Kinder, Kinder! Die Familienpolitik Deutschlands (German Edition) by Wolf Cornelia & Koßurok Anja & Pickert Kathleen & Stoffels Peter
Autor:Wolf, Cornelia & Koßurok, Anja & Pickert, Kathleen & Stoffels, Peter [Wolf, Cornelia]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kinderbetreuung, Rollenverteilung, Elterngeld, Familienpolitik
Herausgeber: Science Factory
veröffentlicht: 2013-08-23T00:00:00+00:00
Kinderlosigkeit als eigentliche Dramatik des Geburtenrückgangs
Die tatsächliche Problematik des Geburtenrückgangs liegt nicht vorwiegend bei der niedrigen durchschnittlichen Kinderzahl pro Frau, sondern vielmehr darin, dass immer mehr Deutsche zeitlebens ohne Kinder bleiben. (vgl. z.B. Scholz 2006, 10; Statistisches Bundesamt 2009, 10) Auch wenn nach wie vor die Mehrheit der Frauen Kinder hat, war im Verlauf der letzten Jahre ein konstanter Anstieg der kinderlosen Frauen zu beobachten. Von den 30,6 Millionen Frauen[70], die im Jahr 2008 in Deutschland lebten, hatten 20,5 Millionen Kinder und 10,1 Millionen lebten ohne. Dabei lag die Zahl der kinderlosen Frauen mit 11% und 12% bei den Jahrgängen 1933 bis 1948, also den 60 bis 64 Jährigen, noch verhältnismäßig niedrig. Bei den folgenden Jahrgängen ist dann bereits eine steigende Tendenz hin zur Kinderlosigkeit zu beobachten. Demnach haben bei den Jahrgängen zwischen 1964 und 1968 21% und bei den 25 bis 29 Jährigen bereits 69% keine Kinder. Wobei hier zu bedenken ist, dass die jüngeren Jahrgänge insbesondere die unter 35 Jährigen noch Kinder bekommen können. (vgl. Statistisches Bundesamt 2009, 9f)
Die Kinderlosigkeit Deutscher geht dabei stark mit ihrem Bildungsstand einher. Je höher dieser ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Frauen und Männer ihr ganzes Leben kinderlos bleiben. Dementsprechend hatten in Westdeutschland 26% der Frauen ab 40 Jahren mit hohem Bildungsstand keine Kinder bei sich im Haushalt. Dieser Anteil ist damit deutlich höher als bei Frauen desselben Alters mit mittlerem Bildungsstand. Hier lebten 16% ohne Kinder. Im Vergleich zu Frauen mit niedriger Bildung, bei denen 11% kinderlos sind, ist der Anteil sogar doppelt so hoch. Sehr auffällig und auch in Politik und Öffentlichkeit immer wieder eindringlich diskutiert, ist die durchschnittlich hohe Kinderlosigkeit bei Akademikerinnen[71], hier vor allem bei den westdeutschen Akademikerinnen. Demnach haben 28% der 40 bis 75 Jährigen mit akademischem Abschluss keine Kinder. Auch die Kinderanzahl pro Frau verändert sich mit dem Bildungsstand. Je höher der Bildungsstand ist, desto seltener haben Mütter 3 oder mehr Kinder. Diesbezüglich haben Frauen mit niedrigem Bildungsabschluss zu 39% 3 oder sogar mehr Kinder. Frauen mit mittlerem Bildungsstand hingegen lediglich zu 21%. Noch geringer ist die Zahl der Mütter mit hohem Bildungsstand. Von ihnen hatten nur 19% 3 oder mehr Kinder. (vgl. Statistisches Bundesamt 2009, 25ff)
Im Folgenden soll kurz auf die Gründe für die Kinderlosigkeit eingegangen werden, wobei diese Ursachen so komplex sind, dass im Rahmen dieser Arbeit lediglich ein kleiner Einblick gewährt werden kann. Die steigende Kinderlosigkeit beruht nicht, wie angenommen werden könnte, auf einer grundlegenden Abkehr von der Familie oder einer nachlassenden Wertschätzung für Kinder, sondern sie ist vielmehr das Ergebnis des Zusammentreffens vieler Faktoren. Als wichtige Gründe den Wunsch nach einem Kind aufzuschieben oder ihn sogar aufzugeben können hierbei die eigenen Erlebnisse in der Herkunftsfamilie, Kostenüberlegungen, Bewertungen der Berufs- und Erwerbschancen, das zu erwartende Einkommen oder auch die Qualität der Partnerschaft gesehen werden. In wissenschaftlichen Diskursen werden in der Regel wirtschaftliche Theorieansätze zur Erklärung der Kinderlosigkeit herangezogen. Dabei wird der Abwägungsprozess für oder gegen ein Kind im Sinne einer Kosten-Nutzen-Analyse erklärt, wobei der Nutzen im emotionalen Bereich liegt und damit schwer zu bestimmen ist und die Kosten, die direkten und indirekten Investierungen für Kinder bzw.
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