Kinder der Nacht by Dan Simmons

Kinder der Nacht by Dan Simmons

Autor:Dan Simmons
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-10-01T16:00:00+00:00


Weder im Foyer noch in der Diele brannte Licht. Lucian klickte ein Feuerzeug an, worauf Kate gesprungene und schmutzige Fliesen und einen Flur sehen konnte, der fast völlig mit Kartons und Kisten zugestellt war. Als sie Lucian folgte, der sich zwischen den Kisten hindurchzwängte, konnte sie sehen, daß die Kisten mit Aufschriften wie PANASONIC und NIKE und SONY und LEVI‘S versehen waren. Am Ende des Flurs befand sich eine geschlossene Metalltür. Lucian klopfte zweimal, wartete eine Sekunde und klopfte dann einmal. Die Tür ging quietschend auf, Lucian klickte das Feuerzeug aus und trat beiseite, um Kate den Vortritt zu lassen.

Das Zimmer war groß, mindestens zwanzig Meter im Quadrat, und an den Wänden stapelten sich noch mehr Kisten und Kartons. Eßtische und Plastikstühle lagen auf einer Seite durcheinander, ein einziger Tisch mit einer Laterne darauf war am gegenüberliegenden Ende des Raums aufgestellt worden. Der dunkelhäutige, bärtige Mann, der ihnen die Tür aufgemacht hatte, deutete auf diesen Tisch und trat in den Schatten zurück.

Drei Männer saßen an dem Tisch; bei zweien handelte es sich eindeutig um Eintreiber - schwarze Ledermäntel, Hälse breiter als die Köpfe, ausdruckslose Blicke -, aber der dritte war ein kleiner Mann mit einem armseligen Bartflaum und Aknenarben, die man selbst aus der Entfernung sehen konnte. Er winkte Kate und Lucian zum Tisch.

»Setzen«, sagte er auf englisch und deutete auf zwei Klappstühle.

Kate blieb stehen.

»Das ist Amaddi«, sagte Lucian. »Er und ich haben ... früher schon Geschäfte gemacht.«

Der kleine Mann grinste und ließ überaus weiße Zähne sehen. »Ein Sony-Diskman ... ein Onkyo-Stereoempfänger ... fünf Paar Levi's 501 ... vier Paar Nike-Schuhe, einschließlich der neuen Nike-Air-Laufschuhe ... ein Abo für den Playboy. Ja, wir haben gute Geschäfte gemacht.«

Lucian verzog das Gesicht. »Du hast ein gutes Gedächtnis.«

Der junge Araber sah Kate an. »Sie Amerikanerin?«

Es war keine Frage, daher versuchte Kate erst gar nicht zu antworten.

»Was möchten Sie gerne kaufen, Madame? Möglicherweise Geld? Ich kann Ihnen einen Kurs von zweihundertfünfzig Lei pro Dollar bieten. Vergleichen Sie das mit dem offiziellen Kurs von fünfundsechzig Lei pro Dollar.«

Kate schüttelte den Kopf. »Ich möchte Informationen kaufen.«

Amaddi zog die Brauen hoch. »Gute Informationen sind immer ein seltenes Gut.«

Kate kramte in der Handtasche. »Ich bin bereit, für dieses spezielle Gut zu bezahlen. Lucian hat gesagt, Sie arbeiten für die Nomenklatura.«

Amaddis Brauen waren hochgezogen geblieben, jetzt lächelte er verhalten. »In diesem Land, Madame, arbeitet jeder für die Nomenklatura.«

Kate kam einen Schritt näher an den Tisch. »Ich habe Grund zu der Vermutung, daß Mitglieder der Nomenklatura meinen Adoptivsohn entführt und von Amerika nach Bukarest gebracht haben. Zumindest aber nach Rumänien. Ich möchte ihn finden.«

Amaddi blinzelte eine ganze Weile nicht. »Und warum ... in diesem Land mit zu vielen ungewollten Kindern ... warum sollte jemand, Nomenklatura oder Bauer ... noch ein Kind stehlen?«

Kate sah dem jungen Mann in die Augen. In dem schlechten Licht sah es aus, als wäre die Iris vollkommen schwarz. »Ich bin nicht sicher, warum. Mein Sohn - Joshua - kam vor einem Jahr in Rumänien zur Welt. Obwohl er ein Waisenkind war, wollte ihn jemand wiederhaben. Jemand Wichtiges.



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