Lauras Verschwinden im Schnee: Roman (German Edition) by Jääskeläinen Pasi Ilmari

Lauras Verschwinden im Schnee: Roman (German Edition) by Jääskeläinen Pasi Ilmari

Autor:Jääskeläinen, Pasi Ilmari [Jääskeläinen, Pasi Ilmari]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aufbau Digital
veröffentlicht: 2014-09-09T22:00:00+00:00


24

MARTTI WINTERLAND BLUTET

Schriftsteller Martti Winterland sitzt vor Ella wie ein großes Tier, das geschlachtet werden soll: nackt und hilflos, in Erwartung des schicksalsschweren Schlags auf den Schädel. Ella kauert im Schatten des Mannes und wiederholt in Gedanken die Frage, an der sie lange gefeilt hat.

Sie sammelt ihre Gedanken, konzentriert sich darauf, ruhig zu atmen, und schafft es, ihre Stimme überraschend stabil zu halten.

»Ihr alten Mitglieder der Gesellschaft seid bekannt unter dem Namen ›die neun‹. Eine Zeitlang wart ihr jedoch eine Gruppe von genau zehn Personen. Ich möchte alles hören, was du über das zehnte Mitglied weißt – über den toten Jungen.«

Zuerst rührt Schriftsteller Winterland sich nicht.

Schließlich neigt er den Kopf und sagt: »Ach, der. Das begabteste ursprüngliche Mitglied der Gesellschaft. Du hast ihn ausgegraben. Braves Mädchen. Kein überflüssiges Gerede, sondern direkt zum Kern der Geheimnisse.«

Winterland lächelt anerkennend. Sein Atem ist jedoch das schwere, schmerzhafte Röcheln eines verwundeten Ochsen. Einen Augenblick lang hat es den Anschein, als würde er gleich zusammenbrechen.

Dann beginnt er zu bluten.

»Als ich in die Gesellschaft berufen wurde, waren mit Ausnahme von Oona schon alle heutigen Mitglieder dabei. Die Gesellschaft bestand

seit zwei Jahren, Laura Hermelin hatte sie im Jahr 1968 gegründet. Oona kam ein paar Monate nach mir, dann waren wir alle zusammen, und es kamen keine neuen Mitglieder mehr, vor dir.

Ich war neun und ging in jenem Herbst in die dritte Klasse der Volksschule Hasenhausen. Die Einladung erging im Frühjahr, als ich noch Zweitklässler war. Die Berufung in die Gesellschaft brachte mein Leben ziemlich durcheinander. Als Kind war ich ja der Fußballkönig der Volksschule, ein richtiges Naturtalent beim Umgang mit dem Ball, auch wenn es dir jetzt etwas schwerfallen mag, das zu glauben. Im Fußball schlug ich überlegen die Jungs, die viele Jahre älter und größer waren als ich, und auch unser Lehrer, Magister Vaara, schwärmte, dass Winterlands Martti ein toller Fußballstar beim FC Hasenhausen werden würde.

Das war eine ganz schöne Zeit. Die Schule ging einigermaßen gut, und ich wurde vergöttert, so wie man meisterhafte Fußballspieler in der Schule vergöttert. Ich werde nie vergessen, wie Magister Vaara einmal in der Religionsstunde sagte, Gott habe vielleicht Erde und Himmel geschaffen, aber beim Fußball werde er nicht gegen Martti ankommen. Eines der Mädchen war die Tochter eines Pfarrers, und natürlich kam ihm dieser Ausspruch zu Ohren. Magister Vaara bekam eine Art Abmahnung von dem Rektor, der ein gewissenhafter Kirchgänger war, aber das machte nichts, denn alle wussten sowieso: Ich spielte besser Fußball als Gott.

Immer noch träume ich manchmal davon: Ich laufe über den Schulhof, und der Ball gehorcht jedem meiner Gedanken, ich schieße, prelle und stoße den Ball, ich beherrsche alle nur möglichen Bewegungen, und wenn ich auf das Tor zulaufe, kann niemand mich aufhalten, und ich schieße den Ball ins Tor, und er fliegt hoch in den Himmel und fällt überhaupt nicht herunter ...

Na ja, jetzt quatsche ich hier rum, aber das alles gipfelt darin, dass der Lehrer mich an einem Tag im Mai bittet, nach der Schule in der Klasse zu bleiben. Als alle gegangen sind, teilt



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