Knochenpfade by Alex Kava

Knochenpfade by Alex Kava

Autor:Alex Kava [Kava, Alex]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: MIRA
veröffentlicht: 2012-08-02T18:08:43+00:00


31. KAPITEL

Coffee Cup Café

Pensacola

“Bitte versteh mich nicht falsch, O’Dell. Aber du siehst aus wie gekaut und wieder ausgespuckt.”

Maggie wollte Charlie Wurth nicht sagen, dass sie sich auch so fühlte. Sie hatte die ganze Nacht nicht schlafen können.

Nach ihrem Hubschrauberabenteuer hätte sie erschöpft genug sein müssen, um einfach ins Bett zu fallen und sofort einzuschlafen. Stattdessen war sie bis zwei Uhr morgens am Strand entlanggewandert und hatte beobachtet, wie das Licht des Vollmonds auf den Wellen tanzte. Liz hatte sie gewarnt, dass es gefährlich wäre, sich nachts allein am Strand aufzuhalten. Doch Maggie ging davon aus, dass das nur Leute betraf, die ohne eine 38er Smith & Wesson im Gürtel dort herumliefen.

“Ich konnte nicht schlafen”, sagte sie einfach nur zu Wurth. Es hatte keinen Sinn, irgendwelche Erklärungen abzugeben. Zum Beispiel über unterdrückte Erinnerungen, die sich an die Oberfläche kämpften. Geister aus ihrer Vergangenheit, all die Mordfälle, die sie nachts wach hielten.

Wurth hatte ihr ein richtiges Frühstück versprochen. Er ging voraus und hielt ihr die Eingangstür des Cafés auf. Eigentlich hätte sie sich nicht wundern dürfen, dass ihm mehrere Fremde zuwinkten, “Guten Morgen” und “Hallo” riefen. Nach weniger als vierundzwanzig Stunden in der Stadt kannte Charlie Wurth sich nicht nur in den Straßen aus, sondern er hatte auch gleich das ultimative Lokal zum Frühstücken ausfindig gemacht.

Das “Coffee Cup” in Pensacola war gut besucht. Manche der Gäste trugen Hemd und Krawatte und hatten ihr Blackberry dabei, andere saßen in Jeans und Stiefeln am Tisch, vor sich die Lokalzeitung ausgebreitet.

Trotz des Geklappers von Geschirr, des brutzelnden Specks und der Rufe der Kellnerinnen, die den Köchen ihre Bestellungen durchgaben, hatten einige der Gäste Charlie Wurth sofort entdeckt. Ein Geschäftsmann am Fenstertisch winkte ihm zur Begrüßung zu, ein anderer am Tresen blickte kurz von seiner Unterhaltung hoch, um ihm zuzunicken. Eine große dünne Kellnerin begrüßte ihn mit “Hase”, als wären sie alte Freunde, und führte die beiden zu einem Tisch, der gerade noch abgeräumt wurde. Sobald sie saßen, wurden ihnen die Speisekarten ausgehändigt.

“Zwei Kaffee?”, erkundigte sich die Kellnerin und stellte Keramiktassen vor sie auf den Tisch.

“Für mich einen schwarzen Kaffee, Rita. Für meine Begleiterin hier eine Pepsi Light.”

“Ist Cola Light auch okay?” Sie richtete ihre Frage an Wurth, nicht an Maggie, während sie den Becher vor deren Nase blitzschnell wieder hochnahm.

Wurth sah zu Maggie hinüber und wartete auf eine Antwort. Das veranlasste Rita, sie nun ebenfalls anzublicken. Eins musste sie ihm lassen. Es wäre viel einfacher gewesen, einfach “Ja” zu sagen. Aber Charlie Wurth legte immer großen Wert darauf, dass man die Menschen in seiner Gesellschaft auch wahrnahm.

“Cola Light ist wunderbar”, sagte Maggie.

Sie wartete, bis die Kellnerin sich entfernt hatte, um sich in dem Café umzusehen. Dann lehnte sie sich zu Wurth vor.

“Woher kennst du die Leute alle?”

“Ich habe gestern hier einen Kaffee getrunken. Wenn man die Macher einer Gemeinde kennenlernen will, muss man sich an ihr Wasserloch begeben.”

Er unterbrach sich kurz, um zwei Frauen zuzuwinken, die gerade eintraten.

“Und glaub mir …” Er lächelte und lehnte sich ebenfalls vor. “Wenn ein Hurrikan droht, ist der Mann von der Bundesbehörde mit seiner Kavallerie sehr viel beliebter als Jim Cantore vom Wetterkanal.



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