Koepfe by Bear Greg
Autor:Bear, Greg [Greg, Bear,]
Format: epub
veröffentlicht: 2010-09-13T11:53:44.718000+00:00
DIE BÜROS DER RATSPRÄSIDENTIN lagen in einem Anbau des westlichen Wohnbereichs von Port Yin; man könnte also sagen, in einem Vorort, weg vom Zentrum der MB-Geschäftigkeit, wie es für eine politische Einrichtung angemessen war. Die Büros waren zahlreich, aber nicht übertrieben aufwendig; das Syndikat so manches kleinen MB stellte mehr Prunk zur Schau.
Ich betrat den Eingangsbereich, einen Raum von kaum vier Quadratmetern, in dem ein Mann hinter einem Schreibtisch saß, als Ergänzung zu einem automatischen Terminüberwachungssystem.
»Guten Tag«, sagte der Mann. Er war vielleicht fünfzig, grauhaarig, stupsnasig, mit einem angenehmen, aber kritischen Gesicht.
»Mickey Sandoval«, stellte ich mich vor. »Ich habe eine Einladung von der Präsidentin.«
»Das ist richtig, Mr. Sandoval. Sie sind etwa drei Minuten zu früh dran, aber ich glaube, die Präsidentin ist bereits frei.« Der automatische Terminüberwacher zeigte einen Bildschirm voller Informationen. »Jawohl, Mr. Sandoval. Bitte gehen Sie hinein.« Er deutete mit einer Handbewegung zu einer Doppeltür zu seiner Linken, die sich in einen langen Gang öffnete. »Ganz am Ende. Schenken Sie dem Durcheinander bitte keine Beachtung; die Verwaltung ist noch nicht vollständig eingezogen.«
Kästen mit Datenwürfeln und andere Unterlagen säumten den Gang in ordentlichen Stapeln. Mehrere junge Frauen in düster-derber Port-Yin-Kleidung – ein Stil, den ich nicht sehr schmeichelnd fand – transportierten mit einem Elektrokarren Akten durch den Gang und in ein Büro. Sie lächelten mich an, als ich an ihnen vorbeiging. Ich erwiderte ihr Lächeln.
Ich war voller Zuversicht, während ich in das reizvolle, das verlockende und dennoch schlichte innere Heiligtum marschierte. Dies waren zweifellos alles Logologisten. Die jeweiligen Ratspräsidenten konnten alle Mitarbeiter aus ihrem eigenen MB auswählen, wenn sie wollten. Es würde in einem politischen Klima, in dem das die Norm war, niemals die Anschuldigung der Vetternwirtschaft oder Begünstigung erhoben werden.
Fiona Task-Felders Büro befand sich am Ende des Gangs. Breite Türen aus Mondeiche öffneten sich bei meinem Näherkommen automatisch, und die Präsidentin trat persönlich auf mich zu und schüttelte mir die Hand.
»Danke, daß Sie die Shuttlereise hierher gemacht haben«, sagte sie. »Mr. Sandoval…«
»Mickey, bitte«, unterbrach ich sie.
»Für Sie dann auch Fiona. Wir richten uns hier gerade erst ein. Kommen Sie, setzen Sie sich; wir wollen miteinander reden und sehen, ob sich eine Art von Übereinstimmung zwischen dem Rat und den Sandovals erzielen läßt.«
Unterschwellig hatte sie mich damit wissen lassen, daß die Sandovals im Abseits standen, daß sie von den anderen MBs abgesondert waren. Ich ging auf diese Andeutung nicht ein. Ich nahm sie zur Kenntnis, vermutete jedoch, daß keine Absicht dahintersteckte. In der Mondpolitik herrschte eine fast mustergültige Höflichkeit, und dieser Seitenhieb wäre zu grob gewesen.
»Fruchtsaft? Das ist das einzige, was wir hier anbieten«, sagte Fiona lächelnd. Von Angesicht zu Angesicht wirkte sie noch energiestrotzender, kräftig gebaut, mit breiten Schultern, die Haare streng und steif und kurzgeschnitten, die Augen von klarem Blau und umgeben von feinen Fältchen, was meine Mutter einst als ›Dividende der Zeit‹ bezeichnet hatte. Ich nahm ein Glas Apfelsaft und setzte mich an eine Seite eines breiten, geschwungenen Schreibtischs, wo zwei Bildschirme und zwei Tastaturen warteten.
»Wie ich gehört habe, sind die entsprechenden Einrichtungen bereits geschaffen worden, und Cailetet nimmt jetzt die Arbeit auf«, sagte die Präsidentin.
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