Landliebe rostet nicht by Roswitha Gruber

Landliebe rostet nicht by Roswitha Gruber

Autor:Roswitha Gruber
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Erzählungen
ISBN: 978-3-475-54177-3
Herausgeber: Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheim
veröffentlicht: 2014-08-26T04:00:00+00:00


Verliebt, verlobt, verheiratet

Wie die meisten in unserer Gemeinde gehören wir der Reformierten Kirche an. Zu Beginn der fünfziger Jahre schickte diese einen jungen, dynamischen Pfarrer in unser Dorf. Er war auch insgesamt ein guter Seelenhirte, aber vor allem galt seine besondere Sorge dem Wohle der Jugend. Schon bald gründete er eine Jugendgruppe, die sich die »Junge Kirche« nannte. Diese Neuerung wurde sowohl von den Eltern als auch von den Jugendlichen freudig begrüßt. Die Eltern wussten dadurch ihre heranwachsenden Kinder »weg von der Straße« und konnten sicher sein, dass sie dort gut aufgehoben waren. Wir jungen Leute waren begeistert, dass im Dorf endlich mal was los war, und strömten eifrig zu diesen Treffen.

Neben Geselligkeit boten sie uns in der damals an Unterhaltung so armen Zeit geistige Anregung und Vergnügen mit Spieleabenden, in Gesprächskreisen, wo man sich in kleinen Gruppen unterhielt oder wo man nach einem lehrreichen Vortrag in großer Runde diskutierte. Fernseher waren ja noch nicht bis zu uns ins Tal vorgedrungen, und irgendwelche außerhäuslichen Veranstaltungen gab es so gut wie keine. Außerdem – und dieser Punkt ist nicht zu verachten – lernte man die Leute, die man zwar vom Sehen oder sogar von der Schule her kannte, aber zum Teil aus den Augen verloren hatte, besser kennen.

Als die Zeiten noch besser wurden, gab es im einzigen Wirtshaus am Platze zu besonderen Anlässen, zum Beispiel an Neujahr, zum 1. Mai oder am Markttag, einen Tanzabend. Aus der ganzen Umgebung strömte dann an jungen Leuten alles herbei, was Beine hatte. Natürlich traf man dort auch die Mitglieder der »Jungen Kirche« an. Und wie das beim Tanzen so üblich ist, man kommt sich im wahrsten Sinne des Wortes näher. Leider konnte ich aber an diesen Begegnungen im Schulhaus oder im Pfarrhaus und an den Tanzveranstaltungen bald nur noch in meinen Schulferien teilnehmen, weil ich ja zur Ausbildung in Lausanne bzw. in Bern weilte. Aber die wenigen Male, die ich an diesen Treffen teilnehmen konnte, haben ausgereicht, um mir den »Mann fürs Leben« zuzuführen.

Gewiss, ich konnte von Anfang an – mit sechzehn Jahren trat ich dieser Vereinigung bei – nicht über einen Mangel an Verehrern klagen, aber der Richtige war zunächst nicht dabei. Auch in Lausanne und in Bern gab es genügend junge Burschen, die mir schöne Augen machten, aber bei allen blieb mein Herz kalt. Anfangs war ich wohl noch zu jung, um an Komplimenten und Schmeicheleien Gefallen zu finden, später aber wurde ich sehr wählerisch. Dass ich so wählerisch wurde, hing zum einen mit meinem Heimweh zusammen und zum anderen mit meinem geheimen »Berufswunsch«.

Schon im ersten Jahr, das ich fern von zu Hause verbringen musste, starb ich fast vor Heimweh. Deshalb stand bei mir bald fest: Solltest du mal heiraten, dann nur einen Mann aus deinem Dorf oder zumindest aus der nächsten Umgebung, damit du dein Leben lang in der Heimat bleiben kannst. Außerdem sollte mein Zukünftiger Bauer sein. Denn ich hatte, obwohl die Eltern unbedingt eine Lehrerin aus mir machen wollten, keinen anderen Wunsch, als das Leben einer Bäuerin zu führen.



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