Koriandergrün und Safranrot Roman by Preethi Nair

Koriandergrün und Safranrot  Roman by Preethi Nair

Autor:Preethi Nair [Nair, Preethi]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426435359
Herausgeber: Knaur e-books
veröffentlicht: 2015-05-04T00:00:00+00:00


Maya

Meine zukünftige Schwiegermutter Senora María Carmen Gonzalez del Hoyo war eine Furcht einflößende Frau und befehligte die Hochzeitsvorbereitungen wie ein kommandierender General einen Feldzug. Nachdem sie wochenlang, einem Satelliten gleich, den Priester umkreist hatte, um herauszufinden, welches Datum wohl am zukunftsträchtigsten sei, hatte sie einen Termin für Marcos und mich vereinbart. Auf den Tag genau in fünf Monaten, wie er verkündete. Ich weiß nicht, wie sie den Priester überzeugt hatte, mich kirchlich zu trauen, aber sie schaffte es, in ihre Kampfuniform gehüllt, die aus einem grauen Angorarock mit Jacke bestand, das Ganze abgerundet von formvollendet gelegtem Haar. Senora Gonzalez del Hoyo scheuchte die Armee der Buffetlieferanten, Dekorateure, Musiker und Floristen herum, schob sie nach einem exakt abgestimmten Zeitplan hin und her und ließ hin und wieder einen aufmüpfigen Geiger oder Innenausstatter standrechtlich »erschießen«.

An jenem Morgen war ich in der Wohnung und räumte meine Kleider aus den Schränken. Sie läutete an der Tür – eher eine Warnung, dass sie gleich hereinkommen würde, als eine Bitte um Einlass – und schoss wie eine Rakete in den Raum. Nachdem sie aufgeregt durch die Wohnung gekeucht war, holte sie die Hochzeitseinladungen aus der Tasche. Gerade wollte ich ihr sagen, sie habe ein »o« an die falsche Stelle gesetzt, aber dass es eigentlich keine Rolle spielte, als das Telefon läutete. Es war Ravi, der mir mitteilte, dass Maggie schwer krank sei und dass die Ärzte ihr höchstens noch ein paar Wochen gaben.

Ich legte den Hörer auf, stürzte ins Schlafzimmer und stopfte hastig ein paar Sachen in einen Koffer. María Carmen kreischte mir mit schriller Stimme etwas auf Spanisch ins Ohr. »Ich muss sofort nach London«, erwiderte ich. Sie war verdattert und schien mich nicht zu verstehen. »Voy a Londres ahora mismo, mi tía está muy enferma. Ich habe versucht, Marcos anzurufen, doch er antwortet nicht, vermutlich ist er bei Gericht. Richte ihm aus, dass ich mich melde, wenn er zu Hause ist«, fuhr ich fort und schloss den Koffer. Sie umsummte mich wie eine Bienenkönigin, die man einfach nicht verscheuchen kann, und wiederholte, ich dürfe sie jetzt nicht im Stich lassen. Was sei mit den Einladungen? Der Hochzeit? Den Vorbereitungen? Wann würde ich zurückkommen? Als ich aus der Tür stürmte, warf sie mir ihren Pelzmantel zu. Also kehrte ich noch einmal um, küsste sie zum Abschied und versprach ihr, sie bald anzurufen.

Ich hielt ein Taxi an und fuhr zum Bahnhof. Vom zwischen Hügeln versteckten Palmadoro bis nach Madrid dauerte die Zugfahrt zwei Stunden. Der Zug hatte Verspätung, und als er ankam, stieg der Lokführer erst einmal aus, um Pause zu machen, sodass wir noch einmal zwanzig Minuten warten mussten, während er Kaffee trank und eine Zigarette rauchte. Ich ließ mich erschöpft auf einen Fensterplatz sinken und genoss während der Fahrt den Anblick der Hügel und der Landschaft. Die Februarsonne hatte all ihren Mut zusammengenommen, um zu scheinen, obwohl es draußen kalt war. Die Leute fühlten sich von dem hellen Licht gestört und zogen die Jalousien vor die Fenster. Ich nahm den Riesenmantel, den María Carmen



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