Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition) by FIGES Orlando

Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition) by FIGES Orlando

Autor:FIGES, Orlando [FIGES, Orlando]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Geschichte, Neuzeit bis 1918
Herausgeber: Piper (com)
veröffentlicht: 2011-09-23T23:00:00+00:00


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General Januar und General Februar

Der Winter brach in der zweiten Novemberwoche herein. Drei Tage und Nächte lang peitschten eiskalter Wind und Regen über die Anhöhen oberhalb von Sewastopol und fegten die Zelte der britischen und französischen Soldaten weg, die, durchnässt und zitternd, im Schlamm kauerten und sich nur mit ihren Decken und Mänteln schützen konnten. Dann, in den frühen Morgenstunden des 14. November, traf ein Orkan auf die Küsten der Krim. Zelte flogen wie Papierblätter durch die Gegend, Kisten, Fässer, Truhen und Wagen wurden umgestürzt, Zeltstangen, Decken, Hüte und Mäntel, Stühle und Tische wirbelten herum, verängstigte Pferde rissen sich los und preschten in Panik durch die Lager, Bäume wurden entwurzelt, Fenster zertrümmert, und Soldaten rannten in alle Richtungen, um ihre Habe und ihre Kleidung zu erhaschen, oder sie suchten verzweifelt nach einem Unterschlupf in dachlosen Scheunen und Ställen, hinter den Redouten oder in Erdlöchern. »Ein ganz und gar lächerliches Bild: Die Zelte waren eingestürzt, und man entdeckte den einen oder anderen im Bett, manche, wie mich, in … Hemdsärmeln … Alle waren klatschnass und brüllten nach ihren Burschen«, schrieb Charles Cocks von den Coldstream Guards seinem Bruder am 17. November. »Der Wind war entsetzlich, und wir konnten unsere Zelte nur dadurch davon abhalten, nach Sewastopol zu fliegen, dass wir uns mit ausgestreckten Gliedmaßen auf sie legten.«1

Den ganzen Morgen hindurch tobte der Sturm. Erst um 14 Uhr legte sich der Wind, so dass die Männer aus ihren Verstecken hervorkommen und ihre verstreuten Habseligkeiten einsammeln konnten: feuchte und schmutzige Kleidungsstücke und Decken, kaputte Möbelteile, Kochgeschirr und andere auf dem Boden liegende zerbrochene Objekte. Gegen Abend sank die Temperatur, und der Regen ging in dichten Schneefall über. Die Männer, deren Finger in der Kälte ganz klamm waren, versuchten, ihre Zelte erneut aufzuschlagen, oder verbrachten die Nacht in Scheunen und Schuppen, wo sie sich, vergeblich nach Wärme suchend, an den Wänden zusammendrängten.

Die Verwüstung auf den Hügeln war nichts im Vergleich zu der Situation im Hafen und auf dem offenen Meer. Fanny Duberly, die sich an Bord der Star of the South aufhielt, betrachtete den vor Schaum brodelnden Hafen und die wild schaukelnden Schiffe. »Die Gischt, die viele hundert Fuß über die Klippen spritzte, fiel wie starker Regen in den Hafen. Schiffe wurden zermalmt, trieben gegeneinander, zerbrachen und mahlten einander in Stücke.« Zu diesen Schiffen gehörte die Retribution, auf der sich der Herzog von Cambridge nach der Schlacht von Inkerman, die ihn in besonderen Schrecken versetzt hatte, zu erholen versuchte. »Es war ein fürchterlicher Sturm«, schrieb er am folgenden Tag an Raglan, »und wir erlebten 24 Stunden, die nicht grässlicher hätten sein können.«

Er trug zwei Anker & unser Ruder davon; [wir] mussten all unsere Oberdeckgeschütze über Bord werfen und uns 200 Meter von den Felsen auf einen einzigen Anker verlassen, der durch ein gnädiges Schicksal standhielt … Ich bin gesundheitlich völlig ausgelaugt und zerrüttet … weshalb ich hoffe, dass Sie keine Einwände haben, wenn ich für kurze Zeit nach Konstantinopel reise. Gibson [sein Arzt] ist nämlich der Meinung, dass ich mich, wenn ich in diesem erbärmlichen Wetter ins Lager zurückkehrte, sogleich wieder ins Bett legen müsste.



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