Liebe bis ans Ende der Welt (German Edition) by Susan Waggoner

Autor:Susan Waggoner [Waggoner, Susan]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: bloomoon
veröffentlicht: 2015-01-23T05:00:00+00:00

Kapitel 8

… und wiedergefunden

Innerhalb eines Monats hatte Liza alle notwendigen körperlichen und psychologischen Tests hinter sich gebracht und wurde ins Ausbildungsprogramm der Zeitflotte aufgenommen.

»Ich komme mir wie eine Soldatin vor«, sagte sie zu David, als sie ihm das Zulassungsschreiben mit dem Siegel der Allianz der Weltdemokratien zeigte.

»Absolut. Gefreite McAdams.« Er grinste und zog eine Augenbraue hoch. »Bei uns geht es eigentlich nicht so militärisch zu, weißt du. Die Zeitflotte gehört nur aus praktischen Gründen zum Militär.«

»Das verstehe ich nicht ganz.«

»Als man entdeckt hat, wie man Zeitreisen machen kann, war der Regierung sofort klar, dass sie die Kontrolle darüber behalten musste. Sonst hätte es schon bald alle möglichen Schmuggelgeschäfte gegeben, ganz zu schweigen von illegalen Exporten und Importen.«

Liza versuchte sich vorzustellen, was geschehen wäre, wenn jemand mit Schockbomben im 12. Jahrhundert aufgekreuzt wäre und die dort meistbietend versteigert hätte. Oder selbst wenn jemand in guter Absicht gekommen wäre, um etwas Kostbares vor einer drohenden Katastrophe zu retten. Was wäre geschehen, wenn jemand in Leonardo da Vincis Atelier zurückgereist wäre und die Mona Lisa gekauft und direkt nach Neu-Erde transportiert hätte?

Menschen bestanden aus Zellen, die sich kopieren ließen, und irgendwo in diesen Zellen war all das angesiedelt, was eine Person zu einem einzigartigen, ausdrucksstarken Individuum machte. Deswegen funktionierte das Duplizieren und die Transmission. Werkzeuge hatten keinen persönlichen Ausdruck und ließen sich ebenfalls vervielfältigen. Aber Kunstwerke, überlegte Liza, die lagen irgendwo dazwischen. Sie hatte bereits rekonstruierte Nano-Kunst gesehen und begriffen, dass man genau die richtigen Moleküle zusammensetzen konnte und doch nichts Besonderes dabei herauskam. Was wäre, wenn man das Originalgemälde der Mona Lisa zerstörte und in ihre Moleküle zerlegte, nur um dann zu spät herauszufinden, dass der Kopie dieses flüchtige gewisse Etwas fehlte, das das Bild zu einem Meisterwerk gemacht hatte? Doch selbst wenn die Kopie perfekt war ‒ war es richtig, sie zur Sicherheit in die Zukunft zu transportieren? Liza dachte an die vielen Millionen Menschen, die die Mona Lisa betrachtet hatten und von ihr inspiriert worden waren, und daran, dass dadurch die Welt reicher und besser geworden war. Wäre es fair, dies all den Menschen vorzuenthalten? Der Vergangenheit etwas Wunderschönes wegzunehmen, um es für die Zukunft zu erhalten?

»Ich verstehe, was du meinst«, sagte sie zu David, als sie mit ihren Gedanken wieder in der Gegenwart angekommen war.

David nickte. »Das Ergebnis wäre das reinste Chaos gewesen. Einige unserer Physiker haben sogar vermutet, dass wir so die Zeit selbst aufgelöst hätten. Also ist die Zeitflotte Teil des Militärs geworden. So können wir den Zugang zu den Transportbasen einschränken und sie von militärischen Sicherheitskräften schützen lassen.«

In der Nacht wachte Liza auf und konnte nicht wieder einschlafen. Sie versuchte sich all die Dinge vorzustellen, die geschehen könnten, wenn Zeitreisen nicht streng kontrolliert wären. Es überstieg all ihre Fantasie, und schließlich musste sie den Physikern recht geben – vielleicht hätte sich so die Zeit selbst aufgelöst.

Liza fand es wunderbar, morgens aufzuwachen und wieder einen vollen Tag vor sich zu haben. Sie konnte sich das Lachen kaum verkneifen, als sie den überraschten Gesichtsausdruck von Davids Vater sah, nachdem sie seinen Eltern von ihrem Entschluss erzählt hatten.

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