Letzte Nacht in Twisted River by Irving John

Letzte Nacht in Twisted River by Irving John

Autor:Irving, John [Irving, John]
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 325706747X
Herausgeber: TUX
veröffentlicht: 2010-05-30T22:00:00+00:00


In ihrem ersten Jahr in der Court Street gewöhnten sich Danny, sein Dad und Joe allmählich an Yi-Yiing und ihre leuchtenden Pyjamas. Yi-Yiing hatte ihren Dienst im Krankenhaus so eingeteilt, dass sie meist zu Hause war, wenn Joe aus der Schule kam. Das war noch vor Joes Fahrradphase, und zu jener Zeit hatte Danny nur flüchtige Liebschaften, höchst selten einmal blieb eine Frau über Nacht. Der Koch brach immer nachmittags ins Mao's auf - wenn er nicht gerade mit Xiao Dee Cheng auf dem Weg nach New York oder von dort zurück war.

An den Abenden, an denen Tony Angel unterwegs war, blieb Yi-Yiing nicht in der Court Street. Ihre Wohnung in der Nähe des Mercy Hospital hatte sie behalten, vielleicht hatte sie schon immer gespürt, dass Danny sich zu ihr hingezogen fühlte, und wollte ihn nicht ermutigen. Ihre ganze Zuneigung galt dem Koch und dem kleinen Joe. Sie hatte Danny als Erste darauf angesprochen, dass Joe neuerdings mit dem Rad zur Schule fuhr. Mittlerweile waren sie alle in das zweite Haus in der Court Street umgezogen; dort waren sie der Muscatine Avenue mit ihrem Berufsverkehr zwar näher, doch von der Court Street aus gelangte man auf kleinen Seitenstraßen bis zur Longfellow-Grundschule. Dennoch sollte Danny, so Yi-Yiing, Joe ermahnen, nur ja immer auf dem Gehsteig zu bleiben - und beim Überqueren der Straße solle der Junge sein Rad unbedingt schieben, sagte sie.

»Hier werden andauernd Kinder angefahren, die mit dem Rad unterwegs sind«, sagte Yi-Yiing zu Danny. Er versuchte, nicht zu beachten, welchen Pyjama sie gerade anhatte, und sich stattdessen lieber auf die Worte der erfahrenen Krankenschwester zu konzentrieren. »In der Notaufnahme kriege ich ständig welche zu sehen - erst gestern Nacht wieder ein Junge«, sagte sie.

»War er nachts mit dem Fahrrad unterwegs?«, fragte Danny nach.

»Als er auf der Dodge Street angefahren wurde, war es noch hell, er musste aber die ganze Nacht in der Notfallstation bleiben«, sagte Yi-Yiing.

»Wird er wieder gesund?«, fragte Danny.

Yi-Yiing schüttelte den Kopf; sie machte sich gerade einen Tee, und zwischen ihren Lippen klemmte wie eine Zigarette ein Streifen Toast. Joe war krank aus der Schule nach Hause gekommen, und Danny hatte sich am Küchentisch installiert und geschrieben. »Sieh zu, dass Joe mit dem Rad auf dem Gehsteig bleibt«, sagte Yi-Yiing, »und wenn er in die Innenstadt will - oder ins Schwimmbad, in den Zoo oder in den Stadtpark -, dann sorg um Himmels willen dafür, dass er zu Fuß geht oder den Bus nimmt.«

»In Ordnung«, sagte Danny. Yi-Yiing setzte sich zu ihm an den Tisch, mit dem Tee und dem Rest von ihrem Toast.

»Wieso bist du zu Hause?«, fragte sie. »Ich bin doch heute da! Du kannst ruhig in dein Büro gehen und dort schreiben. Ich bin Krankenschwester, Danny, bei mir ist Joe in guten Händen.«

»In Ordnung«, wiederholte Danny. Konnte Joe eigentlich noch sicherer aufgehoben sein?, fragte sich der Schriftsteller. Schließlich kümmerte sich eine Krankenschwester um ihn, von den zwei japanischen Babysitterinnen ganz zu schweigen.

Abends arbeiteten der Koch und seine Krankenschwester meist; dann blieb entweder Danny zu Hause, oder eine der japanischen Zwillingsschwestern passte auf Joe auf.



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