Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition) by Lüdecke Volker

Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition) by Lüdecke Volker

Autor:Lüdecke, Volker [Lüdecke, Volker]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-12-29T16:00:00+00:00


17.

Als der Bauchredner sah, wie Katzorke in der Kneipe langsam wieder zu sich kam, fiel ihm ein, dass es höchste Zeit wurde, den sympathischen Retter zu mimen. Er fasste den Malträtierten unter die Achseln und schleifte ihn zu einer Sitzbank. Dort hob der Fleischberg ihn mit Leichtigkeit hoch und legte seinen Oberkörper auf der Tischplatte ab.

„Nicht schlapp machen, Freundchen! Showtime ist noch lange nicht vorbei.“

Katzorkes glasige Augen blickten erkenntnisleer in die Lichtreflexe auf den Biergläsern auf dem Tisch. Zu erfassen gab es da analytisch nichts, geschweige denn, dass ihr trauriger Anblick seinem Verstand behilflich war, die Kontrolle zu übernehmen.

Sein fragwürdiger Retter hielt etwas Abstand, denn er befürchtete, dass Katzorke bald kotzen müsste. Vorsichtshalber fingerte er in Katzorkes Barschaft, damit er für etwaige Schäden haften konnte. Auch Katzorkes Schlüsselbund verirrte sich in Rolfs Taschen.

„Wir wollen uns doch nicht etwa erleichtern, oder?“

Grinsend ironisierte er seinen Diebstahl. So ein kleiner Fisch war kaum eine Übung für ihn, denn lange war er zur Unterhaltung der Bewohner von Altersheimen als Zauberer aufgetreten.

Solange, bis eines Tages dem Pflegepersonal aufgefallen war, das eine auffällige Übereinstimmung zwischen seinen Auftritten und dem Fehlen von Geldbörsen existierte.

Ab dann war Schluss mit dem einträglichen Job, obwohl man Rolf nie etwas nachweisen konnte.

Mit den Händen unter der Tischkante filzte er weiter Katzorkes Besitz. Eine Kreditkarte fand er, doch dann wurde er unterbrochen.

Gerda schrie quer durchs Lokal.

„Zahlt er mir jetzt endlich die Zeche?“

„Ich übernehme das für meinen Freund.“

Der Wirtin kam Rolfs unerwartete Großzügigkeit seltsam vor. Misstrauisch durchsuchte sie eigenhändig Katzorkes Manteltaschen, fand aber außer ein paar Münzen und einem antiken Mobiltelefon nichts.

„Das ist kein Handy, das ist ein fossiler Knochen!“

„Zeig her!“

„Nix da, bleibt hier als Pfand!“

Gerda zog fix die Hand mit Katzorkes Handy zurück.

Rolf bezahlte ihr einen lausigen Zehner.

Die Wirtin war von ihrem Wutausbruch zu erschöpft, um weitere Maßnahmen zu ergreifen. Eine Horde von Betrunkenen verlangte lärmend Nachschub an noch ungezapftem Bier.

Kaum war Gerda wieder hinter der Theke beschäftigt, filzte Rolf weiter.

„Kleine Euroscheine, so ein Mist!“

Doch dann kam Katzorkes Dienstausweis zum Vorschein. Ein hämisches Grinsen machte sich in Rolfs Mundwinkeln breit.

„Hab ich doch richtig vermutet. Piefke in geheimer Mission.“

Er hatte also einen Wal am Haken, einen ganz dicken Fisch!

Bevor der wieder zu sich kam, musste er schnell reagieren. Was so ein wehrloser Bulle wert war, würde er sicher bald wissen. Denn im Milieu von Mariendorf war Rolf bestens vernetzt. Keine Schwierigkeit für ihn, telefonisch einen Kollegen in die „Gießkanne“ zu locken.

Ein vages Versprechen auf Gewinn genügte.

Vor der versammelten Trinkergemeinde trat der bald eingetroffene Kollege wie abgemacht als guter Freund von Katzorke auf.

„Hab dich schon überall gesucht, altes Haus. Mann, hast Du wieder geladen! Komm, ich helfe dir auf.“

Scheinbar besorgt um Katzorkes Wohlergehen, schaffte der zwei Meter Mann den willenlosen Polizeibeamten aus der „Gießkanne“ hinaus auf die Straße zu seinem mit Rostflecken und Beulen verzierten Transporter.

Der Hüne arbeitete tagsüber als Transporteur von Flügeln und Klavieren.

Rolf hatte sich für sein Alibi kurz zuvor von der Wirtin verabschiedet, als ginge er unschuldig nach Haus. Im Falle einer späteren Untersuchung seines geplanten Verbrechens war er so frei von Verdacht, am bösen Schicksal Katzorkes beteiligt gewesen zu sein.



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