Kriegskinder und Kriegsenkel in der Psychotherapie: Folgen der NS-Zeit und des Zweiten Weltkriegs erkennen und bearbeiten - Eine Annäherung (Leben lernen) by Reddemann Luise

Kriegskinder und Kriegsenkel in der Psychotherapie: Folgen der NS-Zeit und des Zweiten Weltkriegs erkennen und bearbeiten - Eine Annäherung (Leben lernen) by Reddemann Luise

Autor:Reddemann, Luise [Reddemann, Luise]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fachbücher, Medizin, Psychiatrie, Psychologie, Angewandte Psychologie
ISBN: 9783608891713
Herausgeber: Klett-Cotta
veröffentlicht: 2015-08-22T00:00:00+00:00


Greifswalder Forschungsprojekt

Nach Albin Segmüller, der schon 1949 in einer Dissertation über Vergewaltigungen und Suizide geforscht hat139, sowie Regina Steil, 1999140, scheinen Philipp Kuwert und sein Team die Ersten zu sein, die sich in jüngerer Zeit dem Thema »Sexualisierte Kriegsgewalt im II. Weltkrieg« an der Greifswalder Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie widmen. Frauen, die bei Kriegsende einer oder mehrerer Vergewaltigungen zum Opfer fielen, wurden von Kuwert und seinem Team befragt141.

Die Frauen leiden teilweise bis heute unter den Symptomen der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) sowie Depressionen, Albträumen oder Übererregung, die sich als Herzrasen, Zittern oder Schlafstörung zeigen142.

Die Frauen berichteten den Interviewern von starken Symptomen. Und sie erzählen »durchgängig von einer lebenslang schwierigen Sexualität«. »In wenigen Tagen werde ich 82 Jahre alt, war also zur Zeit des Einmarsches der Roten Armee in Berlin 18 Jahre alt«, schreibt eine spätere Teilnehmerin der Studie. »Ich war noch unberührt, als ich vergewaltigt wurde. Ich habe zwar später geheiratet und drei Söhne geboren, aber ich glaube, dass mein Sexualleben keinen normalen Verlauf genommen hat. Ich finde es gut, dass man versucht, diese bisher unter den Teppich gekehrten Tatsachen aufzuarbeiten.«143

Wir haben in der von mir geleiteten Klinik in Bielefeld immer wieder ähnliche Dinge gehört, auch schon vor 30 Jahren; damals waren die Frauen naturgemäß jünger. Wir durften manchmal erleben, wie erleichtert die Frauen waren, dass sie mit uns sprechen und sich uns anvertrauen konnten. Die Trauer über ein »verlorenes Leben«, über den Mangel von Glück und befriedigender Sexualität konnten wir ihnen nicht ersparen.



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