Lauf, so schnell du kannst by Howard Linda

Lauf, so schnell du kannst by Howard Linda

Autor:Howard, Linda [Howard, Linda]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: e-book Egmont LYX
veröffentlicht: 2013-10-19T04:00:00+00:00


16

Vor lediglich zehn Stunden hätte Angie, wenn jemand auch nur angedeutet hätte, dass sie jemals, unter allen Umständen, Dare Callahan bitten würde, zu ihr in einen Schlafsack zu steigen, ernsthaft erwogen, für eine Zwangseinweisung dieser Person zu sorgen. Denn besagte Person war offensichtlich vollkommen verrückt. Doch vor acht Stunden hatte sie noch friedlich in ihrem eigenen Camp geschlafen, die höllischen Ereignisse der Nacht hatten nicht begonnen.

Seitdem war viel Wasser den Bach hinuntergeflossen, buchstäblich wie im übertragenen Sinne. Es hatte Momente gegeben, in denen sie nicht sicher gewesen war, ob sie die nächste Minute überleben würde, aber ihre einzige Option war es gewesen weiterzumachen, es weiter zu versuchen. Selbst nachdem Dare sie gefunden hatte, schienen der Schmerz und die elende Kälte kein Ende zu nehmen; der einzige Unterschied war der gewesen, dass sie nicht mehr allein war. Er war da gewesen, stark und niemals zögernd, obwohl sie in dem Teil ihres Geistes, der nicht mit dem Kampf ums Überleben beschäftigt gewesen war, gewusst hatte, dass die Kälte, der Regen und die gnadenlose Anstrengung auch an seinen Kräften zehrten.

Sie hatte eine solche Angst gehabt, dass sie das Gefühl hatte, ein Teil ihrer Seele habe sich dauerhaft auf eine Weise verändert, die sie noch nicht ganz begreifen konnte. Sie war zu einem winzigen Teil ihrer selbst zerschlagen worden, all ihre Reserven waren nach innen gekehrt und dem Überleben gewidmet gewesen, und erst jetzt konnte sie spüren, dass sie sich wieder zu entfalten begann, konnte spüren, dass ihr Körper und ihr Geist versuchten, zur Normalität zurückzufinden.

Noch wohnte der ganzen Situation ein verwirrendes Gefühl von Unwirklichkeit inne, das es ihr erlaubte, Dare zu bitten, zu ihr in den Schlafsack zu kommen, um sich an ihm zu wärmen – und nicht überrascht zu sein, als er nicht einmal zögerte.

»Bleib einfach liegen«, sagte er, kniete sich hin und zog den Reißverschluss ganz auf. »Du brauchst nichts zu tun. Ich werde den Schlafsack unter dir wegziehen.«

Sie nickte und verharrte stumm, während er sie bewegte und dabei den Schlafsack hervorzog. Jede Bewegung erschütterte ihren Knöchel, selbst mit der eng anliegenden Bandage, die ihn stützte. Dare hatte nichts gesagt, während er sie verbunden hatte, und sie hatte nicht gefragt, aber jetzt schaltete sich ihr Gehirn wieder ein. Als er ihre rechte Wade sanft umfasste und das Bein anhob, fragte sie: »Ist er gebrochen?«

Er warf ihr einen schnellen Blick zu, der Ausdruck in seinen blauen Augen war trotz seiner offenkundigen Müdigkeit scharf. »Ich weiß es nicht. Wenn ja, dann kann es nur ein einfacher Bruch oder ein Haarriss sein, nichts Schlimmes.«

Gute Neuigkeiten, schlechte Neuigkeiten, obwohl sie ihr Leben lang gehört hatte, dass ein einfacher Knochenbruch erheblich schneller verheilte als eine ernsthafte Verstauchung. Wenn ihr Knöchel morgen besser war, dann würde sie wissen, dass es nichts weiter war als eine Verstauchung. Es gab ohnehin nichts, was sie an der Situation ändern konnte.

Er breitete den Schlafsack über ihr und der Matratze aus; sie bewegte sich rastlos und versuchte, den Fuß so zu legen, dass das Gewicht der Daunen auf ihre Zehen drückte, was ihren Knöchel vor Schmerz pochen ließ.



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