Lauf in den Tod by Gerd Fischer

Autor:Gerd Fischer [Fischer, Gerd]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-02-03T05:00:00+00:00

Dienstag 18.3. 22.01 Uhr

Rauscher hasste sein Handy. Er legte es auf die Couch und begrub es unter mehreren Kissen. Warum meldete sich Lena nicht? Vier Tage Funkstille jetzt schon. Unverzeihlich. Aber konnte er Lena wirklich böse sein?

Rauscher lag, alle Viere von sich gestreckt, im Wohnzimmer, neben ihm das vergrabene Handy, und war heilfroh, sich nicht bewegen zu müssen. Ein bisschen Ruhe. Tat das gut! Der Griff zum Wasserglas war gerade noch zu ertragen.

Rauscher dachte über die Morde nach. Warum fehlten den Toten die Schuhe? Damit der Täter den Film drehen konnte? Das war zu billig. Da musste mehr dahinter stecken. Er zermarterte sich das Hirn und kam auf keine Lösung.

Je weniger Rauscher weiter kam, desto mehr dachte er wieder an Lena. Warum kam ihm dieser Liebeskram immer dazwischen? Manchmal hielt er sich für ein echtes Weichei.

Aber eines ließ sich nicht wegdiskutieren: Seitdem sich Lena nicht mehr gemeldet hatte, fühlte er sich irgendwie halb. Es war eine Lücke entstanden und er war nicht in der Lage, sie zu füllen. Lena gehörte einfach zu seinem Leben. Sie war ein Teil von ihm. Ihm fehlten die Gespräche mit ihr, die Auseinandersetzungen. Oft wegen Kleinigkeiten: ein fehlender Parkplatz vor dem Haus, der Lena fast in den Wahnsinn getrieben hatte; eine unbedachte Bemerkung von ihm, die sie nicht tolerieren konnte. Es war bei ihnen wie bei allen Paaren. Auch ihre Versöhnungen fehlten ihm, und der Sex natürlich.

Rauschers Bauch hatte eine kleine Wölbung, schon war wieder der Kämpfer in ihm geweckt. Er griff sich eine Bauchfalte.

„Dich krieg’ ich weg.“ Warum nur, fragte er sich, hatten Rippchen mit Kraut und Rindswurst so viele Kalorien? Warum wurde Handkäs mit Musik zur Kalorienbombe? Rauscher nahm sich vor, seine Ernährung umzustellen. Nur noch Salat, Obst, Gemüse, Reis und Vollkornbrötchen. Gesundes Zeug fand Rauscher zwar widerlich, aber es musste sein. Das Leben war eben hart und ungerecht. Besonders, wenn es um überflüssige Kilos ging.

Auf dem Gipfel des Trübsinns wollte Rauscher zu Lena fahren und sie einfach zur Rede stellen. Er verwarf die Idee und rief sie auf ihrem Handy an, obwohl sie vereinbart hatten, dies nur in äußersten Notfällen zu tun. Rauscher ließ es zehn Mal klingeln, Lena nahm nicht ab und die Mailbox war nicht eingerichtet. Jetzt gab es drei Möglichkeiten:

Lena hatte das Klingeln nicht gehört. Sie hatte das Klingeln gehört, wollte aber nicht mit ihm sprechen. Sie hatte es gehört, konnte aber nicht mit ihm sprechen, weil ihr Mann in der Nähe war.

Rauscher entschied sich für die erste und wollte es später noch einmal probieren.

Er trug schwarze Shorts, sonst nichts, und ging auf den Balkon, um seine Muskeln zu dehnen, schaute in den weiten Himmel. An den nackten Füßen spürte er Feuchtigkeit. Die Kälte kroch hoch. Gegenüber im Haus küsste sich ein Paar am offenen Fenster. Sie warf ihr Haar zurück und lachte. Am liebsten hätte er laut hinaus gebrüllt: Hier stehe ich, Lena, hörst du mich? Im ersten Stock wurde indisch gekocht. Irgendein Curry. Es roch gut und er bekam Hunger. Wahrscheinlich Frau Kappelmann. Sie lud gerne Gäste ein.

Download

Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.