Krumme Touren in Texas by Deborah Powell

Krumme Touren in Texas by Deborah Powell

Autor:Deborah Powell [Powell, Deborah]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Ich trottete zum Wagen, stieg ein, brachte ihn auf

Touren und tuckerte gen Montrose wie ein

erschöpfter Lachs, der weiter stromaufwärts

schwimmt, obwohl er den Grund für seine Reise

längst vergessen hat.

Ich stieß ungeduldig meine Haustür auf, riß mir

sämtliche nassen Klamotten vom Leib und verstreute

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sie großflächig über die ganze Wohnung wie Hänsel

und Gretel im Märchen die Brotkrumen. Ich sprang

unter die Dusche, blieb lange unter ihrem Strahl, weil

ich versuchte, die Regengicht und den Dunst von Tod

und Korruption aus meinen Knochen zu spülen.

Ein schwacher Parfümduft schwebte von meinem

Schlafzimmer herüber in den Flur. Mein Herz begann

wie wild gegen meine Rippen zu hämmern wie ein

riesiger Geist, der nach über tausendjähriger

Gefangenschaft aus der Flasche will. Ich ging

langsam um das Bett herum und kroch vorsichtig

unter die Decke. Ein warmer, schlanker Körper

drehte sich zu mir.

»Willst du nicht einmal wissen, wer es ist?« fragte

eine heisere Stimme leise.

»Nein. Es ist mir eigentlich egal, wer es ist.«

Eine Hand knuffte mich in die Schulter.

Ich lachte. »Ich wußte schon, wer es ist. Ich habe

dein Parfüm im Flur gerochen.«

»Tatsächlich? Was für ein Parfüm ist es?«

»Ein teures.«

»Gut, du hast den Test bestanden. Dann können

wir loslegen.«

Einige Stunden später, als Lily und ich Händchen

haltend dalagen und redeten, sagte ich: »Ich dachte,

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du wolltest mindestens noch einen Monat in

Frankreich bleiben.«

Ich knipste die Lampe an, um sie zu betrachten.

Wie üblich blieb mir beim Anblick ihrer Schönheit die

Spucke weg. Sie strich ihr schwarzes Haar, ein langer

Pagenkopfschnitt, aus der Stirn zurück, als sie nach

einer Zigarette auf dem Nachttisch griff. Ihre Augen

waren schwarz wie ihr Haar, und ihre vollen Lippen

waren rot und geschwungen. Sie lächelte ihr

umwerfendes Lächeln. Sie war so schön, daß es

verboten werden müßte.

»Das hatte ich auch vor«, antwortete Lily, »aber

deine Briefe und Telegramme hörten sich so an, als

würden sich deine Schrauben gefährlich lockern, weil

du mich vermißt. Deshalb dachte ich, ich sollte besser

nach Hause fahren, bevor es zu spät ist und du völlig

durchdrehst.«

»Du hattest recht. Aber ich spüre schon, wie meine

Schrauben jede Minute fester werden.«

Sie lachte leise. »Erzähl mir von dieser Schwester

Jasmine.«

»Wieso weißt du von ihr?«

»Park und Charlotte haben mir so einiges erzählt,

gleich nachdem ich hier eingetroffen bin. Sie hatten

mindestens zwei Stunden lang meine ungeteilte

Aufmerksamkeit. Arme Charlotte! «

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»Klar, sie hat es immer geschafft, die lausigsten

Geliebten aufzugabeln, die sie finden konnte.«

»Erzähl mir die ganze Geschichte. Ich möchte sie

von dir hören.«

Ich erzählte alles – jedenfalls das meiste, ließ

lediglich ein paar überflüssige Details aus, wie

Schwester Jasmines Fummelei und Clancey Willsons

Drohungen.

»Was willst du als nächstes tun?«

»Ich habe überlegt, heute abend in den Grünen

Papagei zu gehen und mich nach Tony umzusehen,

dem Mann mit den silbernen Schlangenaugen. Ich

kenne den Besitzer des Lokals«, rühmte ich mich

bescheiden.

»Irgendwie überrascht mich das nicht. Du kennst

wahrscheinlich den Besitzer jeder Ginkneipe und

verrufenen Spelunke in der ganzen Stadt.«

»Wahrscheinlich.«

»Es ist wohl besser, wenn ich dich heute abend

begleite.«

»Mich begleiten?«

»In den Grünen Papagei. Mir scheint, du steckst in

letzter Zeit durchweg zu oft in Schwierigkeiten. Du

brauchst eine Stimme der Vernunft an deiner Seite.

Wenn ich mitkomme, hat das vielleicht mal eine

Ende mit diesen Geschichten von Schlägen auf den

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Kopf und ›Kaltmachen‹. Alles läßt sich diskutieren,

wenn du zivilisiert mit jemandem sprichst. Du siehst

doch, mir haut niemand auf den Kopf.«

»Ich hab’ mich nicht beim Kindersportverein

herumgetrieben und Häppchen gegessen, Lily«, sagte

ich verstimmt.



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