Killeralgen by Clive Cussler
Autor:Clive Cussler
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2012-03-02T11:40:57+00:00
22
Cavendish hatte einen grandiosen Rausch. Der Engländer hatte sich den Rabenschnabel auf den Kopf geschoben, um seinem rosigen Mund ungehinderten Zugang zu seinem Weinglas zu gestatten. Er hatte während des gesamten im mittelalterlichen Stil gestalteten Dinners Wein in sich hineingeschüttet und damit die exotischen Wildgerichte – alles von Lerche bis zu Wildschwein – hinuntergespült wie ein menschlicher Müllschlucker. Austin aß aus Höflichkeit nur eine Kleinigkeit, trank gelegentlich einen kleinen Schluck Wein und riet Skye, seinem Beispiel zu folgen. Wenn sein Instinkt ihn nicht täuschte, würden sie einen klaren Kopf brauchen.
Sobald die Dessertteller abgedeckt waren, erhob Cavendish sich schwankend von seinem Platz und klopfte mit einem Löffel gegen sein Weinglas. Alle Blicke richteten sich auf ihn. Er hob sein Glas. »Ich möchte einen Toast auf unseren Gastgeber und unsere Gastgeberin ausbringen.«
»Hört, hört«, riefen die anderen Gäste in weinseliger Laune und hoben ebenfalls ihre Gläser.
Ermutigt durch diese Reaktion lächelte Cavendish. »Wie viele von Ihnen wissen, bestehen zwischen den Familien der Fauchards und der Cavendishs jahrhundertalte Beziehungen. Wir alle wissen, wie die Fauchards sich den Cavendish-Prozess zum Schmieden von Stahl auf Großmengenbasis, äh, ausgeliehen haben und damit ihren eigenen Aufstieg sicherten, während meine Familie von der Bildfläche abtrat.«
»So ist es nun mal im Krieg«, kommentierte der Affe aus Der Mord in der Rue Morgue.
»Darauf trinke ich.« Cavendish nahm einen Schluck aus seinem Weinglas. »Unglücklicherweise, oder glücklicherweise, wenn man bedenkt, wie leicht und häufig Fauchards tödliche Unfälle erleiden, haben wir nie in ihre Familie eingeheiratet.«
»So ist es nun mal mit der Liebe«, sagte die Frau im Glockenkostüm. Die Gäste am Tisch applaudierten lautstark.
Cavendish wartete, bis das Gelächter verstummt war, und sagte dann: »Ich wage zu bezweifeln, dass das Wort Liebe jemals in diesem Haushalt ausgesprochen wurde. Aber jeder kann lieben. Wie viele Familien können sich damit brüsten, ganz alleine den Krieg, der alle Kriege beenden sollte, begonnen zu haben?«
Bedrücktes Schweigen senkte sich auf den Tisch herab. Die Gäste blickten verstohlen zu Madame Fauchard, die zusammen mit ihrem Sohn zu ihrer Rechten am Kopfende des Tisches saß. Sie behielt ihr wächsernes Lächeln bei, das sie während der Ansprache gezeigt hatte, doch ihre Augen versprühten die gleiche Hitze, die Austin bemerkt hatte, als Skye ihre Sterblichkeit erwähnte.
»Monsieur Cavendish ist ein wahrer Schmeichler, aber er übertreibt den Einfluss der Fauchards«, sagte sie mit kühler Stimme. »Es gab viele Gründe für den Ersten Weltkrieg. Habgier, Dummheit und Arroganz, um nur ein paar zu nennen. Jede Familie in diesem Raum war Teil der chauvinistischen Bande, die den Krieg vorantrieben, der uns alle reich gemacht hat.«
Cavendish ließ sich dadurch nicht entmutigen. »Ehre, wem Ehre gebührt, meine liebe Racine. Es stimmt, dass wir Waffenproduzenten die Zeitungen besaßen und die Politiker bestachen, die nach Krieg schrien, aber es waren die Fauchards in ihrer grenzenlosen Weisheit, die dafür bezahlten, dass der Großherzog Ferdinand erschossen wurde, und so die Welt in ein blutiges Inferno stürzten. Wir alle kennen auch die Gerüchte, dass Jules Fauchard sich von dieser Bande trennte und so für seinen vorzeitigen Abschied von dieser Welt sorgte.«
»Monsieur Cavendish«, sagte Madame Fauchard, und in ihrer Stimme lag ein bedrohliches Knurren.
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