Krabbenbrot und Seemannstod: Ein Ostfriesen-Krimi (German Edition) by Kuhnert Cornelia & Franke Christiane

Krabbenbrot und Seemannstod: Ein Ostfriesen-Krimi (German Edition) by Kuhnert Cornelia & Franke Christiane

Autor:Kuhnert, Cornelia & Franke, Christiane [Kuhnert, Cornelia]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783644519510
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2014-08-31T22:00:00+00:00


«Nachdem mir am Samstag klar geworden war, dass sich ein Fiasko anbahnt, habe ich gestern eine Betriebsversammlung einberufen.»

Petersen sitzt mit Rudi im Büro des Toten. Susanne hat ein Tablett mit einer Kanne Tee, zwei Tassen, Kluntjes und Sahne gebracht. Doch Petersen kann der Zeremonie, die er normalerweise mit Wonne genießt, heute kaum Aufmerksamkeit schenken. «Ich hab mit offenen Karten gespielt. Als Folge sind heute einige zu Hause geblieben. Drei Monate ohne Lohn arbeiten – kaum einer hier verfügt über ein derartig großes Finanzpolster, um das aufzufangen. Und wie es weitergeht, steht in den Sternen. Wir bekommen jetzt nämlich auch Schwierigkeiten mit dem holländischen Lieferanten. Der landet nun in Greetsiel an. Aber wir brauchen diese verdammten Krabben! Die Kosten laufen ja weiter! Und unsere Fischer sind im Moment auf Krawall gebürstet. Statt nach der Winterpause rauszufahren, streiken die. Für höhere Kilopreise. Natürlich müssen sie eigentlich mindestens drei Euro pro Kilo haben, aber Kerpen hat meine Vermittlungsversuche mit der Begründung abgeschmettert, der Markt gebe höhere Preise nicht her und wir würden bei höheren Kosten keine Abnehmer finden. Es ist wie verhext. Wenn unsere Fischer uns weiter im Stich lassen, können wir dichtmachen.» Petersen merkt, dass ihm die Stimme zu versagen droht, und hustet. «Deshalb habe ich dich angerufen. Du musst mir helfen, einigen Dingen auf den Grund zu gehen. Du bist Polizist und weißt besser als ich, was legal ist und was nicht.»

Rudi zieht die Hände aus den Taschen seiner Lederjacke. «Na, dann leg mal los.»

Beruhigt steht Petersen auf. Ja, es war die richtige Entscheidung, Rudi um Hilfe zu bitten. Er tritt an die Fensterfront, zieht die Vertikaljalousien beiseite und winkt Rudi zu sich. Mit ausgestreckter Hand zeigt er auf die vier Krabbenschälmaschinen, die mittig in der Halle stehen. «Du musst verstehen, worum es geht, worum es mir geht. Ich hab schließlich unser ganzes Vermögen hier reingesteckt … Das da ist das Herz der Fabrik. Eigentlich sollten mittlerweile vierundzwanzig Maschinen in drei Schichten Krabben schälen. Bereits für letztes Jahr war eine Produktionslinie mit Sortierung, Krabbenschälmaschine und Nachleseband vorgesehen. Täglich acht Tonnen Krabben sollten direkt vom Kutter zu zweieinhalb Tonnen Krabbenfleisch verarbeitet werden. Sechzig Arbeitsplätze waren kalkuliert. Die hätten der Konkurrenz in Marokko mit den billigen Krabbenpulerinnen doch ein bisschen Dampf gemacht.» Immer noch starrt Petersen in die Halle. «Sowohl die EU-Kommission als auch die Bank in Hannover waren von der Projektidee begeistert. Uns wurden knapp achthunderttausend Euro für den Aufbau der Fabrik bewilligt, Rudi. Achthunderttausend. Aber davon ist nichts mehr da.»



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