Kramer 04 - Rigigeister by Götschi Silvia

Kramer 04 - Rigigeister by Götschi Silvia

Autor:Götschi, Silvia [Götschi, Silvia]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2016-02-02T16:00:00+00:00


***

Wenig Freude hatte der Hüttenwart von Rigi Staffel, als er am frühen Morgen das Eventzelt in einem desolaten Zustand vorfand. Eigentlich hätten die Planen dem Unwetter standgehalten. Aber der Eingang war zerfetzt und um das Zelt herum lag verwehter Gerümpel. Alles war schmutzig und würde Tage beanspruchen, bis es wieder sauber war.

Melchior Gasser betrat das Zelt, da war er vor Ärger ziemlich aufgebracht. Er stapfte mit seinen schweren Bergschuhen über den aufgeweichten Boden. Tische und Bänke standen zwar noch am selben Ort wie am Vortag. Aber dort, wo sich die Ausschanktheke befand, war alles verwüstet. Die Wolldecken, die ansonsten in den Regalen neben den hintersten Bänken lagen, waren ebenso durcheinander. Gasser fragte sich, was wohl der Grund für diese Unordnung war.

Plötzlich sah er sie.

„Jesus, Maria und Josef!“ Gasser stolperte vorwärts. „Was ist denn hier los? Wer seid Ihr?“

Thomas hatte den Fremden nicht kommen hören. Er kauerte neben einem kleinen Mädchen, nachdem er kurz zuvor erwacht war. Immerhin hatte er noch ein paar Stunden geschlafen. Aber das lag an seiner totalen Erschöpfung.

Neben ihm erwachten Tanja und Habermacher. Froh darüber, dass die nächtliche Aktion doch noch glimpflich verlaufen war. Den Kindern ging es den Umständen entsprechend gut. Einigen stand der Schock noch in den Augen. Aber in Lebensgefahr schwebte niemand.

Thomas stellte sich vor. „Es tut uns leid, dass wir Ihnen Umstände bereitet haben. Ich nehme an, Sie sind zuständig für das Zelt.“

„Und ob ich das bin. Melchior Gasser ist mein Name.“ Er streckte seine wurstige rechte Hand aus. „Was zum Teufel tun Sie da?“

„Das werde ich Ihnen später erklären. Sie haben nicht zufällig ein Handy dabei?“

„Nein, aber ich wohne gleich im Haus nebenan. Wenn Sie mir endlich sagen, warum Sie und diese Bälger hier sind, können wir gleich dorthin gehen.“

Thomas packte Gasser am Arm. „Gehen wir doch gleich in Ihr Haus. Es eilt. Ich gehe davon aus, dass man uns sucht.“

Gasser stapfte voraus. „Woher kommen die Kinder?“

„Das ist eine lange Geschichte“, gab Thomas zurück und dachte an die immense Arbeit, die sie noch vor sich hatten. Die Befragung der Kinder, das Auffinden ihrer Eltern. Gegenüberstellungen. Die Abklärung der Schuldfrage. Er hoffte, dass er diese Angelegenheit gleich dem Staatsanwalt übergeben konnte. In erster Linie ging es ihm immer noch darum, den Mord am Brandopfer aufzuklären. Dass sich der Fall derart verzettelte, hätte er sich nie erträumen lassen.

Und jetzt das noch: Er befand sich in einem Zelt auf Rigi Staffel, zusammen mit einer nervenden Journalistin und einem biederen Anwalt und zwölf unmündigen Kindern. Er war knapp einer Katastrophe entkommen. Diese Geschichte nahm ihm keiner ab.



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