Laden der Traeume 05 - Im Bann der Maya by Ahner Dirk

Laden der Traeume 05 - Im Bann der Maya by Ahner Dirk

Autor:Ahner, Dirk [Ahner, Dirk]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: kinder
Herausgeber: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2014-12-05T00:00:00+00:00


Die Nacht im Dschungel war gruseliger, als Ben gedacht hätte. Es wurde stockdunkel, doch die Tiere im Wald schliefen nicht, im Gegenteil; um Ben, Lara, Leopold und Santino herum tobte das Leben. Auch wenn Ben Tiere liebte, war ihm nicht ganz wohl bei dem Gedanken, welche Bestien in diesem Urwald lauern konnten. Er war heilfroh, dass sie ein gemütliches, kleines Feuer entzündet hatten, das ihnen ein wenig Schutz und Wärme spendete.

Lara und Leopold waren hundemüde, konnten aber genauso wenig schlafen wie er. Nur Santino schnarchte leise.

»Sag mal, Leopold: Wie kam es eigentlich dazu, dass Nepomuk in einem Traum gelandet ist?«, fragte Lara in die Stille hinein.

Leopold quakte so verzweifelt, dass es klang wie ein lang gezogener Seufzer. Nepomuk war sein Freund. Er machte sich große Sorgen um ihn, das konnte man spüren. »Manche Kinder bleiben im Traum, weil sie ein großes Abenteuer erleben wollen«, erklärte er. »Andere, weil sie dort jemand sind, der sie im richtigen Leben nicht sein können. Und es gibt Kinder, die bleiben dort, weil sie hoffen, dass im Traum ihr sehnlichster Wunsch in Erfüllung geht.«

»Aber Nepomuk würde doch nicht einfach so in einen Traum verschwinden«, sagte Ben. »Warum auch? Ihm geht’s doch prächtig in der richtigen Welt. Er ist schon wieder Klassenbester. Ich wünschte, ich wäre halb so gut in Mathe wie er.«

»Gute Noten sind nicht alles, Ben. Seid ihr sicher, dass er glücklich war? Kam er euch nicht ein wenig traurig vor in letzter Zeit?«

Lara zupfte an ihren Haaren herum und war ganz in Gedanken. Sie hatte nie besonders viel darüber nachgedacht, aber jetzt, da Leopold sie darauf ansprach, fiel es ihr wieder ein: »Er kam in letzter Zeit immer früher von der Schule als sonst. Und geredet hat er auch nicht viel. Eigentlich überhaupt nicht.«

»Vor ein paar Tagen kam er in den Laden der Träume. Ganz geknickt war er da«, erklärte Leopold. »Er sagte, die anderen Kinder in der Schule hätten ihn Streber genannt und ihn ausgelacht. Filomenus wollte ihn trösten und ihm eine schöne heiße Tasse Kakao kochen. Plötzlich war er verschwunden. Ich suchte ihn im ganzen Laden, aber ich konnte nur noch sehen, wie er das Traumglas öffnete und darin verschwand.«

Lara war erschrocken und traurig zugleich. Sie selbst hatte ihren kleinen Bruder immer mal wieder damit aufgezogen, dass er ein Streber war. Wirklich böse hatte sie es nie gemeint, aber woher sollte Nepomuk das wissen? Vielleicht hatte sie ihm sehr wehgetan und es nicht einmal bemerkt.

»Lara, du weinst ja«, sagte Ben erschrocken.

Schniefend wischte sich Lara über das Gesicht. »Ich habe Mama und Papa versprochen, auf meinen kleinen Bruder aufzupassen. Stattdessen habe ich ihn genauso mies behandelt wie seine gemeinen Klassenkameraden. Ich bin bestimmt die schrecklichste große Schwester, die es auf der Welt gibt.«

»Er weiß, dass du es nicht so meinst«, versuchte Ben sie zu trösten.

Doch Lara schämte sich zu sehr. Andere zu verspotten und sich auf ihre Kosten lustig zu machen, nur um sich selbst groß zu fühlen, das war gemein und feige. Eines wahren Traumabenteurers nicht würdig. So jemand wollte sie nicht sein.



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