Kinkel, Tanja by Löwin von Aquitanien Die

Kinkel, Tanja by Löwin von Aquitanien Die

Autor:Löwin von Aquitanien Die
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Henry packte sie bei den Handgelenken. »Damit das klar ist, du wirst mich nicht verlassen. Du hörst jetzt mit diesem Unsinn auf, und wenn es mir gefällt, meine Geliebte genauso wie dich zu behandeln, dann tue ich es!«

»Und wie«, fragte sie hart, »willst du mich dazu zwingen, bei dir zu bleiben? Du solltest allmählich wissen, Henry, daß niemand mich je zu etwas zwingen kann!«

»Das werden wir sehen«, erwiderte er. Mit einem Griff packte er sie und warf sie zu Boden. Alienor kämpfte wie noch nie in ihrem Leben, doch es war umsonst. Henry war sehr viel stärker als sie. Es wurde ein grausames Zerrbild ihrer Liebe, ein Monument des Hasses, und als der Akt dieser Vergewaltigung beendet war und Alienor zerschunden und gedemütigt auf den kalten Steinplatten lag, waren sie nicht in der Lage, einander anzusehen. Es war etwas Unwiederbring-liches zerstört worden. Henry war kaum weniger bestürzt als sie, hatte er doch zum ersten Mal derart die Beherrschung verloren. Und das Schlimmste war, er hatte es mit vollem Bewußtsein herbeigeführt, er wollte sie so zerstört sehen, so vollkommen erniedrigt. Es war ihre Schuld - sie hatte ihn dazu getrieben. Es konnte nur ihre Schuld sein. Er stürzte zur Tür hinaus.

Alienor war lange nicht in der Lage, aufzustehen. Was sie endlich wieder zur Besinnung brachte, war eine Stimme, die sie hier am allerwenigsten erwartet hätte, die entsetzte und fassungslose Stimme ihres zweiten Sohnes. »Mutter?« Sie richtete sich hastig auf.

Richard stand dort, starrte sie ungläubig an mit Augen, die nicht länger die eines Kindes waren. Sie sah sich in ihnen widergespiegelt, wund und blau geschlagen.

Nein, betete sie stumm. Nein, bitte nicht. Wie lange war er schon hier?

Sie erhob sich und preßte einen Ärmel gegen ihre aufgeplatzten blutigen Lippen. Ihr ganzer Körper schmerzte, und jeder Schritt tat ihr weh, doch sie mußte den Jungen sofort hier hinausbringen. »Es ist gut, Richard«, brachte sie schließlich mühsam hervor. »Es ist alles in Ordnung. Mir geht es schon wieder… sehr gut.«



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