Leon und die Teufelsschmiede by Eva Maaser

Leon und die Teufelsschmiede by Eva Maaser

Autor:Eva Maaser [Maaser, Eva]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-07-17T00:00:00+00:00


Als Leon in die Unterkunft kam, die er mit ein paar Knechten teilte, war vom Abendessen nicht mehr viel übrig. Er schnappte sich einen Kanten Brot und ein Stück Wurst und lief sofort wieder nach draußen. Auf dem Weg zum Geräteschuppen stopfte er sich so viel in den Mund, wie er gerade noch kauen konnte. Hastig schluckte er alles hinunter, vergewisserte sich, dass niemand in der Nähe war, und huschte in die Hütte.

Eine Weile kramte er in einer Lade mit Kleinwerkzeug, bis er fand, wonach er suchte: einen schönen flachen Schleifstein, den die Knechte zum Schärfen von Sicheln benutzten. Im Schuppen war es zu dunkel zum Arbeiten. Deshalb verzog er sich mit dem Stein auf eine Bank im Kräutergarten, der nun leer und verlassen dalag. Ein Blick zur Apotheke sagte ihm, dass auch Gernod sich zur Ruhe begeben hatte. Weder drang Kerzenschimmer aus den Fenstern, noch stieg über dem Gebäude Rauch auf. Das hieß, Gernod hatte das Feuer im Herd gelöscht, auf dem er seine heilkräftigen Kräutertränke braute.

Ohne Furcht, gestört zu werden, konnte sich Leon im spärlichen letzten Tageslicht voll auf das Messer konzentrieren. Erst einmal spuckte er darauf und rieb es mit einem Lappen so lange blank, bis sich in dem Fetzen ein Loch gebildet hatte. Danach glänzte der Griff wie lackiert. Er musste aus Mooreiche gefertigt sein, einem der teuersten und seltensten Hölzer überhaupt. Und deutlich trat die Spirale hervor. Eine Doppelspirale, vom Mittelpunkt kehrte der Messingfaden zum Anfang zurück. Und über der Spirale erschien ein kleines Speichenrad, in dessen Nabe ein eingelegter Messingfaden einen höchst verschlungen Buchstaben bildete. Ein B? Oder ein D? Es war schwer zu entscheiden.

Inzwischen hatte sich bei Leon trotz aller Freude ein etwas mulmiges Gefühl eingeschlichen, das er tapfer zu unterdrücken suchte. Genau so ein Messer hätte er sich von Witzlaf wünschen können. Es hatte wie für ihn bestimmt zwischen den Steinen gelegen. Hatte er nicht kurz zuvor noch zum heiligen Antonius gebetet? Für Leon war die Sache klar: Antonius hatte ihm das Messer geschickt. Wenn da nur nicht dieses unangenehme Gefühl gewesen wäre, das etwas anderes sagte.

Der Messingfaden schimmerte, er rieb noch einmal kräftiger darüber, und dann erkannte er, was er schon geahnt hatte. Es war kein Messing! Der eingelegte Faden bestand aus Silber.

Die Klinge wies ein paar Flecken auf, aber als er daran ging, sie zu schleifen, zeigte sich, dass das überflüssig war. Schärfer, als sie ohnehin schon war, konnte er sie nicht schleifen. Was war das bloß für eine Klinge, die auch nach jahrelangem Herumliegen im Dreck kaum Rost aufwies und ihre Schärfe behalten hatte? So ein Messer, dessen war sich Leon absolut sicher, hatte er noch nie gesehen, geschweige denn in der Hand gehabt.

Ein Tafelmesser, hatten Anna und der Fuhrmann gesagt.

Bei den Mahlzeiten mit den Knechten wanderten ein paar alte abgewetzte Messer von Hand zu Hand. Aber meistens kam das Fleisch schon vorgeschnitten auf den Tisch, und die Messer, deren schartige Klingen eher sägten als schnitten, wurden nicht gebraucht. Leon wusste, dass alle vornehmen Leute ihr eigenes Tafelmesser besaßen, das sie zu einem Gastmahl mitbrachten und auch sonst oft mit sich führten.



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