Kochen mit den Römern by Günther Linda-Marie
Autor:Günther, Linda-Marie [Günther, Linda-Marie]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: C.H.Beck
veröffentlicht: 2015-09-24T16:00:00+00:00
Ausschnitt aus einem Bodenmosaik aus der Umgebung von Hadrumetum (heute Sousse): Fischer und Fische (Museum Sousse/Tunesien)
Das Gleiche gilt für die Darstellung von Gastmählern und den wohl für sie vorgesehenen Viktualien wie beispielsweise Fische, Früchte, Rebhühner. Somit ist nicht zu erkennen, inwiefern sich die Ess- und Küchenkultur in dieser Provinz von derjenigen in Italien bzw. anderen Provinzen unterschieden haben sollte.
Damit erhebt sich die Frage, welche Erzeugnisse in Nordafrika selbst produziert, welche für den gehobenen Bedarf importiert worden sind und schließlich auch, was noch außer Getreide für den Export – und für welchen Absatzmarkt – zur Verfügung gestellt wurde. Einen ersten Hinweis bieten jene Mosaiken mit offenbar typisch nordafrikanischem Bildprogramm, die vornehme Landvillen an der Küste oder umgeben von Oliven- und Weinpflanzungen zeigen und zu deren Motiven gleichermaßen Tiere und Landarbeiter wie auch etwa eine Gutsherrin gehören, die Gaben von den Pächtern empfängt. Solche Darstellungen geben freilich weniger das Leben auf jenen riesigen Ländereien wieder, wo großflächig Monokulturen gezüchtet wurden, als vielmehr die intensiv genutzten, ein vielfältiges Spektrum an Waren hervorbringenden Gutshöfe, die es freilich nicht erst seit der Zeit gab, in der diese Mosaiken größtenteils entstanden sind – dem späteren 3. Jahrhundert n. Chr. Wir können also davon ausgehen, dass dort schon lange Fischfang an den Küsten, aber auch Geflügel- und Kleintierzucht betrieben, Baumplantagen und professionell gepflegte Gemüsegärten angelegt, aber eben auch die klassischen Exportgüter Getreide, Wein und Öl erzeugt wurden. Dass in Rom auf der Abfallhalde des Monte Testaccio vergleichsweise wenige afrikanische Amphoren – etwa im Verhältnis zu spanischen Amphoren – gefunden wurden, hat zu der Überlegung Anlass gegeben, dass der hauptsächliche Absatzmarkt für Öl aus der Africa proconsularis Ägypten war, weil man dort dieses Basislebensmittel nicht in ausreichender Menge selbst produzieren konnte. Neuere Untersuchungen haben für Tripolitanien gezeigt, dass der Seetransport entlang der nordafrikanischen Küste tatsächlich über die Städte der Kyrenaika nach Alexandria ging. Ein gründliches Studium der Amphorenformen hat inzwischen zudem gezeigt, dass afrikanische Exporte aber auch in die nördlichen Provinzen des Römischen Reiches gelangten. Mithin verliefen die Warenströme, die etwa mit feiner Keramik (terra sigillata) aus Südgallien in die afrikanischen Provinzen gelangten, nicht auf einer ‹Einbahnstraße›. Dass unter den hochwertigen Gütern, die nach Norden geschafft wurden, nicht nur Agrarprodukte waren, sondern sich auch Erzeugnisse der Konservenfabrikation – beispielsweise garum aus Leptis Magna – sowie der Textil- und Lederherstellung befanden, die aus der keineswegs unterentwickelten Viehzucht stammten, ist gut bezeugt. Händler und Schiffseigner (navicularii) aus den großen afrikanischen Küstenstädten unterhielten Büros in der römischen Hafenstadt Ostia und waren in zahlreichen Provinzen anzutreffen. In der Spätantike, die in diesem Buch allerdings unberücksichtigt bleiben soll, überschwemmte afrikanische terra sigillata geradezu den Donauraum; und afrikanische Tonlämpchen beispielsweise sind überall im Römischen Reich zu finden.
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