Letzter Applaus by Herbert Dutzler

Autor:Herbert Dutzler [Dutzler, Herbert]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Haymon
veröffentlicht: 2015-05-09T16:00:00+00:00

10

Dichte Menschentrauben hatten sich beiderseits der Straße angesammelt, als ihr Streifenwagen langsam am Parkplatz am Beginn der Altausseer Straße vorbeirollte. Hinter ihnen hatten bereits die Musikapellen Aufstellung genommen, die Fahrzeuge mit den Narzissenfiguren waren noch in der Innenstadt gefangen und sortierten sich wahrscheinlich gerade zwischen den zahllosen Fußgängern, die die Straße immer noch nicht freigegeben hatten. Gasperlmaier blickte in unzählige Handys und Kameras, die ihnen an gestreckten Armen entgegengehalten wurden, und fragte sich, warum man einen Streifenwagen fotografierte. Es gab heute wohl lohnendere Motive. Die Manuela musste immer wieder anhalten, um den Musikern die Möglichkeit zu geben aufzuholen.

»Weißt du, was ich mir gedacht habe?«, sagte die Frau Doktor. Gasperlmaier schüttelte den Kopf. »Wir sollten irgendwie Zugang zum VIP-Bereich finden. Wenn es sowas überhaupt gibt.« Er nickte. »Natürlich gibt es das. Die Herren und Damen der Prominenz wollen sich ja nicht hinter dem Pöbel anstellen, wenn sie zum Narzissenfest kommen. Da gibt es ein Zelt.« »Und? Kommen wir da hinein?« Er seufzte. »Wird schwierig werden. Was willst du eigentlich dort?« Wenn sie derart komplizierte Sonderwünsche hatte, wäre es vielleicht gescheiter gewesen, die Frau Doktor in Aussee zurückzulassen, dachte er bei sich. Wie sollte er ihr denn einen Zugang zum VIP-Zelt verschaffen? Das Äußerste, was er jemals davon gesehen hatte, war der Eingang, der geschützt werden musste, wenn besonders heikle Gäste vor Ort waren.

Gerade schoben sich wieder ein paar dunkle Wolken vor die Sonne, und Gasperlmaier musste an die Katharina denken. Auf der Kühlerhaube eines eleganten Cabrios, so hatte er sich den Korso für die Narzissenkönigin vorgestellt. Leider aber, so hatte die Katharina ihn informiert, würden sie vor einer Musikkapelle marschieren müssen. Allerdings nur ein paar hundert Meter, dann würden sie in einen Bus verladen und nach Altaussee gebracht. Ins VIP-Zelt, so hoffte Gasperlmaier. Wie er selbst da hineinkommen würde, war ihm allerdings noch ein Rätsel.

Nicht so schwierig war es allerdings, auf der gesperrten Straße nach Altaussee zu gelangen und den Streifenwagen ganz in der Nähe des VIP-Zeltes abzustellen, denn so etwas wie illegales Parken gab es für die Polizei ja sowieso nicht. Die Manuela allerdings wollte nicht aussteigen. »Macht ihr das alleine«, sagte sie. »Ich bleib einsatzbereit!« Gasperlmaier fand, dass das ein bisschen wie ein Vorwurf geklungen hatte, aber er wollte darauf jetzt nicht herumreiten. Vor allem, wo die Frau Doktor schon zügig auf das Zelt zuschritt. »Was erhoffst du dir denn eigentlich von den Leuten da drin?«, fragte Gasperlmaier, auf das recht große Zelt verweisend, an dessen Eingang sich zwei beeindruckende Wachmänner in Schwarz aufgepflanzt hatten. »Überleg doch mal, Franz: Wenn es Verbindungen gibt zwischen dem Trachtenimperium des Herrn Doktor Bielefeldt und dem Narzissenfest, dann ist er mit Sicherheit da drin!« Gasperlmaier winkte verächtlich ab. »Geh! Niemals!« Er war sich sicher, dass es niemanden im Ausseerland geben würde, der auch nur einen Moment daran dachte, Geld vom Trachtenparadies zu nehmen.

»Grüß Euch!« Die Christine hatte sich von hinten an ihn herangeschlichen, ihren Arm unter seinem durchgeschoben und ihn auf die Wange geküsst. »Was machst denn du da?«, fragte Gasperlmaier überrascht. Die Christine zog ein vorwurfsvolles Gesicht.

Download

Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.