Knochenarbeit by Kathy Reichs

Knochenarbeit by Kathy Reichs

Autor:Kathy Reichs [Reichs, Kathy]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-11-17T23:00:00+00:00


17

Nach dem Abendessen in Steamers Oyster Bar besuchten Katy und ich eine Galerie auf St. Helena. Wir schlenderten durch die Zimmer des knarzenden alten Wirtshauses, betrachteten Arbeiten lokaler Gullah-Künstler und staunten über diese neue Sicht auf einen Ort, den wir zu kennen glaubten. Doch während ich über Collagen, Gemälde und Fotos redete, sah ich vor meinem inneren Auge Knochen und Krebse und schwirrende Fliegen.

Katy kaufte einen winzigen, aus Rinde geschnitzten und irisierend blau lackierten Reiher. Unterwegs besorgten wir uns Mokkaeis, das wir auf dem Deck der Melanie Tess aßen. Wir unterhielten uns und lauschten dem Klicken der Takelage auf den Booten in unserer Nachbarschaft. Der Mond trug einen luftigen Schleier und warf ein schimmerndes Dreieck über die Marsch in Richtung Horizont. Während wir redeten, ließ ich den Blick über den fahlgelben Schein wandern, der auf der schwappenden Schwärze flimmerte.

Meine Tochter vertraute mir an, daß sie sich als Psychologin auf Täterprofile spezialisieren wolle, aber nicht so recht wisse, ob sie es auch schaffe. Sie staunte über Murtrys Schönheit und beschrieb die Mätzchen der Affen, die sie beobachtet hatte. Zwischendurch überlegte ich mir, ob ich ihr von unserer Entdeckung erzählen sollte, ließ es dann aber sein, weil ich ihr die Erinnerung an den Besuch nicht verderben wollte.

Um elf ging ich ins Bett, doch ich lag lange wach, lauschte dem Knarzen der Halteleinen und versuchte verzweifelt, Schlaf zu finden. Schließlich döste ich ein, doch als ich zu träumen begann, vermischte sich der vergangene Tag mit den Geschehnissen der letzten Wochen. Ich fuhr zu einem Boot mit Mathias und Malachy und versuchte verzweifelt zu verhindern, daß sie über Bord gingen. Ich wischte Krebse von einer Leiche und mußte zusehen, wie die brodelnde Masse sich so schnell wieder formierte, wie ich sie auseinandertrieb. Der Schädel der Leiche verwandelte sich in Ryans Gesicht, dann in die verkohlten Züge von Patrice Simonnet. Sam und Harry schrien mich an, und ihre Worte waren unverständlich, ihre Gesichter hart und wütend.

Als das Telefon klingelte, war ich anfangs desorientiert, ich wußte nicht, wo ich war und warum. Ich stolperte in die Kombüse.

»Guten Morgen.« Es war Sam, und er klang angespannt.

»Wie spät ist es?«

»Kurz vor sieben.«

»Wo bist du?«

»Im Büro des Sheriffs. Dein Plan funktioniert nicht.«

»Mein Plan?« Mein Hirn versuchte hektisch, den Anschluß zu finden.

»Dein Typ ist in Bosnien.«

Ich spähte durch die Jalousien. Am Innenpier saß ein grauhaariger alter Mann auf dem Deck seines Segelboots. Als ich die Lamellen wieder losließ, legte er eben den Kopf in den Nacken und leerte eine Dose Old Milwaukee.

»Bosnien?«

»Jaffer. Der Anthropologe an der USC. Er ist nach Bosnien geflogen, um im Auftrag der UNO Massengräber zu untersuchen. Niemand weiß, wann er zurückkommt.«

»Wer vertritt ihn hier?«

»Das ist egal. Baxter will, daß du die Bergung übernimmst.«

»Wer ist Baxter?«

»Baxter Colker ist der Leichenbeschauer des Beaufort County. Er will, daß du es tust.«

»Warum?«

»Weil ich es will.«

Eine klare Antwort.

»Wann?«

»So bald wie möglich. Harley hat einen Detective und einen Deputy für den Fall abgestellt. Baxter trifft uns hier um neun. Er hat ein Transport-Team in Bereitschaft. Wenn wir auf Murtry fertig sind, ruft



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