Kreuzblume by Andrea Schacht
Autor:Andrea Schacht [Schacht, Andrea]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2007-07-30T22:00:00+00:00
»Es mag zu deinen vielfältigen Fähigkeiten gehören, einen hilflosen Mann zu massakrieren, möglicherweise auch zu rasieren, aber ich bin nicht mehr so schwach, um mich willenlos in deine Hände zu begeben, Toni«, erklärte Cornelius entschieden, als Antonia sich mit dem Rasierpinsel näherte.
»Gut, dann schneid dir selbst die Gurgel durch. Danach darfst du nach unten gehen und dich in den Salon setzen. Du bekommst Besuch. Also benimm dich wie ein wohlerzogener Herr!«
»Wer will mich besuchen? Hast du etwa über meine Rückkehr herumgetratscht?«
»Selbstverständlich. Auf dem Markt, im Laden und mit allen Lieferanten und Dienstboten. Du weiÃt ja, wie feinfühlig ich in solchen Dingen bin.«
Cornelius knurrte leise und machte sich an die Arbeit, seinen drei Tage alten Bart zu entfernen. Viele der Kleidungsstücke in den Schränken, die er vor acht Jahren getragen hatte, waren ihm zu eng geworden war. Die schwere körperliche Arbeit, die er hatte leisten müssen, hatte seinen Körper verändert. Doch einigermaÃen passabel gekleidet verlieà er kurz darauf sein Zimmer.
Im Salon fand er Antonia neben einer jungen Dame sitzen, die erwartungsvoll aufschaute, als er durch die Tür trat.
»Da ist unser Heimkehrer«, stellte Antonia vor. »Cornelius, mach deine Verbeugung vor Sarah Susanne Bernsdorf.«
Er hatte Mühe, die Besucherin nicht unhöflich anzustarren. Sie war reifer geworden, nicht mehr das eben den Kinderschuhen entwachsene Mädchen, sondern eine äuÃerst wohlproportionierte junge Dame mit langen, goldblonden Ringellocken und warmen braunen Augen in einem süÃen Gesicht. Diese Augen betrachteten ihn eingehend und mit intensiver Neugier.
»Ihre Gebete, Fräulein Bernsdorf, scheinen Wirkung gezeigt zu haben. Ich stehe in tiefer Dankesschuld bei Ihnen.«
»Vielleicht halfen sie, aber Sie selbst werden das Ihre dazu getan haben, nicht unterzugehen. Nehmen Sie doch Platz.«
Er setzte sich etwas entfernt von Susanne nieder und fühlte sich unbehaglich. Es war lange her, dass er sich in vornehmer weiblicher Gesellschaft befunden hatte. Abgesehen davon wusste er nicht, worüber er sich mit ihr unterhalten sollte. Sie enthob ihn allerdings dieser Schwierigkeit und plauderte munter über das wechselhafte Aprilwetter, das Theaterstück, das sie unlängst gesehen hatte, und ihre Hoffnung, bald frische Erdbeeren naschen zu können.
Antonia schwieg. Sie hatte dieses Treffen auf Susannes Wunsch hin ermöglicht, die, sowie sie von Corneliusâ Eintreffen gehört hatte, überschwänglich darum gebeten hatte, ihn sehen zu dürfen. Sie hoffte, ihre Freundin würde nicht einem Anfall heftigster Verliebtheit unterliegen, denn instinktiv fühlte sie, dass ihr Bruder zu viel durchgemacht hatte, um einer solchen Schwärmerei ausgesetzt zu werden. Sie wollte aber auch nicht, dass Susanne enttäuscht wurde.
Sie selbst hatte sich, seit sie den erschöpften, fiebernden Mann auf der StraÃe aufgelesen hatte, eine Menge Gedanken über ihn gemacht, und ihre Gefühle ihm gegenüber waren weiterhin zwiespältiger Natur. Er war rücksichtslos dem Domherrn gegenüber gewesen und hatte dessen Güte schändlich missbraucht. Das verzieh sie ihm nicht. Falschspielen war in ihren Augen eher ein Vergehen als ein schweres Verbrechen, das zwar auf einen raffgierigen und verlogenen Charakterzug hindeutete, in diesem Fall aber unangemessen streng bestraft worden war. Er hatte im Bagno überlebt, das deutete mit Sicherheit auf eine gewisse Brutalität hin. Wie Männer unter harten Bedingungen miteinander umgingen, hatte sie selbst miterlebt. Sie fragte sich, wie weit er manchen menschlichen Regungen gegenüber abgestumpft sein mochte.
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