Lady Chatterley (Letzte, unzensierte Version) by David Herbert Lawrence

Lady Chatterley (Letzte, unzensierte Version) by David Herbert Lawrence

Autor:David Herbert Lawrence [Lawrence, David Herbert]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik, Klassiker, Liebesromane, Historische Romantik, 20. Jahrhundert, Belletristik & Literatur
Herausgeber: CloudShip
veröffentlicht: 2016-09-28T23:00:00+00:00


Zwölftes Kapitel

Connie ging gleich nach dem Mittagessen in den Wald. Es war wirklich ein wunderschöner Tag. Die ersten Löwenzahnblüten bildeten kleine Sonnen, die ersten Margeriten strahlten so weiß. Das Haseldickicht war ein Gewebe aus halbentfalteten Blättern und den letzten, stäubenden Knospen der Kätzchen. Die Blüten des gelben Schöllkrauts waren nun in Mengen da, flach geöffnet, zurückgestülpt in ihrer Emsigkeit und ihrem gelben Glitzern. Es war das Gelb, das kraftstrotzende Gelb des Frühsommers. Und die Primeln waren breit und voll blasser Üppigkeit, dichtstehend, nicht länger mehr scheu. Das saftige dunkle Grün der Traubenhyazinthen war ein Meer, aus dem die Knospen aufragten wie blasse Wellen, während auf dem Pfad die Vergissmeinnicht flaumig emporstrebten und die Akelei ihre tintenvioletten Bordüren entfaltete; und dort lagen Stückchen bläulicher Eierschalen unter einem Busch. Überall schwellende Knospen und das Hervorbrechen des Lebens.

Der Förster war nicht in der Hütte. Alles war Heiterkeit; braune Küken liefen lustig umher. Connie schritt weiter, gegen das Forsthaus zu, denn sie wollte ihn sehen.

Das Forsthaus stand in der Sonne, ein Stück vom Waldrand entfernt. In dem kleinen Garten reckten sich die übervollen Narzissen in Büscheln nahe der weit offenen Tür, und rote Tausendschönchen bildeten die Einfassung des Pfades. Das Bellen eines Hundes ertönte, und Flossie kam herbei.

Die Haustür stand weit offen. Also war er zu Hause! Und das Sonnenlicht auf dem roten Ziegelboden! Als sie den Pfad hinauf schritt, sah sie ihn durchs Fenster in Hemdsärmeln am Tisch sitzen und essen. Die Hündin wuffte leise und wedelte zaghaft mit dem Schweif.

Der Förster stand auf und kam zur Tür, wischte sich den Mund mit einem roten Taschentuch ab, während er noch kaute. »Darf ich hinein?« fragte sie.

»Nur zu!!«

Die Sonne schien in den kahlen Raum, der noch immer nach Hammelkotelett roch, das in einem Bratrohr zubereitet worden war, denn es stand noch auf dem Vorsatz, und die schwarze Kartoffelpfanne auf einem Stück Papier daneben auf dem weißen Herd. Das Feuer war zu roter Glut zusammengeschmolzen, die Kesselschwinge war herabgelassen, der Kessel summte. Auf dem Tisch stand ein Teller mit Kartoffeln und den Überresten des Kotelettes, Brot in einem Korb, Salz und ein blauer Krug mit Bier. Das Tischtuch war ein weißes Wachstuch.

Der Förster stand im Schatten.

»Du bist spät dran«, sagte sie. »Iss doch weiter.«

Sie zog einen Holzstuhl ins Sonnenlicht an die Tür und setzte sich.

»I hab auf Uthwaite müss’n«, sagte er und setzte sich wieder an den Tisch, aß aber nichts mehr.

»Iss doch«, redete sie ihm zu.

Aber er berührte die Speisen nicht.

»Magst du net auch was essn?« fragte er. »Willst a Schaln Tee? ‘S Wasser kocht schon.« Er erhob sich halb von seinem Stuhl.

»Wenn du mich den Tee machen lassen willst«, sagte sie im Aufstehen. Er schien verwirrt, und es kam ihr vor, als würde sie ihn belästigen.

»Ja, die Teekann’ is dort drinnen.« Er zeigte auf einen kleinen dunklen Geschirrschrank in der Ecke. »Und Schaln auch. Und der Tee steht grad über dir.

Sie nahm die schwarze Teekanne aus dem Schrank und die Teebüchse vom Kaminsims. Sie spülte die Kanne mit heißem Wasser aus, stand einen Augenblick und zögerte, wohin sie sie ausleeren sollte.



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