Kultur 06: Inversionen by Banks Iain

Kultur 06: Inversionen by Banks Iain

Autor:Banks, Iain [Iain, Banks,]
Format: epub
veröffentlicht: 2010-09-14T11:15:07.171000+00:00


12. Kapitel

Der Leibwächter

Der Königliche Park von Crough-Bergen war seit mehreren Jahrhunderten ein privates Wildreservat des Königshauses von Tassasen. UrLeyn hatte große Teile davon unter verschiedenen Adeligen aufgeteilt, die seine Sache im Erbfolgekrieg unterstützt hatten, jedoch unter dem Vorbehalt, daß der Protektor und sein Hofgefolge jederzeit das Recht haben sollten, in den Wäldern zu jagen.

Die vier Reittiere und ihre Reiter umkreisten den hohen Haufen von Gebüsch und verschlungenen Kriechgewächsen, in das sich ihrer Vermutung nach ihre Beute verkrochen hatte.

RuLeuin zog sein Schwert und beugte sich vom Sattel herab, um das dichte Gewirr von Pflanzen zu durchstochern. »Seid Ihr sicher, daß es hier verschwunden ist, Bruder?«

»Ganz sicher«, sagte UrLeyn, wobei er das Gesicht zum Hals des Reittiers hinneigte und in eine Öffnung im Gebüsch spähte. Er beugte sich noch tiefer hinab und ließ die Zügel mit einer Hand los, um das Unterholz mit den Augen zu durchsuchen. DeWar, der neben ihm ritt, streckte den Arm aus und griff nach den Zügeln von UrLeyns Reittier. RuLeuin, auf der anderen Seite des Gebüschs, beugte sich ebenfalls auf den Hals seines Reittieres hinab.

»Wie geht es dem Jungen heute, UrLeyn?« fragte YetAmidous mit fröhlicher Stimme. Sein grobschlächtiges Gesicht war rot und leuchtend von Schweiß.

»Ach, es geht ihm gut«, sagte UrLeyn, wobei er sich wieder aufrecht hinsetzte. »Sein Zustand bessert sich mit jedem Tag. Allerdings ist er immer noch nicht kräftig genug.« Er ließ den Blick schweifen und sah den Hang jenseits der Bäume hinauf. »Wir brauchen hier ein paar Treiber…«

»Laßt doch Euren Dunkelmann den Treiber für uns machen«, schlug YetAmidous vor und bezog sich dabei auf DeWar. »Ihr werdet doch absteigen und für uns als Treiber fungieren, nicht wahr, DeWar?«

DeWar lächelte verzerrt. »Ich treibe nur menschliche Beute, General YetAmidous.«

»Menschliche Beute, wie?« sagte YetAmidous mit einem herzlichen Lachen. »Das waren noch Zeiten, was?« Er schlug auf seinen Sattel. DeWars verzerrtes Lächeln dauerte ein wenig länger.

Während der letzten Jahre des alten Königreichs, als König Beddun auf dem Höhepunkt seiner erbarmungslosen Grausamkeit gewesen war, hatten Gefangene – oder Wilddiebe, die das Pech hatten, sich bei der Ausübung ihres Gewerbes in den Wäldern erwischen zu lassen – den größten Teil der Jagdbeute ausgemacht. Diese Tradition der Barbarei war inzwischen von Gesetzes wegen abgeschafft, aber es gab in der Gegenwart noch ein Erinnerungsstück daran, dachte DeWar, nämlich in Form der alten Jagdarmbrust König Bedduns, die sich UrLeyn über die Schulter geworfen hatte.

UrLeyn, DeWar, YetAmidous und RuLeuin waren vom Hauptfeld der Jagd, das man auf der anderen Seite des Hügels hörte, abgeschlagen worden. »Laßt Euer Horn erklingen, ja, Yet?« sagte UrLeyn. »Einige der anderen sollen hierherkommen.«

»Ihr habt recht.« YetAmidous hob sein Horn zu den Lippen und entlockte ihm ein lautes Geschmetter. Wie DeWar bemerkte, traf es beinahe gleichzeitig mit dem Klang von Hörnern zusammen, die auf der anderen Seite des Hügels ertönten, so daß es wahrscheinlich nicht gehört wurde. Er zog es vor, nichts zu sagen. YetAmidous schüttelte etwas Spucke aus dem Mundstück des Horns und sah selbstzufrieden aus.

»Wird Ralboute noch zu uns stoßen, Protektor?« fragte er. »Ich dachte, so war es vorgesehen.



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