Kreuzfahrt ohne Wiederkehr by Doyle Virginia

Kreuzfahrt ohne Wiederkehr by Doyle Virginia

Autor:Doyle, Virginia
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historischer Krimi
Herausgeber: hey! publishing
veröffentlicht: 2013-12-16T16:00:00+00:00


4. Rendezvous um Mitternacht

Obwohl er genug Zeit gehabt hätte, traute sich Lucien nicht, mir auf dem Weg in die Küche mitzuteilen, was ihm ganz besonders große Sorgen machte: Miranda hatte eigenmächtig den Menüplan geändert.

Wir betraten die Küche, und sie würdigte uns keines Blickes. Alles an ihr war eine einzige Ablehnung meiner Person.

»Was ist los, was machst du da?« fragte ich.

»Im Gegensatz zu anderen erledige ich meine Arbeit.«

»Lucien ist nur losgegangen, um mich zu holen. Ihn trifft keine Schuld.«

»Wer spricht von ihm?«

Sie hatte noch immer nicht aufgesehen. Jetzt wandte sie mir den Rücken zu. Ich sah eine große Schüssel mit einer roten Suppe darin. Feingehackte Tomaten-, Paprika- und Gurkenstückchen befanden sich in kleinen Schälchen daneben.

»Was ist das?«

»Gazpacho.« Noch immer blickte sie nicht auf.

»Du bereitest schon das Essen für morgen Mittag vor?«

»Nein.«

»Nein?«

»Ich bereite das Essen für heute Abend vor.«

»Diese Suppe steht nicht auf dem Speiseplan. Außerdem hast du sie kalt werden lassen.«

»Ha! Einen Gazpacho kalt werden lassen!«

Sie griff nach zwei großen Löffeln und hob aus einem großen Topf mehrere große Taschenkrebse auf eine Platte.

»Krebse«, stellte ich fest.

»Txangurro«, ergänzte sie und begann, die Panzer zu knacken. Dann winkte sie Lucien heran und gab ihm mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er weitermachen sollte.

Ich tauchte einen Finger in die kalte Suppe und probierte.

»Die Suppe ist sehr scharf«, stellte ich fest.

»Natürlich.«

»Die Passagiere werden sich beschweren.«

»Sie werden es essen.«

Sie zog den großen Marmormörser zu sich hin und warf rote getrocknete Pfefferschoten und Pfefferkörner hinzu. Dann griff sie nach dem Stößel, zermahlte alles und gab mehrere Hände mit geschälten Knoblauchzehen hinzu.

»Was geschieht damit?« fragte ich.

»Kommt zum Krebsfleisch.«

»Das wird ebenfalls sehr scharf.«

»Na und?«

»Mein Freund Auguste Escoffier«, sagte ich mehr zu mir selbst, »pflegte zu sagen, dass kein dominanter Geschmack, sei es nun süß, sauer, scharf oder salzig, sich in zwei Gängen hintereinander wiederholen darf.«

»War er Spanier, dieser Escoffier?« fragte Miranda unwirsch, während sie mit dem Stößel wütend in den Mörser stieß.

»Nein, Franzose.«

»Dann hat er keine Ahnung vom spanischen Essen.« Sie sah auf, und ihr kalter Blick jagte mir einen Schauder den Rücken hinunter.

»Aber«, sagte ich, »es ist ein universelles Prinzip.«

»Es gibt keine universellen Prinzipien. Und selbst wenn, dann interessierten sie mich nicht.«

Jetzt stieg auch in mir der Zorn hoch: »Aber es gibt eine Regel, die wir festgelegt haben«, rief ich erregt aus, »und die für dieses Schiff und diese Küche gilt, und die lautet: Mittags gibt es ein spanisches und abends ein französisches Menü!«

»Ich bin Spanierin, ich koche spanisch.«

»Das ist Meuterei!«

Sie sah wieder vom Mörser auf, den sie die ganze Zeit ununterbrochen heftig bearbeitet hatte. Ihre Augen blitzten, ein boshafter Zug umspielte ihren Mund, und plötzlich erinnerte sie mich an die alte Hexe, die sie zweifellos in vielleicht gar nicht so ferner Zukunft sein würde. Ein Gefühl tiefster Abneigung stieg in mir auf.

»Und?« fragte sie höhnisch. »Wollen Sie mich über Bord werfen?«

»Was für eine dumme Idee«, sagte ich, »ich werde mich bei Monsieur Dimitrios beschweren.«

Sie deutete zur Tür: »Das können Sie gleich tun, bitte sehr.«

Lautlos war Enzo Dimitrios eingetreten. Hämisch grinsend sah er uns an, dann machte er



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