Kinderfrei by Nicole Huber
Autor:Nicole Huber [Huber, Nicole]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3776626682
Herausgeber: Herbig, F A
veröffentlicht: 2011-03-28T22:00:00+00:00
Zu dieser an sich schon alarmierenden Lage kommen die Erderwärmung und ihre teilweise schon zu beobachtenden Folgen erschwerend hinzu: Anstieg des Meeresspiegels sowie Zunahme von intensiven Niederschlägen in einigen Regionen und lang anhaltende Dürreperioden und Hitzewellen in anderen Regionen. Als wahrscheinlichste Ursache für die Erderwärmung gilt der vom Menschen verursachte hohe Ausstoß von Treibhausgasen, vor allem von Kohlendioxid (CO2).
Einerseits sind wir also mit einer hohen und weiterhin wachsenden Weltbevölkerung, andererseits mit einer dramatischen Schrumpfung der Ressourcen konfrontiert, von denen das Überleben eben dieser Bevölkerung abhängt. Angesichts dieser Situation drängt sich die Frage auf: Ist unser Planet überhaupt in der Lage, das Überleben so vieler Menschen sicherzustellen? Oder anders gefragt: Wie hoch ist die Tragfähigkeit der Erde?
Unter Tragfähigkeit versteht man diejenige Bevölkerungszahl eines geografischen Gebietes (in diesem Fall der ganzen Erde), deren Ernährung und Sicherung des Lebensstandards durch natürliche Ressourcen langfristig und nachhaltig möglich sind. Kulturelle und zivilisatorische Entwicklungen können die Tragfähigkeit sowohl zeitweilig erhöhen (Stichwort: Industrielle Revolution) als auch wieder einschränken (z. B. durch Umweltverschmutzung, Erschöpfung nicht erneuerbarer Rohstoffe). Ein zuverlässiges und weltweit anerkanntes Modell, um die Tragfähigkeit der Erde zu ermitteln, ist der sogenannte Ökologische Fußabdruck (ecological footprint). Diese in den 1990er-Jahren von Mathis Wackernagel und William Rees entwickelte und seitdem kontinuierlich verbesserte und weiterentwickelte Methode misst, wie viel biologisch produktive Flächen – Ackerland, Weideland, Wald, Wasserflächen (als Fischgründe) – durch menschliche Aktivitäten zur Produktion von Nahrungsmitteln, Herstellung von Gütern, Bereitstellung von Wohnraum etc. und zur Absorption der damit verbundenen Abfälle und CO2-Emissionen in Anspruch genommen werden, um den Konsumbedarf einer gegebenen Bevölkerung innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu decken. Diesem Verbrauch werden die tatsächlich vorhandenen biologisch produktiven Flächen (Acker- und Weideland, Wald, Wasserflächen, Siedlungsflächen sowie Flächen zur Absorption von CO2) und deren biologische Kapazität gegenübergestellt. Das Modell des Ökologischen Fußabdrucks stellt also selbst keine Prognosen darüber auf, welche Bevölkerungsgröße möglich ist, sondern ermittelt zunächst einmal die tatsächliche Bevölkerung, den tatsächlichen Verbrauch und die vorhandene Biokapazität. Letztere beschreibt die Fähigkeit der biologisch produktiven Flächen, biologisch nutzbringendes Material herzustellen und die vom Menschen erzeugten Abfälle und Emissionen unter den jeweils aktuellen Bedingungen aufzunehmen. Die Biokapazität wird in globalen Hektar (gha) berechnet. Ferner ermittelt der Ökologische Fußabdruck, wie viel Biokapazität insgesamt und pro Kopf verbraucht wird und tatsächlich zur Verfügung steht. Daraus kann wiederum der Rückschluss auf die Bevölkerungsgröße gezogen werden, die auf einem bestimmten Verbrauchsniveau auf Dauer auf der Erde leben kann.
Nur wenn Entnahme und Emissionen innerhalb eines Zeitraums im Rahmen dessen bleiben, was die biologisch produktiven Flächen im gleichen Zeitraum regenerieren bzw. absorbieren können, ist der Verbrauch der betreffenden Bevölkerung nachhaltig, d. h. die Befriedigung des Konsumbedarfs der Bevölkerung auf Dauer möglich. Werden jedoch Ressourcen schneller verbraucht, als sie regeneriert werden können, und wird mehr CO2 ausgestoßen, als die Ökosysteme absorbieren können, spricht man von »ökologischem Overshoot«. Eine Zeit lang lässt sich eine solche Übernutzung verkraften; einzelne Länder, deren Verbrauch und Emissionen ihre regionale Biokapazität übersteigen, können ihren überschießenden Verbrauch zusätzlich durch Handel mit anderen Ländern oder durch Inanspruchnahme fremder Ökosysteme decken, z. B. im Fall von CO2-Emissionen, die von den Wäldern in anderen Teilen der Welt absorbiert werden.
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