Kranichtod by Tanja Noy

Autor:Tanja Noy
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: MIRA Taschenbuch
veröffentlicht: 2017-03-08T16:00:00+00:00

24. KAPITEL

M wie Mörder

Hannover

17:22 Uhr

Bum, bum, bum.

Hans Pfohls Hände waren eiskalt, deshalb ging er in die Küche und drehte das heiße Wasser am Spülbecken auf. Während es über seine steifen Finger lief, hörte er erneut: Bum, bum, bum.

Es war, als würde jemand in seinem Gehirn Raketen abschießen. Er hielt sich die nassen Hände an den Kopf.

Bum, bum, bum.

Als ob jemand mit einem Stock gegen seinen Schädel schlagen würde.

Bum, bum, bum.

Pfohl wusste, wer an die Tür klopfte. Und er wusste auch, warum. Langsam ließ er die Hände sinken und hob den Kopf an. Der Baum vor dem Fenster schwankte im Wind und klopfte ebenfalls, aber mit seinen eisigen Zweigen gegen die Scheibe.

Bum, bum, bum.

Pfohl legte die Hände wieder an den Kopf.

Jemand rief laut und deutlich: „Aufmachen! Polizei!“

Für einen winzigen Moment schloss Pfohl die Augen, dann drehte er sich von der Spüle weg und machte sich auf den Weg zur Tür.

Ein Dienstausweis wurde ihm vor die Nase gehalten, als er geöffnet hatte. „Kriminalpolizei. Sind Sie Hans Pfohl?“

Pfohl nickte und hörte sich selbst sagten: „Ich gestehe, einen Mord begangen zu haben. Die Tatwaffe, meine Pistole, liegt in der Kommode im Flur.“ Er streckte die nassen Hände nach vorne. „Bitte. Verhaften Sie mich.“

Eine Stunde später saß Michael Tech im Verhörraum an einem einfachen Holztisch und stellte das Aufnahmegerät ein. Dann sah er auf und Hans Pfohl an. „Sie gestehen also, gestern Abend Frau Hannelore Strickner ermordet zu haben?“, begann er.

Pfohl nickte. Seine Augen waren blutunterlaufen und sein Gesicht wie aus Granit gemeißelt.

„Erzählen Sie, wie es dazu kam. Weshalb haben Sie es getan?“

Pfohls Lippen bewegten sich, aber kein Laut wurde hörbar. Er versuchte es noch einmal und brachte ein schwaches „Was?“ hervor.

„Sie haben gerade gestanden, gestern Abend einen Menschen ermordet zu haben. Und ich möchte nun wissen, weshalb Sie es getan haben.“

Pfohl zuckte mit den Schultern.

„Soll das heißen, Sie wissen es nicht?“

„Nein. Ich meine, ja, ich weiß es nicht. Ich habe es einfach getan.“

„Ohne Motiv?“

„Ja.“

Tech sah den Mann über den Tisch hinweg an. „Haben Sie zuvor schon einmal einen Menschen umgebracht?“

„N…Nein.“

„Und warum ausgerechnet Frau Strickner?“

„Ich weiß es nicht. Es …“ Pfohl suchte nach den richtigen Worten. „Es hat sich so … ergeben. Es kam einfach so über mich.“

„Es kam einfach so über Sie?“

„Ja.“

„Sie kannten Frau Strickner nicht, haben sie nie zuvor gesehen?“

„Nein.“ Pfohl rutschte auf seinem Stuhl herum.

„Wie kamen Sie in ihr Haus?“, hakte Tech weiter nach.

„Ich habe geklingelt.“

„Wann genau?“

„Das weiß ich nicht mehr genau. Kurz vor 18:00 Uhr.“

„Und Frau Strickner hat Sie einfach so ins Haus gelassen?“

Pfohl schüttelte den Kopf. „Nein. Ich sagte ihr, dass ich eine Autopanne hätte und dass der Akku meines Handys leer wäre. Ich fragte, ob ich kurz telefonieren könnte.“

„Und da hat sie Sie ins Haus gelassen?“

„Ja. Dort habe ich ihr eine Kugel in den Kopf geschossen. Beantwortet das all Ihre Fragen?“

„Nein.“ Tech ließ Pfohl nicht aus den Augen. „Es beantwortet nicht die Frage, warum Sie es getan haben.“

„Keine Ahnung. Irrsinn. Vermutlich bin ich einfach nur ein kranker Psychopath.“

„Hat Frau Strickner sich gewehrt?“

„Sie kam nicht dazu, es ging viel zu schnell.

Download

Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.