Lebenserinnerung by Siemens Werner von

Lebenserinnerung by Siemens Werner von

Autor:Siemens, Werner von [Siemens, Werner von]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Biographie & Autobiographie
ISBN: 9783959720014
Herausgeber: FinanzBuch Verlag
veröffentlicht: 2016-11-07T00:00:00+00:00


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8 7. September 1857

9 1 Faden = 1,825 m

10 Die Theorie der Kabellegung

WISSENSCHAFTLICHE UND TECHNISCHE ARBEITEN DER 1850ER UND 1860ER JAHRE

Ich wende mich jetzt dazu, die schon früher bis zum Jahre 1850 geführte kurze Übersicht meiner wissenschaftlichen und technischen Arbeiten fortzusetzen.

In den Jahren 1850 bis 1856 war ich mit Halske eifrig bemüht, die telegraphischen Apparate und elektrischen Hilfs- und Meßinstrumente für wissenschaftliche und technische Zwecke zu verbessern. Es war ein noch ziemlich unbebautes Feld, das wir bearbeiteten, und unsere Tätigkeit war daher recht fruchtbar. Unsere Konstruktionen, die namentlich durch die Weltausstellungen in London und Paris schnell verbreitet wurden, haben fast überall die Grundlage der späteren Einrichtungen gebildet. Wie schon bemerkt, wurden nur wenige dieser Neuerungen patentiert, die Mehrzahl derselben wurde auch entweder gar nicht oder doch erst in späteren Jahren in Zeitschriften beschrieben. Dies erleichterte zwar ihre allgemeine Einführung und brachte uns viele Bestellungen, aber es entging uns dadurch auch vielfach die allgemeine Anerkennung unserer Urheberschaft. Ich werde hier nur einige Richtungen darlegen, in denen sich unsere Konstruktionen bewegten.

Außer der praktischen Durchführung des Morseschen Reliefschreibers für Handbetrieb beschäftigte uns in diesem Zeitabschnitte die Ausbildung dieses Apparates zum Schnellschreiber für unser automatisches Telegraphensystem, das zunächst für die großen russischen Linien bestimmt war und zuerst auf der Linie Warschau – Petersburg im Jahre 1854 zur Anwendung kam. Die Depeschen wurden bei diesem Telegraphensystem durch den sogenannten Dreitastenlocher vorbereitet, der dazu diente, die Morsezeichen in einen Papierstreifen einzulochen, indem durch Niederdrückung der ersten Taste desselben in dem Streifen ein einfaches rundes Loch, durch Niederdrückung der zweiten Taste ein Doppelloch ausgeschnitten wurde. Die nötige Fortschiebung des Streifens geschah selbsttätig, während der zur Trennung zweier Worte erforderliche größere Zwischenraum durch Niederdrückung der dritten Taste bewirkt wurde. War auf diese Weise eine Depesche in den Papierstreifen eingelocht, so wurde dieser im sogenannten Schnellschriftgeber mit Hilfe eines Laufwerks zwischen einer mit Platin bekleideten Walze und einer Kontaktfeder oder Bürste hindurchgezogen. Dabei erzeugten die einfachen Löcher einen Punkt, die Doppellöcher einen Strich auf der Empfangsstation. Da sich herausstellte, daß gewöhnliche Magnete mit Eisenanker nicht schnell genug arbeiteten, so verwendeten wir für die Relais sowohl wie für die Schreiber Magnete mit leichten, in den feststehenden Drahtrollen drehbaren Kernen, die aus Drahtbündeln oder aufgeschnittenen dünnen Eisenröhren gebildet waren, wodurch die gewünschte Geschwindigkeit der Wirkung sicher erzielt wurde.

Einen durchlochten Papierstreifen hatte schon Bain im Jahre 1850 bei seinem elektrochemischen Telegraphen angewendet, doch fehlte ihm ein geeigneter Mechanismus zur schnellen Lochung der Streifen. Wheatstone hat meinen Dreitastenlocher im Jahre 1858 für seinen elektromagnetischen Schnellschreiber mit Vorteil benutzt, freilich ohne die Quelle zu nennen, aus der er geschöpft hatte.

Der Eisenbahnsignaldienst, mit dem unsere Firma von Anfang an vorzugsweise beschäftigt war, brachte weitere Aufgaben. Es sollten auf allen deutschen Eisenbahnen längs der Linien Läutewerke aufgestellt werden, die beim Abgange eines Zuges von einer Station auf der ganzen Strecke hörbare Glockensignale zu geben hatten. Solche Läutewerke hatte bereits der Mechaniker Leonhardt für die Thüringer Bahn angefertigt, sie funktionierten aber mangelhaft, weil es schwerfiel, die großen galvanischen Batterien, die auf den Stationen zur Auslösung der Werke erforderlich waren, in gutem Stande zu erhalten.



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