Letzter Halt. by Danuta Reah

Autor:Danuta Reah [Reah, Danuta]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783442356171
Google: I3uIAAAACAAJ
Amazon: 3442356172
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 2000-01-02T00:00:00+00:00

12

Am Donnerstag spätnachmittags bemühte sich Debbie darum, bei ihrem Tutorenkurs Interesse für die bevorstehende Bewerbung an der Universität zu wecken. Um diese Zeit hatte sie stets ihren Tiefpunkt, da sie wusste, dass noch einige Stunden Arbeit vor ihr lagen und sie erst nach zehn nach Hause kommen würde. Sie teilte die Gruppe gerade nach Fächern auf, als Sheila, die

Institutssekretärin, in den Raum trat. Debbie unterbrach sich mitten im Satz und ging leicht verblüfft zu Sheila hinüber. »Einen Moment bitte«, sagte sie zu ihrer Klasse, und das leise Getuschel, das sie ohnehin schon gestört hatte, wurde lauter, als die Studenten begriffen, dass sie eine inoffizielle Pause bekommen hatten.

»Entschuldigen Sie die Störung«, sagte Sheila, »aber könnten Sie ins Zimmer von Peter Davis kommen?«

Debbie wunderte sich, dass Sheila deswegen ihren Tutorenkurs unterbrochen hatte. »Ja, sicher, sagen Sie ihm, ich komme in« - sie sah auf ihre Uhr - »einer halben Stunde, wenn ich diesen Haufen nicht vorher ermordet habe.«

»Nein, er will, dass 13Sie sofort kommen. Er hat gesagt, Sie sollen Ihre Studenten in die Bibliothek schicken.« Sheila deutete mit einer Geste an, dass sie keine Ahnung hatte, was los war.

»Okay.« Debbie dachte angestrengt nach. Sie hatte nichts verbrochen, was eine derartige

Vorladung gerechtfertigt hätte - verlassen Sie Ihre Klasse war wirklich ernst. »Okay«, sagte sie noch einmal, diesmal lauter. »Aufgrund eines Zwischenfalls müssen wir heute früher Schluss machen.« Sie ignorierte den ironischen Beifall, der sich daraufhin erhob. »Ich möchte, dass Sie hinüber in die Bibliothek gehen und sich den Rest der Sitzung mit den UCAS-Handbüchern beschäftigen. Ich

erwarte, dass jeder bis nächste Woche eine Auswahl von Instituten zusammengestellt hat.«

Als sie durch die Tür trat, sah sie Peter Davis, Louise und zwei Polizisten. Sie starrte die Gruppe einen Moment lang an, und als ihr die Bedeutung dieser Szene klar wurde, machte ihr Magen einen Satz. »Was ist passiert?«, fragte sie. Ihre Stimme schien von weither zu kommen, aber sie fühlte sich ganz ruhig, ganz distanziert.

»Miss Sykes?« Die Beamtin trat einen Schritt auf sie zu. »Ich habe leider eine schlechte Nachricht für Sie. Es geht um Ihre Mutter, Gina Sykes. Sie hatte einen Unfall...«Da wusste Debbie, dass Gina tot war. Sie nickte. Ihr war ganz kalt, und alles war kristallklar. »Was ist passiert?«

Die Polizistin sagte etwas von einem Sturz, etwas über eine Nachbarin und einen Krankenwagen, ein paar andere Dinge, die Debbie sich anhörte, zu denen sie nickte und die sie nicht aufnahm. Sie begriff, dass ihre Mutter bereits tot gewesen war, als man sie ins Krankenhaus brachte. »Ich muss dorthin«, sagte sie. »Ins Krankenhaus. Ich muss sie sehen.«

Die Polizistin nahm sie am Arm. »Fühlen Sie sich dazu im Stande? Wir fahren Sie hin.« Sie war ruhig und tüchtig. Debbie war froh darum.

Louise sagte: »Ich begleite dich, Debbie. Keine Sorge, ich komme mit und tue, was nötig ist.«

Debbie nickte erneut. Sie brauchte jetzt Louises gesunden Menschenverstand. Peter Davis sagte etwas in der Richtung, dass es ihm Leid täte und dass sie sich wegen ihrer Klassen nicht den Kopf zerbrechen solle, und zappelte nervös im Hintergrund herum. Sie lief aus dem Büro, während die Polizistin immer noch ihren Arm hielt.

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