Legende der Schamanin 1: Im Zeichen der Mohnblume - Die Schamanin by Kuang R.F

Legende der Schamanin 1: Im Zeichen der Mohnblume - Die Schamanin by Kuang R.F

Autor:Kuang, R.F. [Kuang, R.F.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: auf Tolino Epos
Herausgeber: Blanvalet Taschenbuch Verlag
veröffentlicht: 2020-01-19T23:00:00+00:00


Kapitel 13

Klirr.

Rin bekam kaum rechtzeitig das Schwert hoch, um Altans Dreizack daran zu hindern, ihr das Gesicht aufzuschlitzen. Sie tat ihr Bestes, sich zu erden, das Qi des Schlags gleichmäßig über ihren Körper in die Erde abzuleiten, aber ihre Beine zitterten trotzdem von der Wucht des Aufpralls.

Sie und Altan schienen schon seit Stunden zu kämpfen. Ihre Arme schmerzten, ihre Lunge rang nach Luft.

Aber Altan war noch nicht fertig. Er verlagerte den Dreizack, fing die Klinge ihres Schwertes zwischen zwei Zinken und riss ihr das Schwert mit einer Drehung aus den Händen. Es fiel scheppernd zu Boden. Altan drückte Rin die Spitze seines Dreizacks an die Kehle. Sie hob hastig die Arme, um sich zu ergeben.

»Deine Reaktionen gründen auf Furcht«, erklärte Altan. »Du bestimmst diesen Kampf nicht. Du musst deinen Geist klären und dich konzentrieren. Konzentriere dich auf mich, nicht auf meine Waffe.«

»Das ist ein bisschen schwierig, wenn du versuchst, mir die Augen auszustechen«, murrte sie und schob den Dreizack von ihrem Gesicht weg.

Altan ließ seine Waffe sinken. »Du weichst immer noch aus. Du leistest Widerstand. Du musst den Phönix hereinlassen. Wenn du den Gott gerufen hast und der Gott in dir wandelt, ist das ein Zustand der Ekstase. Er verstärkt das Qi. Du wirst nicht müde. Du bist zu außerordentlichen Anstrengungen fähig. Du fühlst keinen Schmerz. Du musst in diesen Zustand versinken.«

Rin erinnerte sich lebhaft an den Bewusstseinszustand, den sie annehmen sollte. Das Brennen in ihren Adern, die roten Linsen, die ihre Augen schützten. Dass sie andere Menschen als Zielscheiben sah statt als Menschen. Dass sie keinen Schlaf brauchte, nur Schmerz, Schmerz, um das Feuer zu schüren.

Die einzigen Male, in denen Rin sich bewusst in diesem Zustand befunden hatte, waren die Prüfungen und dann der Tag in Sinegard gewesen. Beide Male war sie zornig und verzweifelt gewesen.

Seither war es ihr nicht wieder gelungen, den gleichen Geisteszustand heraufzubeschwören. Sie war seitdem nicht mehr so zornig gewesen. Sie war nur verwirrt gewesen, erregt und erschöpft, so wie jetzt.

»Lerne, es zu zähmen«, sagte Altan. »Lerne, dich hinein- und wieder hinauszubegeben. Wenn du dich nur auf die Waffe deines Feindes konzentrierst, wirst du immer auf Abwehr eingestellt sein. Schau an der Waffe vorbei auf dein Ziel. Konzentriere dich auf das, was du töten willst.«

Altan war ein viel besserer Lehrer als Jiang. Jiang war frustrierend unklar, geistesabwesend und absichtlich begriffsstutzig gewesen. Jiang war den Antworten ausgewichen, hatte Rin um die Wahrheit kreisen lassen wie ein hungriger Geier, bevor er ihr am Ende ein Erkenntnishäppchen zuwarf.

Aber Altan verschwendete keine Zeit. Er kam direkt zur Sache und gab ihr genau die Antworten, die sie wollte. Er verstand ihre Ängste, und er wusste, wozu sie fähig war.

Das Training mit Altan war wie ein Training mit einem älteren Bruder. Es war so seltsam, dass ihr jemand sagte, sie seien gleich – dass seine Gelenke genauso überbeweglich waren wie ihre und dass sie deshalb den Fuß auf eine bestimmte Weise nach außen drehen sollte. Ähnlichkeiten mit jemand anderem zu haben, Ähnlichkeiten, die tief in ihren Genen lagen, fühlte sich überwältigend und wunderbar an.



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