Lercher, Lisa by Zornige Vaeter

Lercher, Lisa by Zornige Vaeter

Autor:Zornige Vaeter
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Im Gegensatz zu Mona bin ich nicht daran gewöhnt, so durch den Tag zu hasten. Ziemlich außer Atem steuern wir die Seitengasse, in der das Auto abgestellt ist, an. „Der Parkschein ist schon seit einer halben Stunde abgelaufen.“

Typisch Mona. „Am Feiertag brauchst du keinen.“

„Ach ja. Ich bin momentan ein wenig durcheinander.“

Kein Wunder.

Mona und ich haben vereinbart, das Band gleich noch einmal abzuhören und uns über unsere Eindrücke auszutauschen. Ich bin vor allem auf den Rest des Interviews gespannt, den ich wegen Marlenchens Quietschen nicht mehr gehört habe. Dass Alex sein Kind abholt, kommt uns dabei natürlich sehr entgegen.

„Hast du sie auch gefragt, ob sie ihrem Exmann den Mord an Tanja zutraut?“

„Sie hat es von sich aus zur Sprache gebracht. Sie traut ihm alles zu. Kein Wunder, nachdem er sie fast erdrosselt hat.“

Ich winke ab. „Mich würde interessieren, wie seine Version der Geschichte lautet.“

„Dazu müsste man wissen, wo er sich versteckt hält.“

„Hat die Teschl keine Idee?“

„Alle Orte, die ihr eingefallen sind, hat sie schon der Polizei genannt“, sagt Mona und konzentriert sich dann auf den Verkehr.

„Eigentlich ist es schon arg, dass bei vielen dieser Scheidungsdramen die Kinder nur eine Nebenrolle spielen und als Druckmittel im Rosenkrieg missbraucht werden“, sage ich nachdenklich.

Mona nickt zerstreut. „Hoffentlich ist Alex noch nicht da. Er wird immer grantig, wenn er warten muss.“ Sie bremst vor einem Zebrastreifen. Eine alte Dame überquert mit ihrem Dackel gemächlich die Straße.

Marlene raunzt. Ich versuche, sie mit Kinderreimen zu unterhalten.

Wir parken in der Quergasse. Mona trägt Marlene, ich den Rucksack und Monas Tasche. Ins leichte Schneetreiben mischt sich Nieselregen. Ich habe keinen Schirm dabei und schlinge deshalb meinen Schal um den Kopf.

Mona zieht Marlene die Haube tiefer in die Stirn und schlägt ihren Mantelkragen hoch. „Gleich sind wir daheim, mein Schatz. Dann kommt der Papa. Der wartet schon auf seine Marlene.“

Wir schauen uns nach Alex’ Wagen um, während wir in die Gasse einbiegen. Der rote Opel ist allerdings nirgends zu entdecken. „Bei dem Wetter braucht er womöglich länger“, gebe ich zu bedenken. Mona nickt. Offenbar lässt sie den Schneeregen als Entschuldigung durchgehen. Meine beste Freundin ist, was Pünktlichkeit betrifft, sehr streng. Bei Alex noch mehr, als bei anderen. Und das, obwohl sie selber oft zu spät kommt.

Während Mona Marlenchen aus der Winterjacke befreit und ihr eine halbe Semmel zur Beschäftigung gibt, fülle ich die neue Espressomaschine mit meinem Lieblingskaffee. Marlene sitzt im Hochstuhl und beobachtet mich, während sie an ihrer Semmel lutscht. Der Kaffee rinnt in die Tasse. Ich hole die Zuckerdose aus dem Schrank. Sie ist fast leer. Wo bewahrt Mona den Zucker auf?

Marlene beugt sich neugierig nach vor, weil sie die Türglocke hört.

„Der Papa“, sage ich zu meinem Patenkind und ziehe die Augenbrauen hoch. Sie streift mich mit einem undefinierbaren Blick und wendet sich dann wieder ihrer eingespeichelten Semmel zu.

Zu Alex’ Stimme hat sich eine zweite gesellt. Mit wem ist er gekommen?

Eine zarte blonde Frau, vielleicht Anfang dreißig, betritt gleich hinter ihm die Küche. „Mögt ihr was trinken?“

Alex verneint, während er meine Hand schüttelt. „Das ist Melanie“, stellt er seine Begleiterin vor.



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