Lauf, wenn es dunkel wird by Henry April
Autor:Henry, April [April, Henry]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-02-08T16:00:00+00:00
Lange Wörter machen mir Angst
Griffin konnte nicht schlafen. Der Boden war hart und die Kälte kroch durch den alten Schlafsack. Cheyenne war nach dem Abendessen erschöpft eingeschlafen. Griffin hatte sie mit der Steppdecke zugedeckt und dann nicht gewusst, was er mit sich anstellen sollte. Sein Dad sang inzwischen zur Musik aus der Stereoanlage, aber wenn Roy trank, konnte sich seine Stimmung von jetzt auf gleich ändern. Griffin war in seinem Zimmer geblieben und hatte sich ganz an den Rand des Bettes gesetzt. Er blätterte Comics durch oder beobachtete Cheyenne, bis sein Vater endlich die Musik abstellte und ins Bett wankte.
Griffin hatte nicht gewusst, wo er schlafen sollte. Er hatte überlegt, ob er sich aufs Sofa legen sollte, aber er wollte Cheyenne nicht allein lassen. Zum einen wollte er sie bewachen, zum anderen aber auch auf sie aufpassen. Er hatte sich letztlich für den FuÃboden entschieden. Jetzt bereute er seine Entscheidung. Cheyennes Schlaf war unruhig geworden. Sie stöhnte und strampelte mit ihren FüÃen, was für ihn das Einschlafen nicht einfacher machte.
SchlieÃlich hatte er sich hingesetzt und sie angeschaut. Er konnte das dunkle Durcheinander ihrer Haare erkennen, aber das warâs dann auch fast schon. Es hörte sich an, als ginge es ihr schlechter, aber im Dunkeln konnte er schwer beurteilen, wie krank sie wirklich war. Irgendwann wurde ihm klar, dass die normalen Regeln nicht mehr galten. Er stand leise auf und machte das Licht an, die plötzliche Helligkeit lieà ihn zusammenzucken.
Cheyenne rührte sich nicht, sie lag zusammengerollt auf einer Seite. Griffin kniete sich direkt neben das Bett, damit er sie besser sehen konnte. Sie hatte einen schönen, weichen Mund, ihre Lippen waren leicht geöffnet. Wenn sie ausatmete, rasselte es in ihrer Brust. Schwarze, feuchte Haarsträhnen klebten auf ihrem geröteten Gesicht. Es sah aus, als hätte sie Fieber.
Griffins Hand schwebte über ihrer Stirn, dann legte er sie sachte darauf ab. Ihr Gesichtsausdruck blieb unverändert. Sie fühlte sich heià an - aber wie heià genau? Wenn das Fieber zu hoch stieg, konnte es dann nicht das Gehirn schädigen?
Griffin legte seine freie Hand auf die eigene Stirn. Die fühlte sich auch heià an. Wie war es, wenn er seine rechte Hand von ihrer Stirn direkt auf seine legte? Er konnte keinen groÃen Unterschied feststellen, auÃer dass ihre feucht war und seine nicht. Sein Handteller war ganz offensichtlich kein brauchbares Thermometer. Dann hatte er eine Idee. Wenn er ihre Stirn mit seiner berühren würde, wüsste er sicher, wie viel wärmer sie war.
Griffin lehnte sich nach vorne und drückte seine Stirn vorsichtig gegen Cheyennes. Ganz sicher wärmer. Kochte ihr Hirn schon in ihrem Schädel? Er überlegte gerade, ob er nicht einfach versuchen sollte, sie aus dem Haus zu schmuggeln und sie dann vor einem Krankenhaus rauszuwerfen, als Cheyenne sich mit einem Ruck aufsetzte. Ihre Köpfe krachten zusammen.
Sie schrie auf und stieà ihn weg.
»Schhh!« Er wollte Roy nicht wecken. »Ich binâs nur, Griffin.«
Cheyenne senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Was machst du da?« Sie hörte sich klarer an, als er es an ihrer Stelle gewesen wäre. »Versuchst du mich zu küssen oder so was?«
»Nein!« Peinlicherweise brach seine Stimme.
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