Koenigsblut - Land aus Eis by Karola Loewenstein

Koenigsblut - Land aus Eis by Karola Loewenstein

Autor:Karola Loewenstein
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Paranormal
Herausgeber: Amazon Media EU S.à r.l.
veröffentlicht: 2014-06-20T22:00:00+00:00


Hochzeit

Wenn man meinte, dass die Last, die man zu tragen hatte, kaum noch zu halten war, so war man noch längst nicht am Ende seiner Kräfte angelangt. Frustriert schlug ich die Augen auf und starrte an die blütenweiße Decke, die aussah wie eine Höhle aus Eis. Und genau das war sie auch, eine Höhle, in der ich gefangen war, und das schon seit genau sechzig Tagen.

Ich hatte die Zeit, die ich in der Antarktis verbrachte, nicht erlebt, ich hatte sie ertragen und wie betäubt registriert, wie aus den Tagen Wochen wurden und wie die Zeit, so unerträglich sie mir manchmal erschienen war, dennoch verging.

Es hatte gute Tage gegeben, die einfach an mir vorbeigeglitten waren, ohne dass ich sie recht bemerkte, und es hatte schlechte Tage gegeben, in denen mein Kopf voller Zweifel und Sehnsucht war und ich mich immer wieder fragte, ob ich das Richtige tat. Es war nicht so, dass ich an körperlichen Entbehrungen litt oder Schmach ertragen musste. Das Schloss, der Garten, das ganze Land Antarktika war von außergewöhnlicher Schönheit und dennoch vergaß ich nie, dass ich nicht freiwillig hier war.

An den schlechten Tagen verweilten meine Gedanken oft in Tennenbode, bei meinen Freunden, den Drachen und dem Unterricht, den ich verpasste. Die Semesterprüfungen waren schon vorüber und auch der Winterball war vorbei. Gepeinigt von meiner Sehnsucht schloss ich die Augen wieder.

Ob Lorenz, Liana und Shirley auch ohne mich einen Versuch gewagt hatten, die Veranstaltung zu sprengen? Zu gern hätte ich gewusst, wie es ihnen ergangen war. Ich seufzte, denn mir fiel ein, dass ich Gregor König versprochen hatte, beim Winterball Ariel zu fliegen, und nun hatte ich ihn enttäuscht. Auch die Chance, ein Gespräch mit Willibald Werner zu führen, war ungenutzt verstrichen.

Den Gedanken an Adam verbot ich mir. Doch manchmal schlich er sich ungefragt in meine Träume und dann sagte ich ihm, dass ich keine Wahl gehabt hatte. Es gab keine andere Möglichkeit, um sein Leben zu schützen.

Auch wenn der Preis, den ich dafür zu zahlen hatte, hoch war. Ich hatte mein Leben für ihn aufgeben müssen und doch war es mir das wert.

Die düsteren Gedanken verfolgten mich nicht in jeder Minute meines Wachseins. Dennoch war mir, als ob ein immerwährender Schatten auf mir liegen würde. Fast so, als ob die Wärme in meinem Inneren fehlte, als ob mein Herz nur mühsam und schwerfällig schlug, mehr aus Pflichtgefühl denn aus Lebensfreude, denn die Lebensfreude war gänzlich aus mir gewichen.

Wie eine leere Hülle absolvierte ich schweigend meinen Tag. Nur in meinen Träumen entfloh ich meinem Gefängnis. Doch je schöner diese Träume waren, umso schwerer fiel es mir, zurück in die Realität zu finden.

Dennoch sorgte die Routine meines neuen Alltags dafür, dass ich nicht einfach liegen bleiben und vergessen konnte, dass ich überhaupt noch existierte, so wie es mir am liebsten gewesen wäre.

Ich kannte jeden Handgriff des Personals, was nicht sehr schwer war, denn hier wurde sehr routiniert gearbeitet. Im Wesentlichen geschah beinahe jeden Tag dasselbe. Natürlich hoffte ich, dass ich mir diese Regelmäßigkeiten zunutze machen konnte, und beobachtete alles genau.



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