Kraft seines Wortes by Phoebe Atwood Taylor

Kraft seines Wortes by Phoebe Atwood Taylor

Autor:Phoebe Atwood Taylor [Taylor, Phoebe Atwood]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Zwölftes Kapitel

Mr. Abe Schonbrun

Asey hob die Nadel auf. »Wo haben Sie die denn her?«

»Was? Das? Ach ja. Diese Nadel, meinen Sie?«

»Ja«, sagte Asey, »diese Nadel, die ich in der Hand habe. Nich’ zwei andre Nadeln in Chicago. Diese Nadel hier und jetzt. Wo haben Sie die her?«

»Na, die habe ich gefunden«, sagte Schonbrun leichthin.

»Ach, wirklich? Wann?«

»Schon lange her. Vor ein paar Monaten. Habe ich auf der Straße gefunden, aber es gab keine Möglichkeit, sie hier in der Gegend zu versetzen, also habe ich sie behalten.«

»Sind Sie sicher, daß Sie die nich’ gestern nachmittag gefunden haben? Hier auf ‘m Cape?«

»Jetzt hören Sie mal, Bruder. Ist doch keine Art, sich so aufzuführen, immer allem zu mißtrauen, was Sie hören.«

»Hören Sie mal zu«, gab Asey zurück. »Erzählen Sie mir jetzt, wo und wann Sie die gefunden haben und wem sie gehört, oder soll ich am Montagmorgen mit Ihnen vor Gericht marschieren und Sie unter Mordanklage stellen lassen? Denken Sie mal ‘n bißchen drüber nach.«

»Na ja«, begann Schonbrun widerwillig, »als ich heute nachmittag von Provincetown kam, hat mich so ‘ne Dame im Wagen mitgenommen. Als ich ausstieg, muß ich die Nadel aufgegabelt haben, oder sie ist in meine Tasche gerutscht. Es war ihre.«

»Und ich nehm’ an, sie is’ einfach in die hinterste Ecke von ‘ner Packung Zigaretten gerutscht. Ich dachte, Sie wären hinten auf ‘nem Lastwagen hergekommen.«

»Hab’ ich das gesagt? Das war auf dem Hinweg. Zurück bin ich mit der Dame gefahren.«

»Hatten Sie sie schon mal gesehen?«

»Nein, aber sie war ein Schatz. Hat mich von der Straße mitgenommen. Tun nur wenige Damen.«

»Und das Lamm wird bei dem Löwen wohnen«, murmelte Asey. »Wie hätten Sie die Nadel denn ›aufgabeln‹ können, ohne was zu merken? Wie is’ sie in Ihre Tasche gerutscht? Hat sie sie Ihnen gegeben, oder haben Sie sie gestohlen?«

»Ich habe noch nie im Leben was gestohlen«, verkündete Schonbrun. »Niemals. Sie muß einfach in meine Tasche gefallen sein.«

»Sie kannten die Frau nich’?«

»Ich glaube, sie hat so was gesagt wie, sie wäre eine Mrs. Carey aus Indianapolis.«

Asey sah ihn bewundernd an. »‘n wahrheitsliebender Mann is’ sowieso schon so selten wie ‘ne weiße Krähe, aber vor Ihnen zieh’ ich den Hut, Schonbrun. Von allen unverschämten Lügnern, die ich in meinem Leben gesehen hab’, kriegen Sie den ersten Preis. Wenn Sie das mit der Nadel nich’ erzählen wollen, lassen wir das erst mal durchgehen. Sie sagten grade, daß Ihr Bruder kein besonders guter Mensch war.«

»Okay«, sagte Schonbrun vergnügt. »Soll mir recht sein. Also Dave. Als Pa gestorben war, hat er gearbeitet, Zeitungen verkauft und so, dann ist er auf die High School gegangen und hat nachmittags gearbeitet. In der Fabrik. Dann ist er eines Tages nach Hause gekommen und hat seine Sachen gepackt und ist weg. Er hat alles Geld mitgenommen, was Ma hatte, und meins auch. Später haben wir erfahren, daß er aufs College gegangen ist oder so was. Diese Kerls, bei denen er in der Fabrik gearbeitet hat, hatten ihn ein paar anderen Kerlen vorgestellt, und die haben ihn aufs College geschickt und dafür bezahlt. Danach ist er nur noch drei- oder viermal bei uns aufgetaucht.



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