Legenden der Schattenjäger-Akademie (9) by Cassandra Clare Sarah Rees Brennan

Autor:Cassandra Clare, Sarah Rees Brennan [Cassandra Clare, Sarah Rees Brennan]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: ARENA Verlag
veröffentlicht: 2015-12-11T16:00:00+00:00

»Ragnor hat damals nicht gewusst, dass der Rat die Akademie nach dem Angriff von Valentins Kreis schließen würde«, sagte Catarina. »Er hat den Brief behalten, damit er die spanischen Vokabeln lernen konnte, aber dann war er nicht mehr in der Lage, herzukommen und ihn zu holen. Dem Brief nach zu urteilen, haben sich die beiden aber regelmäßig geschrieben. Ragnor muss die anderen Briefe verbrannt haben, weil sie wahrscheinlich Bemerkungen enthielten, die Raphael Santiago in Schwierigkeiten gebracht hätten. Ich weiß, dass Ragnor diesen scharfzüngigen kleinen Vampir sehr gemocht hat.« Catarina lehnte ihre Wange an Magnus’ Schulter. »Genau wie du.«

Magnus schloss einen Moment lang die Augen und dachte an Raphael, dem er einst einen Gefallen getan hatte; Raphael, der im Gegenzug für ihn gestorben war. Magnus hatte ihn seit seiner Verwandlung gekannt: vom schnippischen Jungen mit eisernem Willen bis hin zu dem Raphael, der – wenn auch nicht offiziell – einen Vampirclan angeführt hatte.

Ragnor dagegen hatte Magnus erst kennengelernt, als dieser bereits deutlich älter und längst verschroben und mürrisch geworden war. Ragnor hatte Nachbarskinder schon aus seinem Garten verscheucht, als es noch gar keine Gärten gegeben hatte. Aber gegenüber Magnus war er all die Jahre freundlich gewesen und hatte sich immer bereit erklärt, bei einem von Magnus’ Plänen mitzumachen, solange gesichert war, dass er sich die ganze Zeit darüber beschweren durfte.

Und trotz seiner griesgrämiger Einstellung gegenüber dem Leben im Allgemeinen und den Schattenjägern im Besonderen war Ragnor nach Idris gekommen, um Nephilimkinder zu unterrichten. Selbst nach der Schließung der Akademie war er in seinem kleinen Haus vor den Stadtmauern von Alicante geblieben und hatte versucht, lernbereite Schattenjäger weiterhin zu unterrichten. Er hatte die Hoffnung nie aufgegeben, auch wenn er der Letzte gewesen wäre, der das zugegeben hätte.

Ragnor und Raphael. Eigentlich hätten beide unsterblich sein sollen. Magnus hatte gedacht, dass sie genau wie er ewig leben würden und dass es immer eine Gelegenheit für ein weiteres Treffen geben würde. Doch beide existierten nicht mehr, während die Sterblichen, die Magnus liebte, noch da waren. Daraus ließ sich eine Lehre ziehen, überlegte Magnus: Man musste lieben, solange noch die Möglichkeit dazu bestand, etwas zu lieben, das zerbrechlich und wunderschön und gefährdet war. Denn niemand hatte eine Garantie auf das ewige Leben.

Ragnor und Magnus waren nicht mehr nach Peru gereist und dazu würde sich auch nie wieder die Gelegenheit bieten. Davon abgesehen hatte man Magnus des Landes verwiesen, sodass er sich dort ohnehin nicht mehr blicken lassen durfte.

»Du bist wegen Ragnor an die Akademie gekommen«, sagte Magnus zu Catarina. »Wegen Ragnors Traum, die Schattenjäger zu reformieren. Du wolltest sehen, ob dir das gelingen würde. Und ich muss sagen, die Akademie macht auf mich einen stark veränderten Eindruck. Meinst du, dass du Erfolg hattest?«

»Anfangs hätte ich das nie für möglich gehalten«, erzählte Catarina. »Schließlich war das Ragnors Traum. Ich habe es für ihn getan, nicht für die Nephilim. Ich war immer der Ansicht, dass es töricht von Ragnor sei, hier zu unterrichten. Man kann niemandem etwas beibringen, der sich nichts beibringen lassen will.«

»Was hat dich veranlasst, deine Meinung zu ändern?«

»Ich habe meine Meinung nicht geändert«, erwiderte Catarina.

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