nicht von persönlichen Gefühlen leiten lassen durfte. Fest stand, daß Peter Stünzli ein Meister seines Faches war, und das war weit wichtiger als eine angenehme Erscheinung oder eine einnehmende Persönlichkeit.

'Ich freue mich, daß ich endlich einmal Gelegenheit finde, mich mit Ihnen zu unterhalten, Herr Stünzli', sagte sie freundlich, 'bitte, nehmen Sie Platz!'

Er setzte sich schwerfällig, und das Lächeln um seinen Mund konnte nicht über das Mißtrauen seiner Augen hinwegtäuschen. Er war in seiner Arbeitskleidung – großer weißer Schürze und hoher weißer Kochmütze – erschienen. Alles an ihm war makellos sauber.

'Ich habe nicht viel Zeit', sagte er.

Eva zündete sich eine Zigarette an.

'Ja, ich weiß. Ich werde Sie auch nicht lange aufhalten. Aber es gibt etwas, was ich mit Ihnen besprechen muß.'

Sie schob ihm die Zigaretten hinüber.

'Danke', sagte er, 'ich rauche nicht.'

'Wir werden in dieser Saison mehr Kinder als sonst im Hause haben', sagte Eva, 'und ich möchte es so einrichten, daß sie gemeinsam und zu ganz bestimmten Zeiten essen. Mittags um zwölf und abends um sechs Uhr.'

'Das geht nicht', erklärte der Koch wie aus der Pistole geschossen. 'Das Menü ist mittags nicht vor halb eins fertig und abends erst um halb acht.'

'Ich habe nicht an das Menü für die Erwachsenen gedacht', sagte Eva. 'Es wäre bestimmt rentabler, wenn wir für die Kinder extra kochen würden.'

'Aber –'

Peter Stünzli wollte schon wieder einen Einwand machen, aber sie ließ ihn nicht zu Wort kommen.

'Ich weiß, daß das allerhand Umstände für Sie mit sich bringt', fuhr sie fort, 'aber versuchen Sie doch, bitte, meinen Standpunkt zu verstehen. Besonders abends würden die Kinder im Speisesaal stören.



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