Leide! (German Edition) by Langer Siegfried
Autor:Langer, Siegfried [Langer, Siegfried]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-05-08T22:00:00+00:00
24. Kapitel
Pfingsten
Als erstes vernahm Sven Plank aufgeregtes Bellen. Der Hund hörte sich an, als ahnte er etwas. Hoch und unangenehm klang das Kläffen in Svens Ohren.
Dann klackte der Haustürschlüssel.
Sven nahm das Glas mit dem Old Pulteney zur Hand. Seine Frau hatte ihm aus der Minibar den am teuersten aussehenden Whisky ausgesucht, eingeschenkt und Eiswürfel dazugegeben. Der Name sagte ihm zwar nichts, aber der Whisky schmeckte ihm. Genüsslich nippte er daran. Das Glas behielt er anschließend in der Hand und schwenkte es sachte hin und her.
Rasches Trippeln.
Und schon schoss, im Halbdunkel gerade noch erkennbar, ein kleiner Schatten durch die Wohnzimmertür, kaum größer als eine Männerfaust.
Mit einem Sicherheitsabstand von 30 Zentimetern zu Svens Füßen blieb der Schatten stehen und zeterte, so gut er es vermochte.
Zunächst ging draußen im Flur das Licht an, wenige Sekunden später hier im Raum.
Nadine Bender stand im Türrahmen, den Mund weit geöffnet, ihr folgte Patrick mit dem gleichen entsetzten Gesichtsausdruck.
Die Benders sahen zu Sven, dann glitt ihr Blick hinüber zu Katja, die auf dem Sofa saß, und wieder zurück zu Sven.
Dazu schuf der Hund, jetzt als haarloser Chihuahua erkennbar, die passende Begleitmusik.
Patrick fand endlich seine Sprache wieder.
„Was …? Wieso …? Was machen Sie denn hier?“
In aller Seelenruhe trank Sven einen weiteren kleinen Schluck aus seinem Glas.
„Und wie kommen Sie dazu, meinen Whisky zu trinken?“
„Aber waren wir denn nicht beim ‚du‘, lieber Patrick?“
Er wartete auf eine Antwort, doch er erhielt keine.
„Wir wollten doch das Pfingstwochenende gemeinsam verbringen und einen kleinen Ausflug machen. Hattet ihr das schon vergessen? Ihr seid so plötzlich abgereist …“
„Ich habe jetzt wirklich die Schnauze voll von euren Frechheiten. Ich werde die Polizei rufen.“
Sprach’s und zog sein iPhone aus der Hosentasche.
„Das würde ich nicht machen, lieber Patrick. Was glaubst du, wie schnell ich eurem Hündchen den Hals herumgedreht habe?“, Sven sprach ohne jegliche Bedrohung in der Stimme, so als unterhielte er sich über das Wetter.
„Princess! Hierher!“, befahl Nadine, was lediglich dazu führte, dass Princess noch lauter kläffte.
Sven tat, als würde er nach ihr treten. Prompt zuckte Princess zusammen, bellte aber sogleich weiter.
„Hübsches rosa Halsband übrigens, das ihr eurer Töle da umgebunden habt. Sieht richtig schön albern aus.“
„Ist das echt ein Hund?“, meinte Katja. „Sieht mir eher wie eine Ratte aus.“
„Du packst jetzt schön dein Handy wieder ein.“
Patrick schien unschlüssig. Er steckte das iPhone nicht zurück, schaltete es aber auch nicht ein.
„Wo war der denn übers Wochenende?“, wollte Katja wissen.
„Sie war bei ihrer Mutter, beim Züchter. Princess ist noch zu klein für eine Reise. Außerdem dürfen in die Hanseresidenz keine Hunde.“
„Ihr seid mir ja schöne Rabeneltern“, höhnte Sven. „Kaum fahrt ihr in Urlaub, wird die kleine Ratte abgeschoben.“
„Wir müssen uns nicht vor euch rechtfertigen“, schaltete sich Patrick wieder ein.
„Was du tun musst, ist, das Handy auf den Boden zu legen.“
Sven wartete zwei Sekunden.
Als Patrick keine Anstalten machte, seiner Aufforderung Folge zu leisten, stellte er sein Glas ab und machte eine ruckartige Bewegung nach vorn: Schon hatte er das Halsband des Hundes gegriffen und zog diesen daran nach oben.
Princess zappelte und versuchte, nach seinem Unterarm zu schnappen. Doch ihre Reichweite war zu gering.
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