Licht an ... Magische Zeit: Band 3 (German Edition) by Louise von Stein

Autor:Louise von Stein [von Stein, Louise]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-11-07T05:00:00+00:00

Lange lag ich wach neben meinem Freund, und die Gedanken kreisten sinnlos in meinem Kopf, bis ich endlich einschlief.

Am nächsten Morgen litten sowohl Robert als auch Erwin an einem Kater. Draußen regnete es arg, ein scheußliches Wetter, das zu meiner Stimmung passte. Das Thema Alkohol machte mich wütend, und ich verhielt mich reserviert, fast eisig.

Auch jetzt kam keine Frage, wie ich den Nachmittag des vorigen Tages verbracht hatte, und von mir aus hatte ich keine Lust zu erzählen. Vergebens wartete ich auf irgendeine Frage, ein freundliches Wort – nichts. Erwin achtete weiterhin kaum auf mich, war keine Spur zärtlich zu mir. Wieder gingen wir frühstücken in die Boulangerie, und die beiden Männer, eher gedämpft, tranken jede Menge schwarzen Kaffee, um ihr Kopfweh zu lindern.

Blöde Dreierkonstellation, dachte ich, und irgendwie hatte ich die Nase voll von allem.

Dann fragte Robert: „Wie ist euer Plan für heute?“

„Wir fahren nach Belgien zurück“, sagte ich.

Erwin schaute mich völlig perplex an. „Wieso denn?“

„Weil ich keine Lust mehr habe.“ Ich sagte es ruhig, aber sehr fest.

Auf einmal schaute ich zur Theke hin und sah Bernard Legrand. Unsere Blicke begegneten sich, und er kam an unseren Tisch, um mich freundlich zu begrüßen. Ich stellte den Poeten den beiden Männern vor.

Erwin starrte sprachlos. „Ich habe Bernard gestern in einem Café kennengelernt“, teilte ich ihm mit.

„Ach“, machte Erwin, „und weshalb hast du mir das nicht gesagt?“

„Du hast nicht gefragt“, erwiderte ich kühl, „und sowieso warst du gestern nicht aufnahmefähig.“

Das musste er zugeben, und zerknirscht wich er meinem Blick aus.

Bernard bekam wohl mit, dass zwischen mir und meinem Freund Spannungen herrschten, und witterte Morgenluft – ich sah ihm an, dass er drauf und dran war zu fragen, ob er sich zu uns setzen dürfe.

Darauf hatte ich nun aber gar keine Lust. Ich hatte nicht vergessen, wie ich mich am Abend zuvor verfolgt und bedroht gefühlt hatte, als die Stimmung meines netten neuen Bekannten so plötzlich kippte. Ich wollte auch nicht der Knochen zwischen den beiden Männern sein, dass die sich wie Hunde um mich streiten würden.

Entschlossen sagte ich: „Komm wir gehen, wir haben noch viel vor.“ Verabschiedete Bernard mit etwas Eis in der Stimme und er blieb bedröppelt zurück, regelrecht wie ein begossener Pudel. Sein Schnauzbart hing traurig herunter. Das geschieht ihm recht, dachte ich. Und Erwin legte seine Hand auf meine Schulter.

„Willst du wirklich nach Belgien zurück?“, fragte er kleinlaut, als wir draußen waren.

„Ja“, sagte ich. Meine Stimme klang anders, energisch, erwachsen. Endlich einmal.

Die Pflaster der Gassen glänzten von Regentropfen. Der feuchte Klang unserer Schuhe auf den Steinen, ich empfand es als Abschiedsgeräusch. Abschied von meinem Paris.

Wir holten unsere Sachen, und ich ließ meinen Blick ein letztes Mal durch die süße Wohnung schweifen, mit ihrem schönen Balkon. Robert trug meinen Koffer bis zur Metro, und er begleitete uns auch bis zur Großmarkthalle, wo wir eine Mitfahrgelegenheit finden wollten.

In einer riesigen Taverne kamen wir rasch in Kontakt. Wie üblich setzte Erwin seinen Charme und sein Sprachtalent ein und hatte schon bald einen Namen. Nach Tino sollte er fragen, dem Italiener, der sei in Halle 6 und würde nach Belgien fahren, mit Apfelsinenkisten.

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