Legend of the Five Rings by David Annandale

Legend of the Five Rings by David Annandale

Autor:David Annandale
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Cross Cult
veröffentlicht: 2021-03-15T00:00:00+00:00


Kapitel Vierzehn

Die Stunde des Hahns wurde vom Unwetter beherrscht. Barako und allen anderen kam es so vor, als würde es nie wieder irgendetwas anderes geben als dieses Unwetter. Es hatte die Welt endgültig verschlungen.

Barako und Doreni gingen wieder zur Treppe des Wachturms und stiegen hinab. Dann begaben sie sich auf den langen Weg zu ihren Quartieren, um sich zu bewaffnen. Selbst im Inneren des Turms erreichte sie der Wind. Er war so stark, dass er durch jede Mauerritze kroch. Mit einem Klagelaut wehte er die Stufen hinab, streifte Barako und berührte sie mit eiskalten Zähnen im Nacken.

»Als Haru neulich nachts zur Stadt aufgebrochen ist, bin ich nicht aufgewacht«, sagte Doreni. »Als damals das Unwetter kam …«

»Da war es nicht so plötzlich«, beantwortete Barako die unausgesprochene Frage. »Schnell, das schon. Aber nicht übernatürlich.«

»Zumindest nicht so, dass wir es gemerkt hätten.«

»Stimmt.«

Und jenes Unwetter war nicht annähernd so heftig gewesen wie dieses. Die ersten heulenden Windstöße hatten alle Fackeln an der Nordwand mit einem Mal ausgeblasen. Die Laterne im Ostturm war in die Nacht hinausgeweht worden. Die Wachen hatten noch immer Schwierigkeiten, Fackeln zu entzünden und am Brennen zu halten.

Barako und Doreni waren am Fuß der Stufen angekommen, öffneten die Tür und starrten hinaus in ein schwarzes Nichts, durchzogen von feinen Silberstreifen.

»Das andere Unwetter war nie so finster«, stellte Doreni fest.

»Der Sturm musste uns nur lange genug hier festhalten, dass Haru die Stadt der Hungrigen Nacht erreichen konnte«, antwortete Barako.

»Ihr glaubt, auch dieses Unwetter war keines natürlichen Ursprungs?«

»Damals habe ich das noch nicht gedacht, aber jetzt fürchte ich, es könnte so gewesen sein. Dies hier jedenfalls versucht, die Mauern niederzureißen. Es will uns vernichten.«

»Und es könnte Erfolg haben«, meinte Doreni. »Wir könnten in dieser Dunkelheit vom Weg abkommen und erfrieren, bevor wir überhaupt das Hauptgebäude erreichen.«

»Wir haben keine Wahl«, antwortete Barako.

»Nein, wohl nicht. Ahnen, wacht über uns und führt uns auf unserem Weg«, betete Doreni.

Sie rannten los. Barako vertraute auf ihren Orientierungssinn. Sie wusste, wo der Eingang vom Turm aus lag. Sie brauchte nur in einer geraden Linie zu laufen.

Und genau das denkt jedes Opfer eines Schneesturms.

Sie hatte sich von der Wache eine Laterne geschnappt, die sie vor sich hielt, als sie aus dem Turm trat. Die Laterne erhellte nicht mehr als ein paar Schritte vor ihr. Sie konnte nur hoffen, dass das reichen würde, um einer geraden Linie folgen zu können.

Der Wind fegte mit solcher Macht durch den Burghof, als hätte er die Mauern bereits niedergerissen. Barako stemmte sich dagegen. Die Kälte schnitt ihr in Wangen und Stirn. Ihre Ohren brannten. Eis bildete sich an ihren Wimpern. Wenn sie einatmete, drang die Kälte in ihre Lungen ein und stahl ihr sogar die innere Wärme.

Doreni und sie stolperten vorwärts. Vor jedem Schritt drehte Barako sich um, um sich zu vergewissern, dass sie noch geradeaus lief. Aber sie konnte immer nur einen einzelnen Schritt hinter sich sehen und dazu den undeutlichen Schemen Dorenis. Er war nicht mehr als ein sich bewegender Schatten, obwohl er vielleicht einen Meter entfernt war.

Die Dunkelheit umgab sie, brüllte sie an, warf sie von einer Seite auf die andere.



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