Kinkel, Tanja by dem Zwillingsstern Unter

Kinkel, Tanja by dem Zwillingsstern Unter

Autor:dem Zwillingsstern Unter
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


17. KAPITEL

Synchronisation, das neueste Verfahren, um den nationalen Grenzen des Tonfilms beizukommen, war sehr viel kostengünstiger, als einen Film in drei Sprachen gleichzeitig zu produzieren, doch die Kritiker verabscheuten es. Als im Herbst 1932 einer der ersten synchronisierten Filme, Mata Hart, auf deutsch anlief, protestierte Herbert Jhering im Börsen-Kurier gegen die Zumutung, Greta Garbo mit »der Alltagsstimme des Fräulein X« auszustatten, und er war nicht der einzige. Doch die deutschen Erträge von Mata Hart für MGM konnten sich sehen lassen, und daher beschloß Universal, es ebenfalls mit der Synchronisation zu versuchen, was den Export in deutschsprachige Länder anging. Eingedenk des Fräulein-X-Hohns versuchte Paul Kohner, möglichst bekannte Schauspieler als deutsche Stimmen für Mardalou zu finden, doch die meisten Schauspieler waren nicht allzu angetan von der Aussicht, Dialoge zu sprechen, wo ein anderer zu sehen sein würde.

Carla besaß auch ihren Teil Eitelkeit, was die Anonymität des Synchronisierens anging, aber sie hielt es für töricht, einen Produzenten, mit dem sie gerade einen Vertrag abgeschlossen hatte, zu verärgern, also saß sie gemeinsam mit fünf weiteren Schauspielern jeder von ihnen sprach mehrere Rollen mit riesigen Kopfhörern in einem Studio, als man mit der deutschen Fassung von Mardalou begann. Sie konnten die ursprüngliche Tonspur nicht hören; jeder war angewiesen, auf das dreimalige Klicken im Kopfhörer zu lauschen und nach dem dritten Mal die Zeile zu sprechen, die gleichzeitig mit dem Film auf die Leinwand projiziert wurde. Es machte Spaß, sich Stimmlagen für die stummen, schwarzweißen Gestalten einfallen zu lassen und gleichzeitig die naive, jugendliche Heldin und die unheimliche, alte Haushälterin des Helden zu verkörpern, und es lenkte sie von Grübeleien ab, die sie den ganzen Januar über quälten.

Am 20. Januar beendete Robert die Dreharbeiten zu Iffland, aber alles, was Genevieve seinerzeit postproduction genannt hatte, lag noch vor ihm, und ob er nun drehte oder mit dem Schneiden und Einfügen der visuellen Effekte, die von Arnold Lum und Richard Schwarz hervorgezaubert wurden, beschäftigt war, es absorbierte ihn zu sehr, als daß er für ihre Befürchtungen mehr als ein Abwinken übrig hatte.

»Der Mann wollte dir nur heimzahlen, daß du ihn abserviert hast, das ist alles!«

Was Philipp über das Ende der Republik gesagt hatte, war aber nur eines der Dinge, die ihr zu schaffen machten. Ein weiteres Problem lag in der Entscheidung, die früher oder später auf sie zukam. Genevieve hatte sie zur amerikanischen Premiere von Carmilla Ende Februar eingeladen, und als Paul Kohner sie wegen der Sache mit der Synchronisation ansprach, fügte er hinzu: »Die Einspielergebnisse von Carmilla hier sind sehr gut, so gut, um offen zu sein, daß Herr Laemmle sich fragt, ob Sie Ihren Vertrag nicht in Amerika erfüllen sollten, und Genevieve möchte Sie sowieso für ihren nächsten Film haben. Natürlich ist es ein Risiko. Wir wissen jetzt, daß Sie dem deutschen Publikum gefallen, aber das amerikanische kann ganz anders reagieren. Hier, in unserer europäischen Produktion, haben Sie bereits den Einstieg geschafft. Aber in Amerika müßten Sie völlig von vorne anfangen, und Sie hätten den zusätzlichen Nachteil Ihres Akzents. Mißverstehen Sie mich nicht, Carla, Ihr Englisch



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