Kissing one more by Katrin Bongard

Kissing one more by Katrin Bongard

Autor:Katrin Bongard [Bongard, Katrin]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Contemporary
ISBN: 9783943799675
Herausgeber: Red Bug Books
veröffentlicht: 2014-09-28T22:00:00+00:00


Wir fahren die Schlesische Straße herunter, ein Café reiht sich ans nächste. Ja, okay, das ist die neue In-Ecke. Hier hat alles einen leicht vernachlässigten Charme, die Wände sind angemalt oder angesprayt, Punks mit Hunden laufen herum und Türken stehen in Gruppen und diskutieren über ihre Autos, Mädchen mit Dreadlocks und Tüchern im Haar sitzen vor den Cafés und trinken vermutlich Ingwertee. Hier ist es anders als in Prenzlauer Berg, wo mittlerweile jedes Haus renoviert ist.

Kolja biegt auf das große Fabrikgelände, von dem es nicht nur zum White Trash, sondern auch zum Badeschiff geht, und parkt. Fast gleichzeitig öffnen wir alle Türen am Auto und drängen nach draußen. Es ist leicht bewölkt, die schwüle Hitze schlägt uns entgegen.

»Ich bin keine Autos mit Klimaanlage mehr gewöhnt«, sagt Fiona und fächert sich Luft mit dem Schal zu, den sie im Auto noch getragen hat. »Ich kann mich nicht auf heiß und kalt gleichzeitig einstellen.«

»Ach nein?«, sagt Leo, schlingt die Arme von hinten um sie und küsst ihre Schulter. »Wir hätten auch in meinem Backofen fahren können, aber ihr wolltet ja nicht.«

Ich sehe zu den Cafés, die an dem kleinen Kanal liegen, das Café Freischwimmer und der Club der Visionäre, ich wusste nicht, dass alles so nah beieinanderliegt.

Es sind nur ein paar Schritte bis zu dem Gartenrestaurant des White Trash, das mehr oder weniger eine Ansammlung von Sperrholzstühlen, alten Holzkisten in einer Art Wildwest-Ausstattung ist. Gut, dann gibt es auch noch Bierbänke auf Holzterrassen und riesige Barbecuegrills die eigene Namen haben, aber das Improvisierte und Lässige ist offensichtlich der Style, zumindest im Selfservicebereich und wir sind uns sofort alle einig, dass wir lieber dort bleiben, als weiter zu den Tischen mit den rotkarierten Decken im Restaurantbereich zu gehen, wo man bedient wird. Wir suchen uns einen Platz unter einem großen Sonnenschirm und setzen uns alle um einen runden Tisch.

»Kolja, du bist eingeladen«, sagt Fiona. »Fährst du uns wieder zurück?«

»Gerne und danke. Dann Alkoholfreies.«

Wir studieren die Speisekarte, die ein dicht bedrucktes DIN-A4-Blatt ist. Dort stehen hauptsächlich Pommes und Burger, offenbar das neue Grundnahrungsmittel in Berlin.

»Wo sind die Kebabs geblieben?«, ruft Leo.

»Hey, du isst doch gar kein Fleisch«, sagt Fiona.

»Aber ich rieche es gerne.«

Dann sammeln wir die Bestellungen. Fiona und ich gehen zusammen los, hauptsächlich, damit wir uns ungestört unterhalten können.

»Hast du was rausgefunden?«, fragt sie leise, als wir zu der großen Durchreiche im Außenbereich gehen, an der man bestellt.

»Candlelight? Nein. Keine Ahnung. Noah hat mich nur gefragt, ob du schwanger bist.«

»Was? Ich bin im Studium, was denkt er denn?«

»Ich meine nur, er weiß offenbar auch nicht alles.«

Fiona und ich stellen uns hinter zwei Typen mit Lederwesten, kurzen Haaren und großen Armtattoos an. Ich frage mich, ob ich die Musiker von Kadavar hier vielleicht schon sehen werde. Zumindest würden sie mit ihren langen Haaren und Bärten sofort auffallen.

»Und? Hast du mit Noah gesprochen?« Fiona zieht eine Augenbraue unnötig weit nach oben. »Sekunde der Wahrheit?«

Ich nicke. »Hab ich. Er hat es mir genau erklärt. Aber eigentlich ganz schön frech von den beiden. Vielleicht sollten wir mal eine Sekunde der Wahrheit machen.



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